Heidenheimerin in besonderer Mission

Tierärztin Steffi Grath hilft Soldaten bei Prinz Harrys Invictus Games

In besonderer Mission ist die Heidenheimer Tierärztin und Verhaltenstherapeutin Steffi Grath derzeit in Düsseldorf. Mit vier Therapiehunden steht sie seelisch und körperlich verletzten Soldaten bei der Internationalen Sportveranstaltung, den Invictus Games, zur Seite.

Tierärztin Steffi Grath hilft Soldaten bei Prinz Harrys Invictus Games

Der Tag ist lang für Steffi Grath. Von morgens bis abends steht sie am Flughafen und begrüßt die internationalen Sportler bei ihrer Ankunft in Düsseldorf. Diese starten von 9. bis 16. September bei den Invictus Games, einer Art Olympiade für verwundete, kranke oder verletzte Militärangehörige und Veteranen. Prinz Harry, jüngster Sohn des englischen Königs, gründete die Spiele im Jahr 2014. Sie sollen die physische und psychische Genesung und Rehabilitation von Soldaten und Veteranen fördern.

Schwanzwedelnd nähert sich Graths Hund einem Sportler im Rollstuhl. Es gibt Streicheleinheiten, der Hund bedankt sich und schleckt dem Sportler die Hand. "Hier geht die Post ab", erzählt Steffi Grath, die in Heidenheim als Tierärztin sowie Verhaltenstherapeutin arbeitet und schon lange als Hundeflüsterin gilt. Neuerdings nimmt sie sich auch Menschen an als Fachkraft zur tiergestützten Intervention nach einer anerkannten eineinhalbjährigen Ausbildung. In Düsseldorf kommt ihr eine besondere Rolle zu: Während der Wettkämpfe bis zum nächsten Sonntag steht sie mit ihren Hunden den Sportlern zur Seite, hilft ihnen bei besonderen Belastungssituationen oder sogar dabei, ein durch Krieg ausgelöstes Trauma zu überwinden. "Wir sagen den Sportlern, ihr könnt uns rufen, wenn ihr uns braucht, wir begleiten euch."

Wie kam Steffi Grath zu dieser Aufgabe?

Über eine Freundin sei sie in Kontakt mit der Bundeswehr gekommen. Dort sollte sie Hundetechniken für eine Studie entwickeln zur Frage, welchen Einfluss die Tiere auf die Entwicklung der Patienten haben. Im Blickpunkt stehen laut Grath Soldatinnen und Soldaten, die in ihrem Beruf, teils auch im Krieg, an Körper und Seele verletzt wurden. Manche litten an posttraumatischen Belastungsstörungen. Mit Hilfe der Hunde gebe es verschiedene Techniken, wie den Menschen geholfen werden kann. Das könne einfach nur sein, ruhig dazuliegen und den Hund zu streicheln. Anderen hilft einfach Spazierengehen mit Hund.

Im Sportdress mit Botschaft: Steffi Graths Therapiehund.

"Bei vielen ist es ein Trigger, der die Symptome auslöst", erzählt Grath. Der eine könne kein Grillfleisch riechen, einen anderen erinnert die Heckenschere an Maschinengewehrfeuer. Wieder andere könnten nicht an Autos vorbei laufen aus Angst vor einer Autobombe, andere fürchten Menschenmassen. Wie kann ein Hund dabei helfen? "Der Hund hilft, weil er den Patienten Entspannung bringt und dadurch bewirkt, diese in die reale Gegenwart zurückzuholen." Im Vorfeld der Studie entwickelte Grath den Lehrplan und half bei der Auswahl der Hundeführer, das sind Soldaten, die jeweils einen Therapiehund zur Ausbildung bekommen, mit dem sie später die Therapie begleiten.

Oberstabsveterinärin Steffi Grath: Blitzausbildung bei der Bundeswehr

Damit Grath für die Bundeswehr arbeiten konnte, musste sie ein Teil von ihr werden. Also durchlief sie eine Grundausbildung, wenn auch eine verkürzte, lernte ein Gewehr zu bedienen, musste marschieren und lernte andere soldatische Grundlagen. "Das hat meinen Blick auf die Bundeswehr verändert", sagt sie, die nun als Reservistin gilt und den Rang einer Oberstabsveterinärin trägt. Dieser vergleichsweise hohe Rang nach so kurzer Zeit sei ihrer Berufserfahrung und den Expertisen geschuldet, sagt sie.

Therapiehund und Maskottchen begrüßen die Sportlerinnen und Sportler. Steffi Grath

Wegen ihrer Arbeit für die Bundeswehr wurde Grath schließlich angefragt, bei den Invictus Games therapeutisch mit ihrem Wissen zu helfen. Vier Hunde hat sie im Einsatz: zwei eigene, einen von der Bundeswehr und einen Privathund, den sie aus ihrer Hundeschule gut kennt. Die Hunde wechseln sich ab, Steffi Grath powert durch. "Aus Tierschutzgründen müssen die Tiere Pause machen." Die vielen Begegnungen seien für die Hunde anstrengend, erzählt Grath, die ihre vier Begleiter das Hotelzimmer dabei hat. Ein Hund liegt noch schnarchend neben ihr, während sie von ihrer Aufgabe in Düsseldorf erzählt.

Hundebegleitung kann Panikattacke verhindern

Aufregung, erhöhter Puls, Adrenalin sei bei den Wettkämpfen normal. Aber bei den Sportlern könne genau dies den Trigger und damit eine Panikattacke auslösen. Damit dies nicht passiert oder sofort geholfen wird, kommt Grath mit den Hunden ins Spiel. "Wir begleiten die Sportler, wenn sie das wünschen an den Start und holen sie auch wieder ab. Oder wir sind einfach in den Pausen da und helfen beim Erholen und Entspannen." Die australischen Sportler beispielsweise arbeiten ebenfalls mit Therapiehunden, die sie jedoch aufgrund der Entfernung nicht mitnehmen konnten. Einer hätte einen Stoffhund dabei als Anker. "Wenn das nicht reicht, dann darf er uns gerne anfordern."

Invictus Games: so kann man das Sportevent streamen

Düsseldorf ist vom 9. bis 16. September Austragungsort der Invictus Games. Prinz Harry hat angekündigt,, der Eröffnungsfeier am Samstag beizuwohnen und auch die folgenden Tage die Wettkämpfe zu beobachten.

39 Athletinnen und Athleten treten im deutschen Team an. Sportarten sind Leichtathletik, Rudern, Bogenschießen, Bankdrücken, Sitzvolleyball, Radfahren, Schwimmen, Rollstuhl-Rugby und Rollstuhl-Basketball und Tischrennis. Die Spiele sollen für sie nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern laut Veranstalter auch Teil der Rehabilitation sein.

Alle Wettbewerbe sowie die Eröffnungs- und Abschlussfeier können live und kostenlos gestreamt werden auf https://invictusgames23.de und auf dem Yoube-Kanal https://youtube.com/@invictusgamesdusseldorf2023