Kulturschiene

Sebastian Klussmann im Lokschuppen: Der König der Besserwisser

Sebastian Klussmann, bekannt aus der ARD-Sendung „Gefragt – Gejagt“, zeigte im Heidenheimer Lokschuppen nicht nur, wie man Wissen sammelt und behält, sondern auch, wie man mit Humor und Neugier das Publikum für kluge Köpfe begeistert.

Die Kulturschiene 2024/2025 biegt so langsam auf die Zielgerade ein. Am vorletzten Termin betrat der gebürtige Berliner Sebastian Klussmann die Bühne im Heidenheimer Lokschuppen. Der in Deutschland als „Besserwisser“ aus der beliebten ARD-Quizshow „Gefragt – Gejagt“ bekannt gewordene, mehrfache Quiz-Europameister und Sieger der Quiz-Olympiade 2021 strahlte über alle Backen, als er am vergangenen Mittwoch erstmals seine Visitenkarte in Heidenheim abgab.

„Lernen lernen“ als Wissenschaft

Das Gute und Wichtigste vorneweg: Auch Sebastian Klussmann besitzt keinen Zaubertrank, um seine Schaltzentrale zu Höchstleistungen zu animieren. Der Ehrenvorsitzende des deutschen Quizvereins erläuterte im ersten Teil des Abends seine Geheimnisse nachhaltigen und optimalen Lernens. So beschrieb er detailliert, dass er mit all seinen Sinnen arbeitet, um sich Wissen anzueignen. Die eigene Einstellung und Erwartungshaltung spiele eine gewichtige Rolle. Hierzu erörterte das Sprachtalent (unter anderem gehören Chinesisch und Japanisch zu seinem Sprachschatz) seine intrinsische Motivation. Für Sebastian Klussmann ist Wissen die Befriedigung seiner eigenen Erwartungshaltung. Das „wandelnde Lexikon“ gibt sich grundsätzlich nicht mit Wissenslücken zufrieden – wenn er etwas nicht weiß, recherchiert er es. Das war schon als kleines Kind so, als er alle Hauptstädte wusste oder sich eine Vielzahl an Fußballern merken konnte. Ohne Interesse lässt sich kein Wissensaufbau tätigen und ohne Eselsbrücken schon gar nicht.

Sebastian Klussmann erläuterte anhand einiger Persönlichkeiten Eselsbrücken zum Heidenheimer Straßennetz. Foto: Rudi Penk

Dabei hielt Klussmann keinen Powerpoint-Overkill, sondern band das Publikum immer wieder in seine Gedanken ein. Er erläuterte anhand von Bildern einiger Persönlichkeiten (darunter Chirurg Ferdinand Sauerbruch oder Publizist Ludwig Pfau) Eselsbrücken zum Heidenheimer Straßennetz. Wer sich schon immer fragte, woher die Sauerbruchstraße stammt, wurde in dieser Veranstaltung aufgeklärt. Neugierde ist ein wesentlicher Faktor, um Wissen zu erlangen.

Klussmann reist so gut wie nie an denselben Ort, geht gerne Umwege oder bestellt sich im Restaurant bevorzugt Dinge, die er noch nie ausprobiert hat. Zudem bekam die gute alte Karteikarte ein Loblied. Was macht denn nun den Unterschied zum „Nicht-Besserwisser“ – also denjenigen „Quizgöttern“, die vor der Flimmerkiste sitzen und damit prahlen, in anderen Quiz-Formaten die Jackpot-Frage souverän gemeistert zu haben, um zwei Tage später an der simplen Auftaktfrage zu scheitern und sich zum Gespött einer ganzen Nation zu machen? Richtig: die Intensität und Umsetzung seiner Strategien. Mit viel Beharrlichkeit, Willen, aber auch Spaß lernt Klussmann jeden Tag hinzu – und speichert sein erlangtes Wissen langfristig und gewinnbringend ab. Klingt einfach, ist aber so.

Mit den Worten „Niemand mag Besserwisser“ persiflierte sich Klussmann selbst und läutete eine Q&A-Session ein. Die Zuschauer durften Fragen stellen, die Klussmann auf lockere und charmante Art und Weise beantwortete. Spätestens hier war das Eis endgültig gebrochen und Klussmann gab tiefe Einblicke in seine Rolle als Jäger bei „Gefragt – Gejagt“.

Sebastian Klussmann gibt den Alexander Bommes

In der zweiten Hälfte der Show wollte Klussmann testen, was das Heidenheimer Publikum wissenstechnisch so alles auf dem Kasten hat und ob die im ersten Teil des Abends erörterten Lernstrategien bereits Früchte tragen sollten. Er drehte den Spieß um und mimte den Moderator Alexander Bommes, den er sonst im Vorabendprogramm der ARD so regelmäßig mit seiner Weisheit zur Weißglut bringt. 22 knackige Fragen platzierte Klussmann an sein Publikum, das sich zu Teams zusammenfand, um den Hauptgewinn des Abends (Gutscheine der Stadtbibliothek) einzuheimsen.

Fragen wie „Welcher Verein ist Rekord-Vizemeister der Fußball-Bundesliga?“ sorgten für spätabendliche Gehirnakrobatik im Lokschuppen. Immerhin drei Teams erreichten 16 der 22 möglichen Punkte und mussten in einer Schätzfrage den Sieger ermitteln. Klussmann attestierte dem Heidenheimer Publikum ein beachtliches Wissen und gratulierte den Gewinnern höchstpersönlich.

So locker und cool Sebastian Klussmann im Fernsehen rüberkommt, so authentisch verkaufte er sich auch auf der Bühne. Er schaffte es, seine Lernstrategien in amüsanter Form zu präsentieren und das Publikum gekonnt einzubinden. Die knapp 170 Zuhörer waren von der Darbietung sehr angetan und erlebten einen bunten Abend in gelöster Atmosphäre.

Saisonfinale im Lokschuppen

Der Cartoonist Pierro Mastalerz wird am 14.05.2025 mit seinem Programm „Halt die Fresse, Rapunzel!“ die Kulturschiene der Saison 2024/2025 abschließen und sich einen verbalen Schlagabtausch mit seinen animierten Comicfiguren liefern. Los geht’s um 20 Uhr im Heidenheimer Lokschuppen. Für die kommende Saison befinden sich bereits interessante Künstler in der Pipeline.

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