Zwei Drittel der Einzelhändler in Deutschland sind unzufrieden und beklagen schlechtere Umsätze im Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr. So das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage unter mehr als 350 Unternehmen vom Handelsverband Deutschland. Der Grund für die Enttäuschung liegt in der starken Konsumzurückhaltung, die durch Rezession, hohe Inflation und Kriege ausgelöst wurde. Wie ist die Situation im Landkreis Heidenheim?
Das Prinzip Hoffnung
„Anfangs hui, hinten raus pfui“, fasst Ulrich Rau vom gleichnamigen Schuh- und Sporthaus in Gerstetten das Weihnachtsgeschäft zusammen. Und erklärt weiter: „Mit dem Schnee ist auch das Interesse an Utensilien für den Winterbedarf bei den Kunden geschmolzen.“ Dazu kommt: Da in diesem Jahr der vierte Advent gleichzeitig Heiligabend war, fehlten dem Einzelhandel, für den die Adventszeit traditionell die umsatzstärkste Zeit des Jahres ist, ein paar Tage. „Der November verlief noch positiv und wir hatten viel Hoffnung“, so Rau. „Aber mit dem reinen Weihnachtsgeschäft können wir nicht zufrieden sein.“ Allerdings gelte das Prinzip Hoffnung. „Bei uns zählt die Saison. Wenn wir im Januar oder Februar Schnee bekommen, können wir den Dezember kompensieren.“
Was Ulrich Rau festgestellt hat, ist, dass die Kundinnen und Kunden in dieser gefühlten Dauerkrisenzeit bewusster einkaufen. „Aus Lust und Laune wird nicht gekauft“, so der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins „Gerstetten hat’s“. „Man schaut schon aufs Geld, aber gibt es lieber für ein hochwertiges Paar Schuhe aus, als zwei oder drei mittelprächtige zu kaufen.“
Man will etwas Gescheites
Dass nicht zwangsläufig günstig gekauft wird, bestätigt auch Albert Tschente vom Elektrofachmarkt Euronics in Herbrechtingen. „Die Leute wollen etwas Gescheites“, sagt er. Allerdings gebe es kaum noch Spontankäufe. „Eine neue Waschmaschine oder einen Fernseher kauft man erst, wenn die alten Geräte kaputt sind.“ Das Kaufverhalten in der Weihnachtszeit sei auch kein Vergleich zu früher. Die Konsumzurückhaltung führt er auf die allgemeine Situation zurück. „Pandemie, Energiekrise, Krieg, der Online-Handel, wobei der mittlerweile auch zurückgeht, das wirkt sich alles auf das Geschäft aus.“
Zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft ist dagegen Gabriele Engling von „Keramik und mehr“ in Zang. „Aber ich nehme die Situation immer wie sie ist, man kann sie ja nicht ändern.“ Vom Christbaumschmuck über Handtücher made in Germany und Windlichter seien bei ihr jedenfalls viele Geschenke über den Ladentisch gegangen. Aber auch sie stellt fest, dass bewusster gekauft wird. Daher sei es ihr besonders wichtig, das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zu gewinnen und in allen Preisklassen etwas bieten zu können. „Man kann auch für unter zehn Euro eine Freude machen. Wenn Geschenke unter die Haut gehen, ist es das Schönste. Dafür muss ich aber wissen, wer beschenkt wird und was er oder sie gerne hat und macht. Je mehr ich weiß, desto wahrscheinlicher ist es, das Passende zu finden.“
Auch im Juweliergeschäft Kopp in Heidenheim versucht man, den Kundinnen und Kunden in allen Preisklassen etwas anzubieten. „Der Schmuck aus unserer Eigenmarke ist im Prinzip für jedermann erschwinglich“, sagt die Victoria Kopp, Tochter des Inhabers. Besonders beliebt bei den Kunden seien zu Weihnachten und Silvester Verlobungs- und Trauringe. Auch in diesem Jahr und so ist man auch mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden. „Dafür tun wir aber auch viel, nicht nur im Geschäft, sondern auch online.“ So seien über soziale Medien im Rahmen eines Adventskalenders täglich Gutscheine und Direktgewinne verlost worden. „Das kurbelt das Geschäft an“, sagt Kopp.
Die Kundschaft abholen, wo sie steht
Heutzutage sei es wichtig, die Kundinnen und Kunden dort abzuholen, wo sie stehen, glaubt Victoria Kopp. „Und das ist eben nicht mehr zwangsläufig in der Fußgängerzone, sondern daheim auf dem Sofa.“ Und nicht nur in dieser Hinsicht habe sich das Konsumverhalten verändert. „Ich denke, viele legen Wert auf einen langfristigen Nutzen. Einen Verlobungsring hat man ein Leben lag. Schmuck ist ein Investitionsgut mit Bedeutung.“ Händler, die dagegen reine Konsumgüter anböten, hätten es sicher schwerer in diesen Zeiten.