Seine Tage waren längst schon gezählt, jetzt sind sie fast vorüber: Der Abriss des Meeboldhauses an der Grabenstraße ist in vollem Gange, in Kürze wird das Gebäude aus dem Stadtbild verschwunden sein. Etwas später als zunächst geplant, aber endgültig.
Gut 42 Jahre Heidenheimer Innenstadt-Architektur gehören dann unwiderruflich der Vergangenheit an. Am 25. November 1982 wurde das verwinkelte Haus offiziell eingeweiht und trieb den Baustil jener Epoche gewissermaßen auf die Spitze des Dachfirsts: Vorsprünge, Treppen, Schrägen, Arkaden, bunte Farben. Nichts von der Stange.
Bauzeit dauerte einst 17 Monate
All das, der gesamte Mix aus Beton, Fichtenbrettern und Klinker, ist nun nahezu Geschichte. Stein für Stein fällt seit dieser Woche in sich zusammen, was einst in 17-monatiger Bauzeit emporwuchs. Ehe der Abrissbagger jetzt ein für allemal Fakten schafft, haben schon vor Wochen im Inneren die vorbereitenden Arbeiten begonnen. Durch einen Schutzzaun abgeschirmt, wurde ausgebaut und stofflich getrennt, was entweder fachgerecht entsorgt oder an anderer Stelle wiederverwertet wird.
Mit jedem beladenen Container geht ein Stück Heidenheimer Historie: Das Meeboldhaus war im Laufe der Jahrzehnte Zentrale des örtlichen ÖPNV, beherbergte die Geschäftsstelle des Heidenheimer Sportbunds, die Volkshochschule und verschiedene Ämter der Stadtverwaltung. Seltener als in der Vergangenheit dürfte fortan auch jener Mann Erwähnung finden, dessen Namen das Meeboldhaus 1983 verpasst bekam: Dr. Johann Christian Meebold (1812 – 1884). Dem Mediziner gehörte einst ein großes Anwesen im Zentrum, das er zu einem Großteil der Stadt vermachte, damit dort die Pauluskirche Platz finden konnte.
Städtebauliche Wettbewerbe markieren Anfang und Ende des Meeboldhauses: Nachdem sich der Architekt Josef Götz mit seinen Ideen durchgesetzt hatte, begann am 2. Juni 1981 der Bau. Und mit den siegreichen Überlegungen des Münchner Büros Terra.Nova für die Umgestaltung der Heidenheimer Kernstadt war 2022 das Ende besiegelt. Künftig bietet sich von der Grünfläche auf der Südseite des Rathauses ein unverstellter Blick zu Schloss Hellenstein, in entgegengesetzter Richtung prägen das Rathaus und die Pauluskirche das Bild.