Die rote Zipfelmütze lässt es erahnen: Kasperls Element ist, na klar, das Feuer. Bei Seppel scheiden sich die Geister. Erde, sagen die einen. Wasser, meinen die anderen. Welche Elemente die beiden Helden des Kasperletheaters repräsentieren, sind in der Tat Fragen, denen man auf dem Schlossberg nachgeht. Im Heidenheimer Naturtheater steht „Der Räuber Hotzenplotz“ als das diesjährige Kinderstück auf dem Programm. Die Hauptdarstellerinnen und -darsteller haben sich im Vorfeld natürlich intensiv mit ihren Rollen beschäftigt.
„Kasperl hat viel Temperament. Er will immer gleich loslegen“, ist sich Lara Marie Glatz (15) sicher. Auf der Freilichtbühne verkörpern sie und Charlotte Eckle (14) alternierend den komischen Helden. Mit der energiegeladenen Art Kasperls können die beiden sich bestens identifizieren. Ähnlich geht es Jakob Dierolf (13) und Darian Falkenstein (14) mit ihrer Rolle. Die beiden spielen Kasperls besten Freund Seppel. „Der ist ein bisschen langsam im Kopf und eher ein Mitläufer, vor allem aber ein treuer Freund“, findet Jakob Dierolf. „Genau“, bestätigt Darian Falkenstein. Nur bei Seppels Element, da sind sich die beiden nicht ganz einig. Erde? Oder doch lieber Wasser? Am Ende lautet der Kompromiss: trübes Wasser.
Gänzlich frei von Element-Metaphern hat sich Karsten Tanzmann auf die Rolle des Räubers Hotzenplotz vorbereitet. „Für mich ist das eine klassische Kasperle-Geschichte, in der die Erwachsenen die Blöden und die Kinder die Schlauen sind“, sagt der 58-Jährige. Es sei schön, einmal einen doofen Erwachsenen zu spielen, auch wenn Hotzenplotz unter den „Großen“ noch der Klügste sei.
In dem von Ben Retetzki inszenierten Stück stiehlt der Titel-Räuber die Kaffeemühle der Großmutter. Kasperl und Seppel machen sich daraufhin auf die Suche nach dem Schurken in der Hoffnung, ihn stellen und das Diebesgut zurückbringen zu können. Freilich geht unterwegs so einiges schief, nicht zuletzt aufgrund der Dummheit der erwachsenen Charaktere.
Die klassische Rollenverteilung fällt laut den beiden Kasperl-Darstellerinnen gar nicht unbedingt sofort auf. „Oft realisiert man die Dummheit der Erwachsenen erst in der darauffolgenden Szene“, findet Charlotte Eckle. „Wenn Kasperl und Seppel beispielsweise ihre Mützen tauschen, um nicht erkannt zu werden, ist das eigentlich gar keine so gute Idee. Die erwachsenen Charaktere fallen aber trotzdem darauf rein“, erklärt Lara Marie Glatz. Letztlich seien es gerade deshalb in erster Linie die Erwachsenen, die laut Karsten Tanzmann die größte Wandlung in dem Stück durchlaufen. „Am Ende merken sie, dass nur die Kinder es geschafft haben, Hotzenplotz zu schnappen.“
Die Dynamik der jungen Menschen sei nicht nur im Drehbuch, sondern auch auf und hinter der Bühne zu spüren: „Das ist eine unheimliche Power, mit der die spielen“, lobt Tanzmann das Ensemble. „Sie treiben einander an, ohne jemanden dabei auflaufen zu lassen. Höchstens ich selbst bräuchte vielleicht ein Vokabelheft für die Jugendsprache, die sie in den Pausen benutzen“, sagt Tanzmann und lacht.
Premiere von „Der Räuber Hotzenplotz“
Der Kinderliteratur-Klassiker „Der Räuber Hotzenplotz“ feiert im Naturtheater am 15. Juni Premiere – an einem Samstag, anders als die Sonntagspremieren der vergangenen Jahre. Tickets gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim und unter laendleevents.de.