Meisterkonzert

Wie die Badische Staatskapelle im Congress-Centrum Heidenheim die „Moldau“ zum Fließen brachte

Bedřich Smetanas Orchesterzyklus „Má vlast“ („Mein Vaterland“) präsentierte Dirigent Georg Fritzsch zusammen mit seiner Staatskapelle im Rahmen der Heidenheimer Meisterkonzerte.

„Richtig schön war’s!“, so hörte man viele Besucherinnen und Besucher am Ende des Konzertes sagen. Und: Ja, so ist es, denn Georg Fritzsch hatte mit seiner Badischen Staatskapelle Karlsruhe in wunderbarer Weise einen der sicherlich berühmtesten Klassikhits vorgestellt: „Die Moldau“ von Bedřich Smetana. Doch das war nicht alles.

Jeder kennt die sanft dahingleitende Tondichtung der „Moldau“, die hier und da auch emotional aufgeladen daherkommt. Sie ist Teil des Orchesterzyklus „Má vlast“ („Mein Vaterland“), den Dirigent Georg Fritzsch nun zusammen mit seiner Staatskapelle im Heidenheimer Congress-Centrum präsentierte.

Der erste Teil „Vyšehrad“ beginnt mit einer Pizzicato-Passage zweier Harfen. Unglaublich, wie präzise und abgestimmt die beiden miteinander spielen, wo sich immer mehr die Hörner und andere Holzbläser dazugesellen. Harmonisch, in einer fließenden Melodielinie erzählen die Instrumente ein Thema mit Tendenz zum Heldisch-Werden. Was auch klar ist, wenn der Titel „Vyšehrad“ heißt, was nichts weniger als die tschechische Akropolis ist.

„Die Moldau“ – Teil zwei des Zyklus

„Die Moldau“ ist der zweite Teil von Smetanas Zyklus. Gleich zu Beginn lernt man das Anfangsthema kennen und erlebt den Weg der Moldau mit. Angefangen bei den spritzenden Quellen des Flusses, fließt sie weiter an Nymphen vorbei und durch farbenfrohe Landschaften. Die sich anschließenden energischen Stromschnellen setzen die Musiker sowohl schnörkellos echt als auch schlackenlos emotional um. Und dann ist es wieder da, nachdem so viel passiert ist: das Thema vom Anfang der „Moldau“. Ungeheuer überzeugend.

Im dritten Satz geht es um Šárka, eine Königin mit Mordabsichten gegenüber einem Mann, der sich schon auf ein Liebesfest mit ihr freut. Dirigent Georg Fritzsch schafft es mit seinem Orchester, durch träumerische Holzbläser dem Aspekt der Liebe präzise abgewogenen Raum zu geben. Knackig-markige Passagen wiederum geben Platz für die erbarmungslos verbrecherischen Ideen der Regentin. Entliehen hat sich Smetana sein Motiv bei einem wahren Ereignis: dem böhmischen Mägdekrieg.

Aus Böhmens Hain und Flur wird nach der Pause erzählt, zu Beginn mit einem Fokus auf die Violinen. Die erste und zweite Violine stehen hier im filigranen Dialog miteinander, um dann in einem feierlichen Unisono zu enden.

Im vorletzten Teil des Zyklus, der „Tabór“ heißt, machen die Streicher mit dem Ricochet-Strich, also wenn der Geigenbogen mehrmals in derselben Richtung auf die Saite geworfen wird, auf die Eindringlichkeit der Angelegenheit aufmerksam. Denn es geht um Inquisition und um dramatische Aufwallungen. Elbisch herausgearbeitete Pausen, der Choral und das mannigfaltig auftretende Herzschlagmotiv prägen das Stück. Auch ein jedes Herzpochen muss hier als dem Tode nah gelten, schließlich ist der böhmische Reformator Jan Hus bei der Inquisition ums Leben gekommen.

Ein optimistisches Finale

Smetanas Werk endet mit Optimismus, schließlich ist sich das Orchester im letzten Satz „Blaník“ einig, dass die Freiheit da ist. Auch das Thema ganz am Anfang, wo es um die tschechische Akropolis ging, ist wieder zurück. In alter Größe und mit pastoralem Unterton.

Dann gab es Applaus – jede Menge. Und nach der Zugabe natürlich nochmals genauso viel Jubel, denn der „Tanz der Komödianten“ in fröhlich heiterem Kolorit war erneut eine ausgezeichnete Visitenkarte des Staatsorchesters. „Richtig schön war’s!“

Teil eines Zyklus

Die Moldau gehört zu Bedřich Smetanas Orchesterzyklus „Má vlast“ („Mein Vaterland“) und ist damit ein Teil von insgesamt sechs Sätzen im gesamten Werk.

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