Sanierung beginnt im November

So soll sich die Heidenheimer Karl-Rau-Halle verändern

Im Januar 1960 eingeweiht, bedarf die Karl-Rau-Halle in Heidenheim mittlerweile einer umfassenden Sanierung. Diese Arbeiten sind vorgesehen.

Sollte jemand nach der Geburtsstunde der selbsternannten Schul- und Sportstadt Heidenheim suchen, er müsste sie wohl auf den 16. Januar 1960 datieren. An jenem Tag wurden gleich zwei Gebäude eingeweiht: die Westschule und die Karl-Rau-Halle. Letztere bedarf jetzt, gut 64 Jahre später, einer grundlegenden Sanierung, um auf den Stand der Zeit gebracht zu werden.

Welche Arbeiten stehen an?

In der Vergangenheit erfuhr die Karl-Rau-Halle bereits mehrfach Modernisierungen, Reparaturen und Erweiterungen. So wurden zuletzt 2020 der Boden und die Beleuchtung erneuert. Jetzt folgt ein weitaus umfangreicheres Paket. Der auf der Südseite gelegene Haupteingang erhält ein völlig neues Gesicht durch einen Anbau über die gesamte Hallenhöhe. Seinen Platz findet darin ein Aufzug, der laut Rathaussprecher Stefan Bentele zum einen Barrierefreiheit gewährleisten, zum anderen die Andienung der Halle vereinfachen soll. Der bisherige Windfang wird abgebrochen.

Das neue Gebäudeteil erhält auf der oberen Tribünenebene einen Cateringbereich, der auch für Schulungen und sporttheoretische Einheiten genutzt werden kann. Auf dem Dach wird ein Lüftungsgerät installiert. Die Halle selbst verliert ihre markanten Glasbausteine. Diese werden ersetzt durch eine neue Glasfassade samt Sonnenschutz und Verdunkelungsmöglichkeit.

Ende 1959 laufen kurz vor der Eröffnung noch Verschalungsarbeiten an der Hallendecke. Foto: HZ-Archiv

Auch die Wände werden energetisch saniert. Vorgesehen ist zudem, alle Installationen in den Bereichen Elektrik, Gebäudeleittechnik, Lüftung und Sanitär zu erneuern. Gleiches gilt für die Toiletten sowie für die Dusch- und Umkleidebereiche. Der Bereich vor dem Eingang und der Zugang zum Parkplatz bekommen ebenfalls einen neuen Zuschnitt.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Die Arbeiten sollen im November 2024 beginnen und im Mai 2026 abgeschlossen sein. Dieser Ablauf scheint fix, nachdem es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Verzögerungen gegeben hatte. Konkrete Überlegungen für eine Rundum-Sanierung liegen bereits seit einem halben Jahrzehnt auf dem Tisch. 2023 sollten sie in die Tat umgesetzt werden, allerdings verstrich der zunächst angepeilte Termin. Grund: Da der Bund vor der Freigabe von Fördergeld aus dem Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ unerwartet lange für die Prüfung der Entwurfsplanung benötigte, konnte die Detailplanung erst mit Verzögerung beginnen.

Außerdem meldete der Planer für Heizung, Lüftung und Sanitär-Anlagen Kapazitätsprobleme an, was sich ebenfalls zeitlich bemerkbar machte. Als neuer Starttermin wurde deshalb das erste Quartal 2024 ins Auge gefasst. Doch auch daraus wurde nichts: Nachdem das besagte Büro seinen Vertrag mit der Stadt gekündigt hatte, war ein weiterer mehrmonatiger Aufschub unvermeidlich.

Eröffnung der Karl-Rau-Halle am 16. Januar 1960: OB Elmar Doch zeigt sich schussstark. Foto: HZ-Archiv

Erste Abbrucharbeiten sind nun also für November vorgesehen. Von diesem Zeitpunkt an sind dann keine Veranstaltungen mehr möglich, weil kein Fluchtweg gewährleistet werden kann. „Vereinstraining und Schulsport können allerdings noch bis Weihnachten 2024 stattfinden“, versichert Bentele. Betroffen sind in erster Linie die große Halle und der Gymnastiksaal. Die erst 1992 angebaute Leichtathletikhalle wird nicht saniert. Sie muss aber zeitweise gesperrt werden, sobald Arbeiten an der Elektrik, der Heizung und den Versorgungsleitungen erfolgen.

