Der Betriebsrat von Voith hat eine Unterbrechung der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag dazu genutzt, um an den Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens Dr. Toralf Haag eine Unterschriftenliste zu übergeben. Diese sei von über 2000 Voith-Mitarbeitenden unterschrieben worden, die sich für den Erhalt der Voith-Hydro-Produktion am Standort Heidenheim aussprechen, so der Betriebsratsvorsitzende Alexander Schlotz. Bei der Übergabe vor der Voith-Kantine auf dem Werksgelände waren rund 200 Hydro-Mitarbeiter dabei.
Ein starkes Signal
„Das ist ein ganz starkes Signal der Kolleginnen und Kollegen“, so Tobias Bucher, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim und in dieser Funktion Aufsichtsratsmitglied bei Voith. Die Übergabe der Unterschriften erfolgte im Vorfeld des ersten Sondierungsgesprächs zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern am Folgetag, mit denen die Verhandlungen über die geplante Produktionsschließung begannen. Die Arbeitnehmerseite präsentierte dabei die Berater, die für sie die wirtschaftliche Situation analysieren werden, um den geplanten Abbau der Arbeitsplätze einzuschätzen.
Verlagerung nach St. Pölten geplant
Voith hatte Ende Februar angekündigt, die Fertigung im Konzernbereich Hydro in Heidenheim schließen und an den Standort St. Pölten in Österreich verlagern zu wollen. Betroffen davon sind rund 70 Mitarbeitende in der Fertigung. „Betriebsbedingte Kündigungen werden nicht erfolgen“, teilte das Unternehmen mit. So weit möglich, sollen den Betroffenen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten bei Voith Hydro oder in anderen Konzernbereichen angeboten werden.
Für Horst Dusek, freigestellter Betriebsrat und seit 45 Jahren Mitarbeiter bei Voith Hydro, sind die Schließungspläne völlig unverständlich: „Voith Hydro hat die größten Auftragseingänge seiner Geschichte, gleichzeitig spricht man von Überkapazitäten in der Produktion“, sagt er. Die Fertigung habe den geringsten Anteil an den negativen Zahlen bei Hydro. „Die Turbinenhalle hat eine Fläche von 8000 Quadratmetern, natürlich könnte man dort vom Platz her viel mehr produzieren“, erläutert er. Allerdings gebe es nur 70 Mitarbeitende und entsprechend viele Maschinen, „und diese Mitarbeiter waren immer voll ausgelastet“, so Dusek. In St. Pölten, wohin die Produktion verlagert werden soll, gebe es 38 Mitarbeitende.
Ein Konzept für alle Beschäftigten
Kevin Brzoza, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, erinnert daran, dass die Arbeitnehmerseite dem Standortsicherungsvertrag und damit auch dem Abbau von rund 600 Arbeitsplätzen zugestimmt hätte – allerdings sei dabei nie von der Produktion bei Voith Hydro die Rede gewesen. „Wir wollen ein Konzept für alle Beschäftigten, das Voith Hydro zukunftsfähig und wettbewerbsfähig macht“, sagt er. Brzoza ist enttäuscht davon, dass man bei der Geschäftsführung nichts unternommen habe, um die Rentabilität bei Hydro zu verbessern. „Wer nichts tut, tut auch etwas“, lautet sein Vorwurf.
Tobias Bucher betont, dass die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat ganz klar Stellung für den Erhalt der Produktion in Heidenheim bezogen habe. Nun gelte es, genau abzuwägen, welche Konsequenzen die Produktionsschließung hätte, inwiefern andere Bereiche des Konzerns davon betroffen wären, welche Auswirkungen die Produktionsschließung nach außen und auf Kunden hätte. „Das Thema löst bei sehr vielen Mitarbeitenden große Emotionen aus“, so der Gewerkschafter.
Bereit zum Dialog
Laut der Pressestelle von Voith hat die Voith-Hydro-Geschäftsführung den offenen Brief des Betriebsrates und die Unterschriftenliste zur Kenntnis genommen und nimmt die Bedenken sehr ernst. „Die Bereitschaft zum Dialog wurde dem Betriebsrat von Beginn an signalisiert“, so das Unternehmen. In diesem Sinne seien die gemeinsamen Gespräche gestartet, die den richtigen Rahmen für eine konstruktive Zusammenarbeit und den Austausch der Argumente im Detail bieten.