Auf geht’s in die neue Runde der Heidenheimer Kulturschiene. Bis Mai 2025 verspricht die Reihe ein abwechslungsreiches und kunterbuntes Programm. Bleiben wir zunächst in der Gegenwart und greifen das Wörtchen kunterbunt auf – ein angemessenes Wording für den Auftritt von Luksan Wunder. Die „Wundertütenfabrik“ gastierte im Lokschuppen und präsentierte mit ihrem Programm „Die Liveshow – WTFM 100, Null“ Comedy im Internetformat. Gegründet wurde Luksan Wunder 2015 von Sandro De Lorenzo und Charlotte Hübsch.
Zum kreativen Ensemble gehörten an diesem Abend auch Felix Römer und Jan Geuer, während Martin Kölker-Heinrich den Platz am Mischpult einnahm. Seit 2019 tritt Luksan Wunder live auf und präsentiert eine Show aus unterschiedlichen Stilrichtungen, darunter Kabarett, Sketche, Stand-up-Comedy, Parodie, Video-Comedy und Musik – über 1920 Webvideos habt Luksan Wunder veröffentlicht – der gleichnamige Youtube-Kanal hat zwischenzeitlich mehr als 120.000 Abonnenten.
Das klingt anders als die sonst bekannten Comedy- und Kabarettformate und in der Tat: Das Programm war an diesem Abend schrill, laut, deftig und plakativ. Wer unter regelmäßigem Sekundenschlaf leidet oder auf einen kurzen Powernap nicht verzichten kann, lief Gefahr, ganz schnell den Anschluss zu verpassen. Das angeschlagene Tempo war so hoch, dass man kaum Zeit zum Luft holen bekam.
Die Bühnenleinwand war im Lokschuppen ein zentrales Accessoire
Mit den einleitenden Worten „Heute wird alles ein bisschen weird (seltsam) und vulgär“ begrüßte Felix Römer die knapp 100 Besucher. Das Ensemble stieg mit dem Song „Schon ’n bisschen weird“ in den Abend ein. Im Laufe der Veranstaltung sollte sich insbesondere eine Bühnenleinwand als zentrales Accessoire herauskristallisieren.
Die „Tagesschau für die junge Generation“ kam ziemlich lässig rüber und in zahlreichen Werbeblöcken wurden bekannte Marken wie Seitenbacher oder Sanostol durch den Kakao gezogen. Ein wichtiger Bestandteil des Abends waren die „Literal Videos“. Hier werden Musikvideos parodiert, bei denen der von Luksan Wunder vorgetragene Text beschreibt, was im Video passiert, und damit den eigentlichen Songtext ersetzt. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht.
So bekamen Titel von Xavier Naidoo, den Amigos oder Udo Lindenberg/Apache 207 eine völlig neue Bedeutung. Auch im Witze-Erzählen zeigten sich Sandro De Lorenzo und Felix Römer erfinderisch und ließen das Publikum entscheiden, welche Jokes sie in der nächsten Show in München wieder vortragen werden.
„Wie Sprachen klingen für Nichtmuttersprachler“ erörterte die aus Berlin und Freiburg stammende Künstlergruppe in ihrem Format und formulierte dabei Wortschätze aus den Niederlanden oder Frankreich, ehe das Thema in die Musik-Ecke driftete und Leonard Cohen oder Clubmusik zum Besten gegeben wurde. Der Song „Ich wünsch’ dir“ ist eine verbale Kante und erinnert an die Kultband „Die Ärzte“. Hier packte Luksan Wunder nochmals die volle Breitseite aus, ehe das Liebeslied „Alles, was du liebst, stirbt“ den Schlusspunkt markierte – natürlich durfte die vom Publikum geforderte Zugabe nicht fehlen.
Hohe Gagdichte, aber nicht für allzu sensible Gemüter geeignet
Ein allzu sensibles Gemüt sollte man nicht gerade haben, um die zum Teil deftigen verbalen Attacken von Luksan Wunder zu genießen. Wer diese Stufe mental überschritten hatte, konnte einen abwechslungsreichen Abend auf sich wirken lassen. Dass nicht jeder Joke und Spruch sitzen sollte, ist bei der hohen Gagdichte verzeihbar.
Steigerungspotenzial hingegen gibt es sicherlich beim Publikumszuspruch – da hätte man zum Saisonauftakt gerne ein paar Comedyfreunde mehr begrüßt. Bereits nächsten Sonntag besteht die Möglichkeit, diese Statistik nach oben zu schrauben: Dann betritt Philipp Scharrenberg die Bühne im Lokschuppen.
So geht es weiter mit der Kulturschiene
Ein Überblick über die kommenden Veranstaltungen, immer um 20 Uhr: 20. Oktober, Lokschuppen: Philipp Scharrenberg – Verwirren ist menschlich; 14. November, Lokschuppen: The Jakob Manz Project – The Answer; 12. Dezember, Lokschuppen: Theater Lindenhof – Gaisburger Marsch; 16. Januar, Konzerthaus: Starbugs Comedy – Jump! Reloaded; 6. Februar, Lokschuppen: Bodo Bach – Das Guteste aus 20 Jahren; 14. März, Lokschuppen: Maddin Schneider – Schöne Sonndaach; 9. April, Lokschuppen: Sebastin Klussmann – Besserwissen mit dem Besserwisser; 14. Mai, Lokschuppen: Piero Masztalerz – Halt die Fresse, Rapunzel!