Es wird teurer

So viel kostet ein Platz in einem Pflegeheim im Landkreis Heidenheim für die Bewohner

Die Pflegeheimkosten sind im Landkreis Heidenheim in den vergangenen Jahren gestiegen. Was müssen die Bewohner selbst aufbringen? Was bezahlt die Pflegekasse? Wann sind Angehörige gefragt? Veronika Bruckner vom Pflegestützpunkt Landkreis Heidenheim klärt auf.

So viel kostet ein Platz in einem Pflegeheim im Landkreis Heidenheim für die Bewohner

Im Heim gepflegt zu werden im Alter ist teuer. Bei 2.548 Euro lag bundesweit die Eigenbeteiligung für einen Platz im ersten Jahr. Das hat der Verband der Ersatzkassen in Deutschland erhoben. In Baden-Württemberg ist der Heimplatz mit durchschnittlich 2.913 Euro pro Monat noch teurer.

Wo steht der Landkreis Heidenheim in diesem Vergleich?

Einen Landkreis-Vergleich gibt es nicht, doch wie ein Blick auf die im Internet veröffentlichten Preislisten einiger örtlicher Pflegeeinrichtungen zeigt, reichen die Preise je nach Heim von 2600 bis 3500 Euro pro Monat. Die Frage nach den Kosten wird häufig gestellt, wenn sich Menschen an den Pflegestützpunkt Heidenheim wenden. Veronika Bruckner, Pflegeexpertin im Stützpunkt, weiß Antworten auf Fragen wie den Eigenanteil, staatliche Hilfen, die Zusammensetzung der Kosten oder das geschützte eigene Vermögen.

Wer bestimmt den Preis eines Pflegeplatzes?

Die Heimträger können die Kosten nicht willkürlich festlegen, sagt Bruckner. Sie müssten ihre Pflegesätze mit den Pflegekassen und Sozialhilfeträgern, also dem Landratsamt, aushandeln. Jeder Träger verhandle dabei selbst und lege seine Kosten offen. Das sei der Grund dafür, dass Kosten sich von Heim zu Heim unterscheiden.

Wie viel kostet ein stationärer Pflegeplatz im Landkreis Heidenheim?

Die Zuzahlungen für die Heimbewohner bewegen sich zwischen 2.600 und 3.500 Euro, so Bruckner. Die Preisunterschiede ergäben sich aus den anfallenden Kosten der Träger. In der Regel seien neue Heime oder solche, die kürzlich modernisiert wurden, teurer als die alten Heime, da dort mit höheren Investitionskosten gerechnet werden muss. Genaue Preisangaben veröffentlichen die Träger auf ihren Internetseiten. Beispielsweise nennt die Arbeiterwohlfahrt für das Eugen-Loderer-Zentrum in Heidenheim einen Eigenanteil an den Heimkosten von 2.499 Euro bei einem Bewohner ab Pflegegrad 2. Im erst kürzlich modernisierten Wohnstift Hansegisreute nennt die Evangelische Heimstiftung rund 3.720 Euro. Je länger ein Mensch im Pflegeheim wohnt, desto günstiger werden die Kosten.

Veronika Bruckner vom Pflegestützpunkt Heidenheim. Landratsamt Heidenheim

Warum sind die Kosten im ersten Jahr höher als in den Folgejahren? Liegt das am Pflegegrad?

Der Pflegegrad wirkt sich seit 2017 nicht mehr auf die Höhe des Eigenanteils aus. Seit 2022 gibt es den so genannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil. Dieser ist für Heimbewohner eines Heimes gleich, egal welcher Pflegegrad vorliegt. Aber um die Heimbewohner finanziell zu entlasten, gibt es zusätzlich zu den regulären Beträgen der Pflegekasse noch einen Zuschlag je nach Dauer des Aufenthalts. Im ersten Jahr beträgt dieser fünf Prozent des pflegebedingten Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und ab dann 70 Prozent. Ab dem kommenden Jahr steigen diese Leistungszuschläge um jeweils fünf Prozent an.

Wie setzen sich die Kosten für einen Pflegeheimplatz zusammen?

