Neue Erkenntnisse der Polizei

Vor 40 Jahren bei Nattheim aufgefunden: So sah der Mörder von Sabine Rahn aus Schnaitheim aus

Eine Cold-Case-Einheit der Polizei in Ulm ermittelt seit gut einem Jahr im Mordfall Sabine Rahn. Die Schnaitheimerin wurde vor 40 Jahren getötet aufgefunden. Jetzt weiß die Polizei etwas über das Aussehen des Täters.

Vor 40 Jahren bei Nattheim aufgefunden: So sah der Mörder von Sabine Rahn aus Schnaitheim aus

Seit dem Frühjahr ermittelt eine sogenannte Cold-Case-Einheit der Ulmer Polizeidirektion noch einmal im Mordfall Sabine Rahn. Die damals 18-jährige Schnaitheimerin wurde vor 40 Jahren vergewaltigt und ermordet im Wald bei Nattheim aufgefunden. Jetzt geht die Polizei mit einer Erkenntnis der Ermittlungen an die Öffentlichkeit: Durch eine neuartige Untersuchung der Täter-DNA, die an Sabine Rahns Leiche gefunden wurde, weiß man nun etwas über das Aussehen des Täters. Mit Hilfe von NGS (next generation sequencing) konnte festgestellt werden, dass der Mörder von Sabine Rahn blond und blauäugig sein muss und eine helle Hautfarbe hat. „Das steht mit einer sehr, sehr hohen Wahrscheinlichkeit fest“, sagt Kriminaloberkommissar Manuel Köhler, der zusammen mit seinem Kollegen Jens Mayer seit fast einem Jahr an dem Fall arbeitet. Theoretisch wäre es auch möglich, aus der DNA auf das biologische Alter des Täters zu schließen, aber für diese Erkenntnis sei die Menge der gesicherten Spuren zu gering gewesen, so Köhler.

DNA-Proben auch von Angehörigen

Nach wie vor sind die beiden Ermittler im Landkreis Heidenheim unterwegs und kontaktieren Bezugspersonen von Sabine Rahn. In dem Mordfall wurden bis heute insgesamt 350 DNA-Proben erhoben, „und wir sind noch nicht fertig“, so Köhler. Da die Tat 40 Jahre zurückliegt und der Täter mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest volljährig war, sind die Verdächtigen bereits im höheren Alter. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der gesuchte Mann bereits verstorben ist. In diesem Fall wäre es auch möglich, die DNA von leiblichen Kindern oder Geschwistern mit der des Täters zu vergleichen.

Nicht alle Männer oder Angehörigen, die von der Polizei kontaktiert werden, sind bereit, eine Probe abzugeben. „98 Prozent sind sofort einverstanden, aber es gibt auch Verweigerer“, berichtet Manuel Köhler. Bei Angehörigen von bereits verstorbenen Kontaktpersonen gebe es die Angst, dass das Ansehen der Familie beschädigt werden könnte. „Manche wollen es aber auch einfach nicht wissen, ob der Bruder oder Vater der Täter gewesen sein könnte“, so Köhler.

Misstrauen gegenüber dem Staat

In manchen Fällen liege der Grund für die Verweigerung einer Probe aber auch im Misstrauen gegenüber dem Staat begründet. „Wenn wir DNA-Proben nehmen, dürfen wir diese ausschließlich zum direkten Vergleich mit der Täter-DNA verwenden“, erläutert der Kriminaloberkommissar. Dazu werde die Probe anonymisiert zum Kriminaltechnischen Institut nach Stuttgart geschickt und dort ausgewertet. Anschließend werde die Probe vernichtet und nirgends gespeichert. „Daran haben wohl manche Menschen Zweifel“, so Köhler. Fehler hinsichtlich dieser Regeln können sich die Ermittler aber gar nicht erlauben: „Sollten wir einen Treffer haben, müssen wir absolut sauber gearbeitet haben, sonst wären die Beweise vor Gericht nicht verwertbar.“

Im März und April hingen sechs Wochen lang Plakate mit dem Bild von Sabine Rahn an Straßen in Heidenheim und Nattheim. Damit wollten die Ermittler noch einmal Aufmerksamkeit auf den Fall lenken und um Zeugenhinweise bitten. Alle Hinweise, die danach eingegangen sind, seien mittlerweile abgearbeitet. „Es waren auch gute Ansätze dabei, aber manche haben einfach in Sackgassen geführt“, berichtet Manuel Köhler. Das liege auch an der langen Zeit, die seit der Tat vergangenen ist: „Bei einem Autokennzeichen von 1983 ist heute nicht mehr zu ermitteln, auf wen das Auto zugelassen war“, sagt er. Deshalb konzentrieren sich die Ermittler nun voll auf die DNA-Spur. Diese führt die Ermittler mitunter auch bis ins Ausland: „Es gibt eine Handvoll Kontaktpersonen, die nach Lateinamerika ausgewandert sind“, so Köhler. In diesen Fällen sei es manchmal schwierig, überhaupt nur herauszufinden, ob die Personen noch leben. „Wir versuchen dann, über die Standesämter Geschwister der Männer zu finden.“
DNA-Proben lassen sich bei Kontaktpersonen, die freiwillig nicht mitmachen wollen, auch per Gerichtsbeschluss erzwingen. „Das haben wir auch schon gemacht“, sagt Köhler. Dies ist aber bei Angehörigen von möglichen Verdächtigen nicht möglich: „Da sind wir auf die Unterstützung der Angehörigen angewiesen“, so der Kriminalpolizist.

Auch wenn die Ermittlungsarbeit zeitweise zäh und demotivierend sei, weil man auch mit guten Hinweisen aufgrund der langen Zeitspanne nicht weiterkomme, bekommen die Ermittler auch sehr viel positives Feedback: „Viele schätzen es durchaus, dass der Fall nicht in Vergessenheit geraten ist und wir noch einmal versuchen, den Täter zu finden“, so Köhler. Er und sein Kollege Jens Mayer hoffen immer noch auf einen Erfolg ihrer Arbeit. Und dass diese gerechtfertigt ist, ist für Manuel Köhler gar keine Frage: „Wir sind es der Familie von Sabine Rahn einfach schuldig.“

Vermutlich kannte das Opfer den Täter

Sabine Rahn verließ am Abend des 11. März 1983 die elterliche Wohnung in Schnaitheim, um sich mit Freunden in der Stadt zu treffen, kam dort aber nie an. Bislang ist unklar, wohin Sabine Rahn ging oder fuhr und mit wem sie unterwegs war. Relativ sicher scheint aber, dass sie vom Stadtteil Schnaitheim per Anhalter fahren wollte und ihr Mörder sie mitgenommen hat. Zudem gehen die Ermittler davon aus, dass sie nicht zu einem völlig Fremden ins Auto stieg, sondern den Mann gekannt haben muss, der dann zum Täter wurde. Die junge Frau wurde vergewaltigt und erwürgt. Drei Tage später fanden Jugendliche die Leiche von Sabine Rahn in einer Fichtenschonung bei der Keltenschanze am östlichen Ortsrand von Nattheim. Die Polizei hat eine DNA-Spur des Täters. Die Cold-Case-Ermittler der Polizei hoffen, den Fall mittels verbesserter Untersuchungsmethoden doch noch lösen zu können. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen sowie die Polizeidirektion in Ulm unter Tel. 0731.1882525.

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