Die Stadt Heidenheim hat ihre Kommunikation auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) eingestellt, weil sie die zunehmende Verbreitung von Hasskommentaren, Fake News und extremen Inhalten auf der Plattform nicht länger tolerieren möchte. Doch während die Stadt den Rückzug als notwendigen Schritt zur Bekämpfung toxischer Online-Inhalte begründet, bleibt sie weiterhin auf TikTok aktiv – einer Plattform, die ebenfalls mit Hass und Hetze zu kämpfen hat.
Der Schritt passt in den größeren Trend, dass immer mehr öffentliche Institutionen sich von sozialen Netzwerken zurückziehen, um den negativen Auswirkungen dieser Plattformen zu entkommen. Doch auf TikTok, bekannt für seine hohe Reichweite bei jungen Nutzern, finden sich ebenfalls immer wieder Hasskommentare – selbst unter harmlosen Inhalten wie Tanzvideos oder Hundewelpen. Das macht TikTok zu einem weiteren Ort, an dem Kommunikation zunehmend verroht.
Keine Unterschiede zwischen Plattformen machen?
Die entscheidende Frage lautet: Wenn die Stadtverwaltung Heidenheim die toxischen Inhalte auf X nicht mehr tolerieren möchte, warum bleibt sie dann auf einer Plattform aktiv, die mit denselben Problemen kämpft? Aus dem Wunsch heraus, die jugendliche Zielgruppe nicht zu verlieren? Ironischerweise sind es aber gerade diese jungen Menschen, die am leichtesten beeinflussbar und daher besonders gefährdet sind. Ein konsequenter Umgang mit toxischen Inhalten sollte nicht von Plattformen zu Plattform unterschiedlich gehandhabt werden, nur um eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen.
Deshalb ist die Entscheidung der Stadt nicht konsequent. Was als Schutzmaßnahme vor Hasskommentaren auf X gedacht war, muss doch auch für TikTok gelten, wo ähnliche Probleme bestehen. Hass ist kein Alleinstellungsmerkmal von X – er ist auf allen großen sozialen Netzwerken allgegenwärtig: Instagram, Facebook, TikTok und Co. Daher ist es fraglich, ob die Stadtverwaltung Heidenheim wirklich einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Kommunikationskanälen pflegt, oder sich mit dem Abschied von X lediglich einem Trend anschließt, der mehr Schein als Sein ist.