Tag der offenen Tür

So viele Menschen wurden im Heidenheimer Hospiz Haus Barbara in den vergangenen fünf Jahren begleitet

Vor fünf Jahren wurde das Heidenheimer Hospiz eingeweiht. Bei einem Tag der offenen Tür erhalten Interessierte jetzt einen Einblick in das Haus.

Der damalige katholische Dekan Dr. Sven van Meegen formuliert am 15. März 2019 ein Versprechen. Bei der Einweihung des Heidenheimer Hospizes an der Bergstraße versichert er, die Sterbebegleitung sei „ein Bumerang, der zu einem zurückkommt, wenn man für andere in Fürsorge da ist“. Sie stelle aber auch einen der schwersten Dienste überhaupt dar, räumt er ein.

Fünf Jahre später hat sich längst gezeigt, dass van Meegen mit seiner Vorhersage richtiglag. Das zur Stiftung Haus Lindenhof gehörende Haus Barbara – darin waren sich von Anfang an alle Akteure einig – schließt eine Betreuungslücke in einer alternden Gesellschaft. Der Wunsch, in Würde Abschied nehmen zu können, hat mit ihm einen verlässlichen Ort gefunden.

Die meisten Hospizgäste kommen aus dem Landkreis Heidenheim

Doch sind es beileibe nicht nur greise Menschen, die in dieser Herberge auf Zeit die noch verbleibende Phase vor ihrem Tod verbringen, wie es Georg Peyk, der erste Leiter des Hauses, einmal formulierte. 426 Gäste, so werden sie respektvoll bezeichnet, wurden im vergangenen halben Jahrzehnt betreut. Die meisten kamen aus dem Landkreis, einige aus Bayern oder von weiter her, um die letzten Tage und Wochen des Lebens in der Nähe der Kinder zu verbringen. Die Altersspanne reichte von 24 bis 92 Jahren.

Und die Nachfrage ist groß: Für die acht Betten gibt es eine Warteliste. Die Verantwortlichen werden das als Wertschätzung ihrer Arbeit sehen, die sich nicht nur am teilweise lange währenden Kontakt zu Angehörigen Verstorbener ablesen lässt, sondern auch an den Dankbarkeit ausdrückenden Kommentaren im Internet. Der von van Meegen skizzierte Bumerang scheint also in der Tat immer wieder die Kurve ins Haus Barbara zu bekommen.

Kaum personelle Wechsel beim Personal

25 Pflegefachkräfte und ebenso viele Ehrenamtliche kümmern sich um die Gäste. Und sie tun das mit großer Hingabe und Beständigkeit. „Wir haben eine äußerst geringe Fluktuation“, sagt Valerie Koch. Die 50-Jährige hat Peyks Aufgabe im Dezember 2021 übernommen. Lediglich in der Anfangszeit habe es den einen oder anderen personellen Wechsel gegeben, weil alle erst einmal die Erfahrung machen mussten, welche Herausforderungen sie erwarten. Womit auch van Meegens zweite Prognose bestätigt wäre.

Mittlerweile verfügt das Hospiz über eine FSJ-Stelle (Freiwilliges Soziales Jahr). Eine junge Frau hatte sie inne, ehe sie ihr Medizinstudium begann. Wer sich ebenfalls ein solches Engagement auf Zeit feststellen könne, dürfe sich jederzeit melden, sagt Koch.

Tag der offenen Tür am 5. Juli

95 Prozent der Kosten des Hospiz-Betriebs übernehmen die Kassen, den Rest müssen Spenden abdecken. Zwar sei diesbezüglich der Enthusiasmus der Anfangszeit etwas abgeflacht, sagt Koch, nichtsdestoweniger stehe das Haus auf einem festen Fundament. Wie das Geld eingesetzt wird, können alle Interessierten bei einem Tag der offenen Tür sehen. Er ist eingebettet in ein Sommerfest, das am Freitag, 5. Juli, stattfindet. Zwischen 14 und 20 Uhr ist ein breites Programm mit Führungen, Tombola, Büchertisch, Kinderschminken, Kunsttherapie und „Gesundheitsclowns“ geboten. Außerdem tritt ab 18 Uhr der Chor des Schiller-Gymnasiums auf.

Zum Ausdruck kommen soll mit dieser Mischung auch ein Wunsch, den Koch für die kommenden Jahre hat: Das Thema Sterben weiter enttabuisieren und Menschen die Angst vor dem Tod nehmen. Eine Herausforderung, die den im Haus Barbara Tätigen große Empathie und Anstrengung abverlangt, aber auch Erfüllung schenkt: „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gehe. Und weil sie mir so wichtig ist, komme ich wie viele aus meinem Team meistens nicht pünktlich nach Hause“, sagt Koch.

Ein Hospiz bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen der Freude am Leben und der Allgegenwärtigkeit des Todes. Kaum etwas könnte diesen Grat berührender symbolisieren als eine Hochzeit: Zweimal schon haben sich im Heidenheimer Hospiz Paare das Jawort gegeben und die Treue versprochen. Bis, dass der Tod sie schied.

Benefizkonzert in Giengen

Ein Benefizkonzert des Landespolizeiorchesters zugunsten des Hauses Barbara und der Hospizgruppe Giengen beginnt am Freitag, 28. Juni, um 19.30 Uhr in der Giengener Walter-Schmid-Halle. Saalöffnung ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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