Interview

Heidenheimer Sparkassen-Bürgerpreis 2024: „Wir suchen stille Helden“

Der Bürgerpreis 2024 soll Personen zugutekommen, die sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen. Dieter Steck, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse und Dr. Jörg Kondring, der neue Vorsitzende der Hanns-Voith-Stiftung, blicken im Interview gemeinsam auf die diesjährige Bewerber- und Kandidatensuche:

Herr Dr. Kondring, Sie sind der neue Vorsitzende der Hanns-Voith-Stiftung und damit das neue Gesicht dieses Jahr an der Spitze des Bürgerpreises. Wie kam es dazu?

Kondring: Ich kann da nur spekulieren (lacht). Nein, im Ernst: Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in Heidenheim und bin hier mit meiner Frau und meinen vier Kindern wirklich verwurzelt. Genauso lange bin ich hier in Heidenheim auch schon für die Firma Voith tätig und habe durch meine Funktion im Unternehmen seit vielen Jahren auch Berührungspunkte mit der Familie Voith, die auch im Stiftungsrat der Hanns-Voith-Stiftung vertreten ist. Nach dem Ausscheiden von Meinrad Schad vergangenes Jahr fügte sich das dann so, dass ich den Vorsitz übernehmen durfte.

Sie sind seit mehr als 20 Jahren bei Voith. Welche Funktion haben sie? Und was hat Sie einst nach Heidenheim geführt?

Kondring: Ursprünglich komme ich aus dem Münsterland. Ich habe dann in Münster, Genf, New York und Düsseldorf meine juristische Ausbildung absolviert, bevor ich zuerst mehrere Jahre in Düsseldorf und dann in Paris gearbeitet habe. Nach drei Jahren Paris haben sich meine Frau und ich dann gedacht: So, jetzt brauchen wir noch eine Steigerung – und dann haben wir Heidenheim gefunden (lacht). Seit 2003 sind wir jetzt hier und ich sage mal so: Die Wahl war nicht so ganz schlecht. Ich habe bei Voith damals als Leiter Recht angefangen, seither habe ich noch andere Bereiche mit dazubekommen, unter anderem den Bereich Corporate Office, da geht es vor allem um die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gremien. Daher auch der Kontakt zur Familie bzw. den Gesellschaftern.

Dr. Jörg Kondring, seit Herbst 2023 Vorsitzender der Hanns-Voith-Stiftung. privat

Nun sind Sie heuer das erste Mal in die Verleihung des Bürgerpreises eingebunden. Haben Sie vor, neue oder andere Impulse zu setzen?

Kondring: Also zunächst mal bin ich ja nicht der Einzige, der in der Stiftung etwas zu entscheiden hat – da wäre mein Mitvorstand Erwin Krajewski und der Stiftungsrat. Und zum anderen gilt doch: Never change a winning team. Es wäre nicht richtig, an Tag eins gleich etwas verändern zu wollen. Nein, ich schaue mir das alles erst einmal an und wenn nach einiger Zeit der Eindruck entsteht, dass man hier und da etwas anpassen könnte, dann würde ich das mit dem Stiftungsrat und dann mit Herrn Steck erstmal intern abstimmen.

Das Motto heuer lautet „Zusammen stark durch Ehrenamt“. Herr Steck, wer darf sich diesmal besonders angesprochen fühlen bzw. an wen richtet sich dieses Motto?

Dieter Steck: Grundsätzlich suchen wir nach Bewerbern, die sich nachhaltig im Ehrenamt einbringen, also nach Menschen, die im Stillen wirken – aber das schon seit vielen Jahren. Klar ist auch: Das aktuelle Weltgeschehen spielt dabei immer stärker auch eine Rolle. Wir haben das gesehen bei der Flüchtlingswelle oder in Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und sehen das jetzt im Hinblick auf die zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Ich bin der Meinung: Wer sich nachhaltig im Ehrenamt einsetzt, trägt dazu bei, dass die Gesellschaft besser zusammenhält. Und gerade diese Personen möchten wir dieses Jahr auszeichnen.

Dieter Steck, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heidenheim. Kreissparkasse

Kondring: Dabei ist mir allerdings auch wichtig, dass die Spaltung der Gesellschaft nicht gleichzusetzen ist mit unterschiedlichen Meinungen. Eine andere Meinung zu haben als mein Gegenüber, bedeutet noch keine Spaltung der Gesellschaft. Ansonsten kann das dazu führen, was wir vor ein paar Tagen erst in Dresden erleben mussten, wo engagierten Menschen, die sich – zum Teil im Ehrenamt – für ihre Parteien und unsere Demokratie einsetzen, für ihr Engagement das Gesicht eingeschlagen wurde. Das geht gar nicht.

Beim Bürgerpreis besteht die Herausforderung darin, ein Motto zu finden, das zwar klar abzugrenzen ist – zugleich aber niemanden ausgrenzt, der ehrenamtlich tätig ist. Wie gelingt das?

Steck: Bei uns denkt sich keiner alleine das Motto aus. Wir haben eine Arbeitsgruppe, aus der heraus entsteht dann eine Shortlist an Themen für das jeweilige Jahr. Da werden viele Vorschläge zusammengetragen und da wird auch diskutiert. Am Ende entscheidet dann die Jury des Bürgerpreises aus drei Vorschlägen.

Noch bis 30. Juni kann man sich bewerben bzw. andere vorschlagen. Wie steht es denn um die Zahl der Bewerber bisher?

Steck: Wir haben jetzt zwischen 40 und 50 Eingänge. Das ist für die Phase der Bewerbungsfrist soweit üblich. In der Kategorie Alltagshelden sind bisher die meisten Meldungen eingegangen. Wo wir hingegen noch Bedarf haben, ist in der Kategorie Jugend. Da nehmen wir uns dieses Jahr vor, noch mehr über Social Media zu machen und auch in unserer Banking-App auf den Preis hinzuweisen. Aber es war tatsächlich immer schon schwierig, die Jugend mit dem Bürgerpreis zu erreichen.

Und bei den engagierten Unternehmern? Wie sieht es da aus?

Steck: Da sieht es zwar schon ganz gut aus – was uns aber noch gänzlich fehlt, sind Bewerbungen von Unternehmerinnen. Das würde ich mir ausdrücklich wünschen.

Was sollten Unternehmer und Unternehmerinnen beachten, wenn sie sich für den Bürgerpreis bewerben?

Kondring: Der Bürgerpreis in der Kategorie Engagierte Unternehmer richtet sich sicherlich eher an kleine und mittlere Unternehmen. Und wir suchen Unternehmen, die eine, wie sagt man, Unternehmerpersönlichkeit haben.

Steck: Ansonsten gibt es eigentlich keine besonderen Vorgaben. Das Engagement kann im sportlichen, sozialen aber auch im kulturellen Bereich sein. Wichtig ist nur: Es muss sich auch bei den Unternehmern um ein Ehrenamt handeln. Die eigene Firma darf durch das Engagement nicht in irgendeiner Weise wirtschaftlich profitieren. Da legen wir Wert auf eine klare Trennung.  

Bewerbungen für den Bürgerpreis

Der Bürgerpreis wird in den Kategorien Lebenswerk, Alltagshelden, engagierte Unternehmer sowie in der Kategorie U21 vergeben. Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2000 Euro je Kategorie dotiert. Bis zum 30. Juni können sich ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger für den Bürgerpreis im Landkreis Heidenheim in den Filialen der Kreissparkasse, unter www.ksk-heidenheim.de/buergerpreis oder telefonisch unter 07321.3441540 selbst bewerben oder andere vorschlagen.