In exakt einem Monat geht die Welt unter. Mal wieder. Verantwortlich dafür ist weder ein Zombie-Virus noch der Aufstand der Maschinen. Vermutlich eher das globale nukleare Waffenarsenal. So oder so, am 23. Mai verwandelt sich die Welt einmal mehr in einen kargen Wüstenplaneten, zumindest auf der Kinoleinwand. Denn am 23. Mai kommt mit „Furiosa“ der mittlerweile fünfte Teil der „Mad Max“-Saga in die deutschen Kinos. Die Zeit bis dahin will ausgerechnet ein primär aus Heidenheimern bestehendes Filmteam überbrücken. „Hope and Glory“, ein unerhört aufwendig produzierter „Mad Max“-Fanfilm, ist fertig. Am Samstag wurde er – wo auch sonst – im Kino-Center Heidenheim vorgeführt. Und genau dort, auf der großen Leinwand, ist er genau richtig.
Die Handlung des rund 45 Minuten langen Films orientiert sich an der Filmreihe von Regisseur George Miller und ist eine so offenkundige wie cineastische Verneigung vor dessen Endzeit-Franchise. In „Hope and Glory“ befindet sich Max Rockatansky (Daniel Grave) auf der immerwährenden Suche nach der einzigen Währung der Wüstenwelt: Benzin. Sein Weg führt ihn zu Hope (Inken Paland), die Max bittet, nach ihrer verschleppten Tochter Glory (Charlotte Eckle) zu suchen. Im Austausch gegen Treibstoff tritt Max Rockatansky die gefährliche Mission an, welche ihn direkt ins Territorium der Buzzards-Banditen führt.
Mit Daniel Grave ist der Fanfilm-Produktion eine Punktlandung gelungen. Mit staubiger Stimme und rauer Präsenz verleiht er dem insgesamt durchaus düsteren und bisweilen brutalen Film den nötigen Antrieb. Ein emotionales Gegengewicht bildet nicht zuletzt die junge Heidenheimerin Charlotte Eckle, die so manchen erwachsenen Darstellerinnen und Darstellern die Show stiehlt.
Der heimliche Star des Films, wenn man so will, kommt allerdings auf vier Rädern daher: Zwei Jahre dauerte es, einen alten Jaguar in die Kult-Karosse „Interceptor“ umzubauen. Das Gefährt steht den motorisierten Fortbewegungsmitteln der „Mad Max“-Filmreihe in nichts nach. Knatternd und röhrend tuckert der „Interceptor“ durch die Wüstenwelt.
Überhaupt könnte man Liebe zum Detail ohne Frage zum Credo der Fanfilm-Macher erklären. Hinter jeder Szene von „Hope and Glory“ scheint eine Vision zu stecken, kaum ein Cut wirkt unnötig. Eine der größten Stärken des Films ist die Entscheidung der Regisseure, vor allem Szenerien und Landschaftsaufnahmen für sich sprechen zu lassen. Dialoge werden bewusst eher spärlich eingesetzt.
So manche Drehblöcke führten Cast und Crew um das Kern-Team Adrian Martin (Idee, Regie), Erik van Schoor (Storyboard, Regie) und Johannes Pfau (Kamera, Produktion) mitunter in den Landkreis Heidenheim. Eine nervenaufreibende Nahkampfszene wurde etwa in der ehemaligen Spedition Schwarz in der Heidenheimer Weststadt gedreht, eine wahrlich spektakuläre Verfolgungsjagd entstand im Burgberger Kalksteinwerk.
Das wohl absolute Highlight von „Hope and Glory“ lässt sich nicht mit den Augen erblicken, sondern dringt von der ersten Minute an tief in den Gehörgang ein: Sowohl die musikalische Untermalung als auch der Gesamt-Sound des Films stehen Hollywood in keinster Weise nach. Das ist unter anderem dem Engagement des Budapest Scoring Orchestra sowie dem immersiven Soundmix des Heidenheimer Musikproduzenten Christian Vaidas zu verdanken.
Es war folglich wenig überraschend, dafür mehr als angemessen, dass die erste Vorführung von „Hope and Glory“ am Samstag mit Ovationen von rund 250 Kinobesuchern überschüttet wurde. Aufgrund des zwingend nichtkommerziellen Charakters eines Fanfilms wird diese private Vorführung wohl die einzige ihrer Art in Heidenheim gewesen sein. Ein Jammer eigentlich, den vor allem die große Leinwand wird dem gerecht, was „Hope and Glory“ ist: großes Kino.
„Mad Max“-Fanfilm ab 5. Mai gratis auf Youtube
Da es sich bei „Hope and Glory“ um eine nicht offiziell lizenzierte Produktion handelt, darf der Fanfilm nicht kommerziell vertrieben werden. Gratis zu sehen ist der Film ab Sonntag, 5. Mai, über den Youtube-Kanal des Produktionsteams, Brightstone Pictures.