Prestigeobjekte sehen anders aus. Gleichwohl sind sie unverzichtbar: Kläranlagen. Mitunter spielt deshalb sogar der örtliche Musikverein, wenn sie offiziell ihren Betrieb aufnehmen. So wie im Juli 1981 in Schnaitheim. Als jetzt über den Austausch zweier Förderschnecken diskutiert wurde, blieben festliche Klänge zwar aus, Misstöne waren aber ebenso wenig zu hören. Stattdessen gab’s trotz beachtlicher Kosten ein einstimmiges Votum des Technik- und Umweltausschusses.
Knapp viereinhalb Jahrzehnte Dauerbetrieb haben ihre Spuren hinterlassen: Die beiden Trockenwasserschnecken, die das ankommende Abwasser auf die Ebene der eigentlichen Kläranlage befördern, weisen laut Gerhard Horlacher, dem Leiter des Fachbereichs Bauen „mittlerweile so einen Abrieb auf, dass Wirkungsgrad und Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben sind“.
Schneckenhebewerke haben eine lange Lebenszeit
Auf Nachfrage von Stadtrat Ralf Willuth (Freie Wähler) versicherte Horlacher, bis zu einem Höhenunterschied von fünf oder sechs Metern entsprächen Schneckenhebewerke nach wie vor dem Stand der Technik. Sie verfügten über eine lange Lebenszeit „und sind an dieser Stelle einfach ideal“. Pumpen seien wartungsintensiver und nicht vor Defekten gefeit.
Noch nicht ersetzt werden muss eine Regenwasserschnecke. Sie läuft nur bei starken Niederschlägen, ist folglich deutlich seltener in Betrieb und daher von einem geringeren Verschleiß betroffen. Ob dieser grundsätzlich durch den Einbau eines Siebs verringert werden könnte, wollte Michael Rieck (CDU) wissen. Horlacher entgegnete, dass viel angeschwemmtes Material zurückgehalten werde, „aber manches, wie zum Beispiel Sand, kommt eben durch“.
Stromverbrauch soll deutlich sinken
Gleichzeitig verwies er auf einen wirtschaftlichen Aspekt, der mit dem Austausch der auf den Weg gebrachten Förderschnecken einhergehen soll: „Wir versprechen uns die Einsparung von 30.000 Kilowattstunden Strom, also etwa so viel, wie zehn Vier-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen.“
Angesichts dieser Perspektive und der beschlossenen Investition stellte Michael Kolb (CDU) die Frage in den Raum, ob es Pläne dafür gebe, das Schnaitheimer Klärwerk wie bereits mehrere Städte und Gemeinden aus dem Landkreis an die Mergelstetter Anlage anzuschließen. Sie wird derzeit für viele Millionen Euro auf den neuesten Stand gebracht. „Spannende Frage“, fasste Horlacher in zwei Worten einen Sachverhalt zusammen, hinter dem sich eine Reihe von Aspekten verbergen.
Grundsätzlich sei es wirtschaftlicher, nur eine Kläranlage zu betreiben, sagte Horlacher. Allerdings sei eine solche erst nach 40 bis 50 Jahren abgeschrieben. In Schnaitheim wurde im Oktober 2005 eine umfassende Sanierung abgeschlossen. Der Fachbereichsleiter geht deshalb davon aus, „dass Schnaitheim noch 30 Jahre in Betrieb sein wird“. In technischer Hinsicht scheint das bis auf Weiteres problemlos möglich sein, bescheinigen die Experten der Anlage doch, gute Werte zu liefern.
Grundsätzlich könnte das in Schnaitheim ankommende Abwasser zwar in Mergelstetten gereinigt werden. Es zuvor durch die gesamte Stadt zu leiten, stellte nach Horlachers Einschätzung allerdings eine „Herausforderung“ dar. Anders sieht es derweil beim Klärschlamm aus. Er wird zur weiteren Behandlung schon heute von Schnaitheim nach Mergelstetten transportiert. Unterm Strich bleibt für Horlacher „ein Generationenkonzept, das wir im Hinterkopf haben“.

Von Prof. Ulrich Schrade (Grüne) auf Überlegungen angesprochen, Regen- und Schmutzwasser zu trennen, erläuterte Horlacher, dass es solche Systeme beispielsweise im Fürsamen und im Mittelrain bereits gebe. In allen neuen Wohngebieten sei diese Aufteilung obligatorisch.
Neubau kostete 9,5 Millionen Mark
Als die Schnaitheimer Kläranlage im Juli 1981 nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht wurde, bescheinigten Experten ihr einen Reinigungsgrad von 95 Prozent. Die 9,5 Millionen Mark, die die Stadt Heidenheim mit staatlicher Unterstützung und finanzieller Beteiligung der Gemeinde Nattheim aufgebracht hatte, galten als vorbildliche Investition in den Umweltschutz. Ausgelegt war das Vorhaben auf täglich 13.000 Kubikmeter Abwasser aus Schnaitheim (einschließlich Mittelrain), Aufhausen und Nattheim.
Dem Entfernen von Stickstoff und Phosphor aus dem Wasser galt besonderes Augenmerk, als die Kläranlage zwischen 2002 und 2005 für 4,5 Millionen Euro modernisiert wurde. Grundsätzlich gehe es darum, „aus dem Fluss zu entfernen, was wir alle, Bürger, Gewerbe und Industrie, hineingetan haben“, sagte nach Abschluss der Arbeiten Prof. Ulrich Rott vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart. In der Schnaitheimer Anlage gelang das auf Anhieb derart gut, dass auf einen teuren Neubau der Tropfkörper verzichtet werden konnte.
Für den jetzt abgesegneten Austausch der beiden Förderschnecken sind rund 350.000 Euro veranschlagt. Bereits seit Oktober 2024 liegt der Stadtverwaltung ein Förderbescheid des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz über 98.900 Euro vor.