Wer ist von den Baumaßnahmen betroffen?

Einschränkungen bringen die Arbeiten für den Schulverbund im Heckental, die Christophorusschule und die Gemeinschaftsschule am Brenzpark mit sich. Gleiches gilt aufseiten des Heidenheimer Sportbunds (HSB) vor allem für Handball und Basketball. Hinzu kommen das Fechten mit dem „Heidenheimer Pokal“ und die Turnabteilung, beispielsweise mit ihrer Turngala.

Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es?

Die betroffenen Schulen und Sportabteilungen kommen vorübergehend in anderen städtischen Hallen unter. Gefragt sind dabei Flexibilität und Toleranz, denn laut Bentele gibt es „bei der Hallenvergabe und bei den Planungen wenig Luft, sodass nicht nur die Nutzerinnen und Nutzer der Karl-Rau-Halle betroffen sind, sondern alle anderen Abteilungen und Schulen auch“. Rechtzeitig zum Start der Arbeiten an der Karl-Rau-Halle sollen die derzeit noch laufenden Umbauten an der Bühlturnhalle abgeschlossen sein. Damit wäre dann keine andere Halle mehr wegen Sanierungsarbeiten blockiert.

In mehreren gemeinsamen Besprechungen haben die Stadtverwaltung, die Schulleitungen sowie die Geschäftsführung und verschiedene Abteilungen des HSB an einer Lösung der zu erwartenden Probleme gearbeitet. Vor wenigen Wochen tauschte sich Oberbürgermeister Michael Salomo zudem mit den Vorständen des HSB, des SV Mergelstetten und der TSG Schnaitheim aus. Ergebnis: „Mit einer entsprechenden Organisation sind die eineinhalb Wintersaisons gut zu überbrücken“, so Bentele.

Wer bezahlt die Sanierung?

Das Rathaus beziffert die Gesamtkosten für die Sanierung der Karl-Rau-Halle auf 9,5 Millionen Euro. Drei Millionen entfallen auf Fördermittel des Bundes, der Rest wird, auf mehrere Haushaltsjahre verteilt, über den städtischen Haushalt finanziert.

Baukosten 1960: 3,3 Millionen Mark

10.000 Besucher kamen im Januar 1960 zur Eröffnung der Heidenheimer Westschule und der direkt danebenliegenden Sporthalle West. So hieß sie freilich nur anfangs auf dem Papier. Schnell war klar, dass sie nach dem früheren Heidenheimer Oberbürgermeister Karl Rau benannt werden sollte. Aufgrund dessen unerwarteten Todes am 7. September 1956 und einer anhaltenden Flaute auf dem Kapitalmarkt verzögerte sich der geplante Bau der Halle zunächst.

Raus Nachfolger Elmar Doch verlieh dem Vorhaben wieder Dringlichkeit, und weil zudem hohe Gewerbesteuernachzahlungen für die erforderlichen finanziellen Rahmenbedingungen sorgten – die Karl-Rau-Halle kostete 3,3, die Westschule 2,7 Millionen Mark – erfolgte am 12. August 1957 der Spatenstich für die Sporthalle. Den bereits 1955 ausgeschriebenen Architektenwettbewerb hatte Hans Weik gewonnen.

Nach einem Jahr wurde das Richtfest gefeiert, Anfang 1960 dann die Einweihung. OB Doch befand seinerzeit, Glas, Stahl, Beton, Holz und Kunststoff seien zu einer schlichten und anspruchslosen Schönheit verarbeitet worden. Der Rathauschef ließ es sich nicht nehmen, spontan die versenkbare Sprunggrube auszuprobieren. Welche Weite er erzielte, ist nicht bekannt.

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