Es hat schon was von vorweihnachtlicher Tradition, wenn Siggi Schwarz seine Freunde zusammentrommelt, um mit ihnen und seinen Konzertbesuchern gemeinsam Weihnachten zu feiern. Und die Bescherung? Die fiel mehr als üppig aus - da lässt sich ein Siggi Schwarz nicht lumpen. Er weiß genau, was seine Fans wollen und so sollte im ausverkauften Heidenheimer Lokschuppen am Samstagabend gerockt werden bis der Arzt kommt.
Mit den Worten „Alle Jahre wieder, spielen wir schöne Lieder“ grinste Siggi Schwarz ins Publikum und ging ohne Vorwarnung mit den beiden Klassikern „Jump“ von Van Halen und „Here I Go Again“ von Whitesnake in die Vollen. Tom Croèl intonierte beide Songs in gewohnt kräftiger Manier. Dave Schaefer durfte sich im legendären Rocktitel „You Ain’t Seen Nothing Yet“ von Bachmann-Turner Overdrive am Mikro austoben. Immer, wenn es an diesem Abend besonders bluesig und funky wurde, waren Rockröhre Iris Trevisan aus Gerstetten und die gewohnt umtriebige „Sax Machine“ Lee Mayall nicht weit. Im Song „Sweet Home Chicago“ beeindruckte zudem der 2005 an Parkinson erkrankte Bernd Everding mit einer leidenschaftlichen Leistung an der Bassgitarre. Bühnenauftritte von ihm sind gesundheitsbedingt kaum mehr möglich und so erhielt der zwischenzeitlich hauptsächlich im Studio agierende Musiker für seine Leistung einen gebührenden Extraapplaus.
Dauerrotation in Heidenheim
Das Wort Rotation genießt in Heidenheim seit einigen Monaten einen besonderen Stellenwert und so war auch an diesem Konzertabend für ordentlich Bewegung auf der Bühne gesorgt. Sänger Jörg Stockinger und Gitarrist Stefan Kauffmann (Witchbound) riefen schonmal vorsorglich den bereits oben erwähnten Arzt im UFO-Klassiker „Doctor Doctor“ – kein Wunder, da Tom Croèl, umringt von zahlreichen Gitarrenhälsen nicht ganz unberechtigt Respekt davor hatte, aufgespießt zu werden. Der Journey-Klassiker „Don’t Stop Believin‘“ vom legendären „Escape“-Album ist prädestiniert für Keyboarder Max Hunt - Hendrik de Rijke (Oxford Circus) versuchte dabei, in die Fußstapfen von Original-Journey-Sänger Steve Perry zu treten – leider wollte sein Mikro nicht so wie er wollte. Für einen umjubelten Auftritt sorgte Andreas „Assi“ Antoniuk, der bei „Hey Joe“ von Jimi Hendrix das Publikum begeisterte. Neben Gitarre und Gesang konnte sich Antoniuk auch an der Mundharmonika bei Gary Moore’s „Walking By Myself“ auszeichnen. Apropos Gary Moore: Bei „Empty Rooms“ verneigte sich Siggi Schwarz vor dem nordirischen Musiker mit einem feinen Solo.
Nicht unerwähnt sollte auch die Rhythmus-Fraktion um die beiden Drummer Steve Cobey und Maxx Hertweck bleiben, die mit Bassist Danny O’Steen für einen mächtigen Groove sorgten. Dabei wechselte Steve Cobey immer wieder zwischen Schlagzeug und seiner eingerichteten Percussion-Ecke.
Siggi Schwarz verneigt sich vor seinem Freundeskreis
Nicht nur vor seinen Bühnenmusikern verneigte sich Siggi Schwarz an diesem Abend. Auch dem im vergangenen August verstorbenen Gitarristen Bernie Marsden, der mit seinem bluesgetränkten Gitarrenspiel bei Whitesnake bis zu seinem Ausstieg 1983 prägend für den Stil der weißen Schlange war, huldigte Siggi Schwarz mit dem Song „Ain’t No Love In The Heart Of The City“.
Der Stilmix aus Klassikern am laufenden Band ging mit Deep Purple („Highway Star“), U2 („Still Haven’t Found What I’m Looking For“) oder Golden Earring („Radar Love“) weiter und so rockte sich Siggi Schwarz mit seinen Buddies in beeindruckender Manier durch einen gelungenen, vorweihnachtlichen Abend, den er immer wieder mit lustigen und interessanten Anekdoten und Aussagen untermalte.
Wie hieß er denn noch gleich, dieser ultimative Mariah-Carey-Weihnachstitel, der jedes Jahr durch die Radiostationen trällert? „All I Want For Christmas Is … Rock’n’Roll“? An diesem Abend auf jeden Fall. So gingen die Zuhörer nach dieser musikalischen Vollbedienung bestens beschert nach Hause.
Gary Moore Tribut in der Hammerschmiede
Am 28. März wird Siggi Schwarz mit seinen Freunden ab 20 Uhr in der Hammerschmiede in Königsbronn Songs des Songwriters, Gitarristen und Sängers Gary Moore spielen. Gemeinsam mit Basslegende Phil Lynott wurde Gary Moore bei Thin Lizzy berühmt, mit Soloalben wie „Corridors Of Power“, „Run For Cover“ oder dem mit irischem Folk untermalten „Wild Frontier“ schrieb er Rockgeschichte, ehe er Anfang der 90er-Jahre seine Erfolge im Bluesrock mit Alben wie „Blues For Greeny“ oder „After Hours“ fortsetzte. Für große Momente ist unter dem Motto „Still Got The Blues“ sicherlich gesorgt.