So war die Premiere vom Kinderstück „Die kleine Meerjungfrau“
Marina ist klein, neugierig und gerade einmal 80 Jahre jung. In der Menschenwelt mag man damit eher zur Kategorie Rentner gehören, doch Marina ist alles andere als menschlich. Als Meerjungfrau treibt sie sich in den Tiefen des Meeres und wahlweise auch auf der Bühne des Sasse-Theaters herum. Dort feierte am Sonntag das diesjährige Kinderstück „Die kleine Meerjungfrau“ Premiere.
Gerade den jüngeren Besucherinnen und Besuchern mag die Disney-Version der Geschichte präsenter sein als das Märchen von Hans Christian Andersen, auf dem die „Meerjungfrau“ basiert. Dennoch hat die „Sasse“ sich in erster Linie von dem dänischen Schriftsteller inspirieren lassen. Zum Glück, möchte man da sagen.
Minimalistisches Unterwasser-Bühnenbild
Denn die Schnaitheimer Inszenierung behält viel von dem Charme und der Magie, die schon Andersens Märchen so zeitlos machten. Magie, oder vielmehr Fantasie sind unter anderem beim Bühnenbild gefragt. Dieses besteht zumeist lediglich aus einem Thron, einer Kiste und einem kleinen Felsen. Den Rest der Kulisse erweckt ein Projektor zum Leben, der den Wechsel zwischen Meeresgrund und Oberfläche verdeutlicht. Dem Stück selbst tut das keinen Abbruch, vielmehr ermöglicht es dem Ensemble, den nötigen Raum einzunehmen.
19 Spielerinnen und Spieler jeglichen Alters umfasst jenes Ensemble – und damit bedeutend mehr als die vierköpfige Truppe, die sich derzeit beim Erwachsenenstück „Männerhort“ die Ehre gibt. Dem „Meerjungfrauen“-Regiequartett Erika Welches, Karin Mateja, Nena Veelbehr und Richard Seidt gelingt es, nicht nur fürs Publikum eine kindgerechte Inszenierung auf die Beine zu stellen. Auch das überwiegend sehr junge Ensemble schien bei der Premiere nie über- oder unterfordert zu sein.
„Die kleine Meerjungfrau“: zwischen Kitsch und Komik
Das Stück schafft es, gelungen zwischen Kitsch und Komik zu balancieren. Für den nötigen Ernst und den ein oder anderen schmalzigen Moment sorgen etwa Marina (wie gewohnt sehr gut: Mia Rimer) oder auch ihr Vater, Meerkönig Mauritius (überzeugend: Markus Beuther). Die meisten Lacher heimsen der bei praktisch jeder „Sasse“-Inszenierung herausstechende Leon Klotzbach (Blubb) sowie Dominik Offenhäuser als Hofmarschall ein – gerade bei den Kleinsten der Kleinen im Publikum kommen die Slapstick-Einlagen Klotzbachs mehr als gut an.
Auch in kleineren Rollen zeigen so manche „Sasse“-Mitglieder ihr aufkeimendes Talent für Bühnenpräsenz und die Fähigkeit, das junge Publikum bei der Stange zu halten. Greta Veres versteht es etwa prächtig, trotz ihres jugendlichen Alters Gestik und Mimik der Großmutter Marinas darzustellen. Als Xenia übernimmt Paula Liebhaber eine Rolle, die zunächst im Hintergrund wandelt, sich später aber als sehr unterhaltsame Figur entpuppt, der mehr als nur eine schauspielerische Funktion zuteilwird. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Disney-Song darf im Sasse-Theater nicht fehlen
Im Sinne Hans Christian Andersens wäre die „Sasse“-Inszenierung der „Kleinen Meerjungfrau“ sicherlich gewesen. In dem von Walt Disney aber vermutlich auch. Allein schon aufgrund der herzig choreographierten Darbietung des „Arielle“-Klassikers „Under the Sea“.
Restliche Vorstellungen ausverkauft
Das Kinderstück „Die kleine Meerjungfrau“ wird noch an fünf weiteren Terminen in der „Sasse“ aufgeführt. Karten gibt es keine mehr, das Stück ist ausverkauft. Möglicherweise, so viel verrät „Sasse“-Vorsitzender Benjamin Hessenhauer, wird es im nächsten Jahr jedoch weitere Vorstellungen geben.