Bach für Kids

So taugt Bachs Weihnachtsoratorium auch für Kinder

Das berühmte Bach'sche Werk wurde in der Bonifatiuskirche in Schnaitheim als Kinderkonzert aufbereitet. Mit tollen Ideen und einem bewusst schräg spielenden Orchester

So taugt Bachs Weihnachtsoratorium auch für Kinder

Johann Sebastian Bach hat der Nachwelt jede Menge hinterlassen. Aber eines hat er vergessen: Sein Weihnachtsoratorium, das ja zu seinen berühmtesten Werken gehört, für Kids zu gestalten. Das mag zum einen daran liegen, dass der Begriff „Kids“ ihm nicht geläufig gewesen sein dürfte, zum anderen daran, dass kindgerechte Aufbereitung vor rund 300 Jahren noch nicht en vogue war.

Das bedeutet aber nicht, dass im Jahr 2023 darauf verzichtet werden müsste. Denn Petra Stadel hat sich nun daran gemacht, ein Kinderkonzert aus dem Weihnachtsoratorium zu schreiben. Und das bekamen die großen und kleinen Zuhörer am Sonntagnachmittag in der Bonifatiuskirche in Schnaitheim zu hören und zu erleben.

In die Rolle des Komponisten geschlüpft

Und los ging es mit einer echten Überraschung: Johann Sebastian Bach selbst schien in der und berichtete von der Entstehung seines Weihnachtsoratoriums. Was Neues sollte her, was Modernes, nicht immer diese alten 200 Jahre alten Lieder, die doch keiner mehr hören könne. Schnaitheims Pfarrer Martin Kleineidam war in die Rolle des Komponisten geschlüpft und füllte sie mit sichtlichem Vergnügen, Insiderwissen und viel Sächsisch aus Und das Publikum erlebte auch, wie er auf die Idee mit dem Recyceln bestehender Melodien kam: Zufälligerweise fiel einfach ein Stapel Notenblätter um und aus dem ganzen Durcheinander – sächsisch: Gugelmosch - heraus fiel das Notenblatt „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten! Klingende Saiten, erfüllet die Luft!“. Und siehe da: Das berühmte „Jauchzet, frohlocket, preiset die Tage“ war geboren. Und das durften die kleinen und großen Besucher gleich selbst mitsingen, Petra Stadel leitete dazu an und gab den Einsatz. Und der Gesang musste auch gar nicht a cappella ausfallen, denn die Mitwirkenden am Großprojekt Weihnachtsoratorium waren auch für die Kinder zu Stelle. Pauken, Trompeten, Saitenklang gab es von der Sinfonietta der Musikschule Oberkochen-Königsbronn und es sang die Evangelische Kantorei Schnaitheim. Zusammen mit dem Publikum, versteht sich.

Mit Instrumentenkunde für die Kinder

Petra Stadel hatte in das Kinderkonzert herrliche Ideen eingebaut: ein sehr schräg spielendes Orchester beispielsweise – Hut ab, das muss man erst einmal so daneben hinkriegen. Oder auch die Musikerinnen und Musiker als Hirten, die zur Krippe eilen wollten, ganz gleich, ob das Publikum nun da ist oder nicht. Und ein bisschen Instrumentenkunde gab es auch: Was eignet sich wohl am besten als Sound für einen König? Die verspielte Querflöte? Der tiefe Kontrabass? Die mächtige Pauke? Oder doch die Trompete, die zur Lautstärke auch Glanz versprüht? Das durften die Kinder selbst feststellen. Und schließlich am Ende selbst lautstark mitsingen: „Vom Himmel hoch“ erklang da, das ja in Bachs Weihnachtsoratorium ebenfalls enthalten ist.

Wie im Nu verging das rund vierzig Minuten dauernde Kinderkonzert, das Petra Stadel als Erzählerin, Dirigentin und vor allem als Schöpfer sehr kindgerecht gestaltet hatte, wobei auch die Großen auf ihre Kosten kamen. Vielleicht war das ja nicht das letzte Kinderkonzert, das man auf der Grundlage großer Werke erleben kann.

So kam's zum Projekt

ES bleibt noch aufzuklären, wie Petra Stadel zu diesem Projekt kam: Sie stammt aus Heilbronn und ist eine Bekannte von Kantor Hans-Martin Braunwarth, der ja die Gesamtleitung des Projekts inne hat. So kam eines zum anderen – und die Kinder zu ihrem ganz eigenen Weihnachtsoratorium.