Leserbrief

Spuren für das ganze Leben

Leserbrief zum Beitrag "Drei Wochen altes Baby misshandelt" (Ausgabe vom 22. Juli):

Spuren für das ganze Leben

Beim Lesen dieses Berichts bin ich tief ergriffen. Ja, in erster Linie wegen dem Schmerz und Leid, das so ein kleines Geschöpf unverschuldet erleiden musste, was auch Spuren fürs ganze Leben hinterlassen kann. Da ich selber in Kindheit und Jugend tragisches Opfer war und mit 17 bereits selber Mutter wurde, kann ich mich auch in die Mutter hineinfühlen. Im Gegensatz zu dieser Frau hatte ich nach langen weiteren körperlichen und seelischen Qualen in der viel zu frühen Ehe und Mutterschaft Glück.

Nun frage ich mich, ob der Frau und ihren Kindern tatsächlich geholfen ist, ob eine so lange Gefängnisstrafe sie noch mehr trennt und vermutlich lebens- und konfliktunfähiger macht. Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn man beiden Seiten Menschen an die Seite stellt, die helfen, dass Hilflosigkeit, innerer ohnmächtiger Druck usw. verhaltenstherapeutisch in Lebensfähigkeit umgelernt werden können? Hinter so viel Aggression und ihren Taten stecken meines Erachtens die eigenerlebte Tragödie und die Überforderung. Und tief vergraben steckt auch Liebe gepaart mit Verzweiflung darin.

Ein Gefängnisaufenthalt kostet viel Geld, das in sinnvolle Lebensbegleitung eingesetzt werden könnte. Denn es gibt ja auch einen Vater und Ehemann, und wie es ihm geht, wäre auch interessant. Entscheidend ist natürlich, ob von fachkundiger Seite eine Chance für einen humanitären Weg gesehen werden kann.
Inge Grein-Feil, Dischingen