So entstand Ralf Kastners erste Ausstellung in der "Barracuda"-Bar
Sekretär: Die meisten Menschen mögen diesen Begriff mit einem gewissen Möbelstück assoziieren, manche vielleicht sogar mit der männlichen Form einer Sekretärin. Nicht so Ralf Kaster. In ihm weckt der Sekretär das Bild eines in der afrikanischen Steppe heimischen, langbeinigen Greifvogels. Überhaupt hat Kastner ein ausgeprägtes Faible für Tiere, etwa für Schwäbisch-Hällische Landschweine oder – ganz banal – für Katzen. Inspiriert von der Fauna, widmet sich der 59-Jährige seit einem Jahr intensiv der Malerei. In der Heidenheimer Bar "Barracuda" stellt Kaster ab 23. November erstmals seine Werke für die Öffentlichkeit zugänglich aus.
Tiere mögen Kastner am meisten liegen, seine Leidenschaft fürs Malen hatte ihren Ursprung jedoch in einem Selbstporträt. Der ursprünglich aus Herbrechtingen stammende Kastner lebt in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft der Lebenshilfe Heidenheim. Betreuerinnen und Bewohner waren sich eines Tages einig: Die WG könnte etwas mehr Farbe vertragen.
Hobbymaler Ralf Kastner: Mehr als 1000 Bilder in einem Jahr
Neben einem neuen Anstrich des Treppenhauses wurden die Bewohnerinnen und Bewohner ermuntert, Selbstporträts zu malen. Ralf Kastner fand schnell Gefallen an dem Handwerk: "Das sich das so entwickelt, hätte ich aber nicht gedacht", erzählt er. Diese Entwicklung, das sind mehr als 1000 Bilder, die seit Beginn entstanden sind. Eine kleine Auswahl wird nun für mehrere Wochen unter dem Titel "Ralfs Tierwelten" zu sehen sein. Der Name scheint wie gemacht fürs "Barracuda": Denn wie wir wissen, gehört der Barrakuda beziehungsweise Pfeilhecht als Raubfisch ebenfalls zur Tierwelt.
Das Werkzeug seiner Wahl stellt für Kaster in erster Linie der Buntstift dar. Dutzende davon hat er in seinem WG-Zimmer fein säuberlich nach Farben sortiert. "Ich habe zu Beginn ab und zu auch Acryl- oder Wachsmalfarben mitgebracht", berichtet Ellen Läpple, eine der Betreuerinnen der WG. "Aber Ralf hat immer zum Buntstift gegriffen und dabei seinen eigenen Stil immer weiter entwickelt." Läpples Kollegin Dorothee Schenck pflichtet ihr bei: Es sei schön, mitanzusehen, wie jemand sein Potenzial entwickle. "Und wir freuen uns, dass Ralf mit dem Malen nie aufgehört hat", so Schenck.
Handarbeit liegt Kastner alles andere als fern. Seit 2007 arbeitet er in der Metallabteilung der Lebenshilfe, zwischendurch hat er sechs Jahre bei Intec in Gerstetten verbracht. Mit der Ausstellung im "Barracuda" wolle die Lebenshilfe unter anderem aufzeigen, wie normal das Leben im betreuten Wohnen sein und welche positiven Auswirkungen Kunst auf die Menschen haben kann. "Inzwischen sieht Ralf die Welt fast schon mit den Augen eines Malers. Draußen sucht und findet er immer wieder neue Ideen für Motive", erzählt Läpple.
Ralf Kastner selbst freut sich auf die Ausstellung: "Das ist toll. Ich bin auch nicht nervös", sagt der 59-Jährige nur knapp und lacht. Mit der stetig ansteigenden Zahl seiner Bilder scheint auch sein Selbstvertrauen zu wachsen. So sehr, dass sich Kastner mittlerweile sogar eine weitere, zweite Ausstellung vorstellen kann. Eines Tages.
Ausstellung im "Barracuda" Heidenheim bis 20. Dezember
Die Ausstellung "Ralfs Tierwelten" wird am Donnerstag, 23. November, ab 18 Uhr mit einer Vernissage im Heidenheimer "Barracuda" eröffnet. Alle Interessierten sind eingeladen, der Eintritt ist frei. Zu sehen gibt es die Ausstellung bis Mittwoch, 20. Dezember. Der Großteil der ausgestellten Bilder kann erworben werden, eine Preisliste liegt aus. Von dem Erlös, so Ralf Kastner, wolle er seine Mitbewohnerinnen zum Essen einladen.