Personalmangel bei Kindertagesbetreuung

So sollen in Heidenheim zusätzliche Ausbildungsstellen entstehen

Die Stadt Heidenheim sowie kirchliche und freie Träger wollen bei der Kindertagesbetreuung gemeinsam zusätzliche Ausbildungsstellen schaffen. So soll das Modell funktionieren.

Kirchliche und freie Kindergartenträger stellen zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung, die Stadt Heidenheim übernimmt die damit verbundenen Kosten. Der Gemeinderat hat diesem Vorgehen, dessen Sinnhaftigkeit sich bei genauer Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen erschließt, jetzt zugestimmt.

Der Fachkräftemangel ist auch im Bereich der Kinderbetreuung ein großes Thema. Die Auswirkungen sind bekannt und viel diskutiert: zahlreiche unbesetzte Stellen, verringerte Öffnungszeiten, geschlossene Gruppen. Angesichts dessen gestalte es sich schwierig, den Rechtsanspruch auf Betreuung zu erfüllen, sagte David Mittner, der Leiter des Geschäftsbereichs Kinder, Jugend und Familie, in der vergangenen Sitzung des Gemeinderats.

Städtische Ausbildungskapazitäten sind ausgereizt

Die Ansätze, des Problems Herr zu werden, sind umfangreich. Dazu gehört das ständige Bemühen, möglichst viel auszubilden. Problem: In den städtischen Einrichtungen sind die Kapazitäten laut Mittner erschöpft. Die Kirchen ihrerseits sehen angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und infolgedessen sinkender Einnahmen keine Möglichkeit zur Finanzierung zusätzlicher Ausbildungsstellen. Solche zu schaffen, hatten sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche allerdings schon signalisiert, sofern die Stadt die damit verbundenen Kosten trägt.

Die Verwaltung schlug jetzt vor, einen Ausbildungspakt in dieser Form einzugehen und verwies auf die Rechtslage: Den gesetzlichen Bestimmungen zufolge handelt es sich bei der Kindertagesbetreuung um eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Sie schließt ein bedarfsgerechtes Angebot ein, während kirchliche und freie Träger Einrichtungen gegebenenfalls an die Kommunen zurückgeben können.

Rückgabe von Betreuungsgruppen käme die Stadt teuer

Welche Folgen das haben könnte, erläuterte Mittner anhand konkreter Zahlen: Die katholische Kirche betreibt in Heidenheim 26 Gruppen, obwohl es nach einem festgelegten Schlüssel nur sieben sein müssten. Kirchliche und freie Träger bringen derzeit pro Jahr rund 1,1 Millionen Euro ein. „Würden Gruppen zurückgegeben“, so Mittner, „müsste die Stadt eine größere Summe tragen.“

Sämtliche Fraktionen signalisierten ihre Zustimmung zu der jetzt getroffenen Lösung. Petra Saretz (CDU/FDP) sprach von einem innovativen und unterstützenswerten Vorschlag, während Tanja Weiße (SPD/Linke) die Wichtigkeit hervorhob, „die Leute nach der Ausbildung zu behalten“. Vorgegeben sind mehrere Bedingungen: Gefördert werden nur zusätzliche Ausbildungsstellen. Vorrang haben ortsansässige Bewerberinnen und Bewerber. Voraussetzung sind gute Sprachkenntnisse, und es soll eine frühzeitige Übernahmegarantie geben.

Acht Ausbildungsstellen werden gefördert

Der Gemeinderatsbeschluss bedeutet, dass ab September für die restlichen Monate des Jahres 62.000 Euro für acht zusätzliche Ausbildungsstellen kirchlicher und freier Träger bereitgestellt werden – nach aktuellem Stand will die evangelische Kirche vier Stellen schaffen, die katholische Kirche bis zu drei. 2025 sollen dann 204.000 Euro im städtischen Haushalt vorgesehen sein. Die Finanzierungszusage der Stadt gilt für die Dauer der jeweiligen Ausbildung. Die kirchlichen und freien Träger haben keinen Anspruch darauf, dass die Förderung in den kommenden Jahren fortgesetzt wird. Stattdessen wird nach einer Erfolgskontrolle jeweils im Rahmen der Haushaltsberatungen neu entschieden.

Von Bedeutung ist das künftige Vorgehen auch für die Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtingen. Dort soll es ab September 2024 den Bildungsgang „Direkteinstieg Kita“ geben. Für die verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin bzw. zum sozialpädagogischen Assistenten liegen zwar zahlreiche Bewerbungen vor, jedoch sind bislang nicht genügend Praxisstellen vorhanden. Das Heidenheimer Modell könnte nun helfen, diesen Engpass zu beseitigen.

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Grünen-Antrag zur Personallage

Der jetzt auf den Weg gebrachte Ausbildungspakt ist auch vor dem Hintergrund eines Antrags zu sehen, den die Grünen-Fraktion des Gemeinderats im März 2023 stellte. Er hatte die Entwicklung eines Strategiepapiers zu einer Bewerbungs- und Ausbildungsoffensive bei den Kindertageseinrichtungen zum Inhalt.

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