Drei Posten sind maßgeblich. Der größte Anteil entfällt auf die Kosten für Pflege und Betreuung, insbesondere die Kosten für das Pflegepersonal. Je höher der Pflegegrad, desto höher die Kosten hierfür, da auch der Pflege- und Betreuungsaufwand höher ist. An diesen Kosten beteiligen sich die Pflegekassen. Zweiter Block sind die Kosten für Verpflegung und Unterkunft. Diesen Rechnungsposten müssen Pflegebedürftige selbst zahlen. Bruckner nennt hierbei Nebenkosten wie Heizung, Strom und Wasser, aber auch Kosten für die Zimmerreinigung und das Zubereiten der Mahlzeiten. Ebenso selbst bezahlen müssen die Bewohner die Investitionskosten. Dabei beteiligen sich die Bewohner an Kosten für Umbau- oder Ausbaumaßnahmen, Modernisierungsarbeiten oder Instandhaltung. Ein neuer Aufzug, die Renovierung der Gemeinschaftsräume aber auch Maßnahmen für den Brandschutz sind Kosten, die ein Pflegeunternehmen möglicherweise investieren muss.

Wer bezahlt, wenn der oder die Pflegebedürftige mittellos ist?

Bei wem die Rente nicht ausreicht und wer auch keine Rücklagen hat, hat unter Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit und einer damit verbundenen notwendigen Heimunterbringung Anspruch auf Pflegekostenübernahme durch das Sozialamt. Betroffene können einen Antrag auf die sogenannte Hilfe zur Pflege stellen.

Wenn jemand Wohneigentum besitzt, muss er das dann verkaufen, um das Pflegeheim zu bezahlen?

Wenn der Ehepartner noch im Haus lebt, dann ist das Eigenheim oder die Eigentumswohnung in der Regel geschütztes Vermögen. Wer sein Haus oder Vermögen zuvor verschenkt hat, muss damit rechnen, dass das Sozialamt laut Gesetz zehn Jahre zurückblickt. Zusätzlich hat jeder, der einen Antrag stellt, eine Vermögensfreigrenze von 10.000 Euro. Dies gilt für den Hilfesuchenden selbst als auch für den Ehepartner. Für jede weitere unterhaltene Person kommen 500 Euro dazu.

In welchen Fällen müssen die Angehörigen bezahlen?

Das muss laut Bruckner individuell betrachtet werden. Kinder mit einem Jahresbruttoeinkommen von mehr als 100.000 Euro können von den Behörden an den Pflegekosten der Eltern beteiligt werden. Es kann vorkommen, dass ein Kind bezahlen muss, das mit dem geringeren Einkommen jedoch nicht.

Deutschlandweit sind die Pflegeheimkosten zuletzt deutlich gestiegen, trifft dies auch im Landkreis zu?

Verglichen mit der Preisliste von 2019 hat sich der Eigenanteil bei den Pflegeheimen stark erhöht. Es gab nach Angaben von Veronika Bruckner Preissteigerungen zwischen 500 und 900 Euro pro Monat. Neben den gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen spielt in die Teuerung auch mit ein, dass Pflegekräfte seit September 2022 etwas besser bezahlt werden müssen – nach Tarifvertrag. Die sogenannte Tariftreueregelung führt dazu, dass Pflegekräften, die bisher keinen Tariflohn bekamen, eine Gehaltssteigerung zwischen 10 und 30 Prozent zustand. Auch die Inflation und gestiegenen Kosten bekommen die Pflegeheime zu spüren.

Wie werden die Preise sich weiter entwickeln?

Das ist nicht exakt vorhersehbar. Bruckner verweist auf die politischen Diskussionen darüber, wie Pflege bezahlbar bleiben kann. Es gebe zum Beispiel die Idee eines Sockel-Spitze-Tausches, bei dem Preissteigerungen für die Bewohner abgefedert werden könnten. Doch eine politische Entscheidung darüber gebe es nicht.

Pflegestützpunkt: die Nachfragen steigen

Der Pflegestützpunkt des Landkreises Heidenheim bietet eine umfassende, neutrale und kostenlose Beratung und Unterstützung rund um das komplexe Thema Pflege an. Die Mitarbeiterinnen unterliegen einer Schweigepflicht. Finanziert wird der Stützpunkt von den gesetzlichen Krankenkassen und dem Landkreis.

Wie sehr die Menschen der Schuh drückt, wenn das Thema Pflege auf sie zukommt, das zeigt der Beratungsbedarf, der sprunghaft zugenommen hat. 2881 Beratungen haben laut Bruckner im Jahr 2022 stattgefunden, im Vorjahr waren es 2230. Noch nie hat die Nachfrage so sehr zugenommen, noch nie war die Zahl so hoch. Zweite Beraterin im Pflegestützpunkt ist neben Veronika Bruckner Christel Krell. Zu erreichen ist der Pflegestützpunkt zur Terminvereinbarung unter Telefon: 07321.321-2424 oder 07321.321-2473, pflegestuetzpunkt@landkreis-heidenheim.de.

Für Privatversicherte gibt es eine andere Ansprechadresse: Compass private Pflegeberatung www.compass-pflegeberatung.de

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