Strafzettel und mehr: Darum sind Studentinnen und Studenten in Heidenheim frustriert
Fünfzig Cent je angefangene Stunde, vier Euro Tagessatz: Parken auf der Schotterfläche in der Schmelzofenvorstadt an der Ecke der Kanalstraße ist eigentlich erschwinglich - auch für Studierende der DHBW, die für ihre Ausbildung Geld bekommen.
Dennoch sitzt bei einigen, die dort in den vergangenen Wochen ihre Fahrzeuge abstellten und sich zu den Vorlesungen aufmachten, der Frust tief. Bei der Rückkehr von der Hochschule, so wird berichtet, klemmten hinter Scheibenwischern gelbe Zettel. Dabei handelte es sich keineswegs um Hinweise à la "Wir kaufen dein Auto", sondern vielmehr um Strafzettel. Wegen eines Verstoßes, genauer Parken ohne gültigen Parkausweis, sollen 35 Euro bezahlt werden. "Das ging über Tage so und auch, wenn man schon nach 45 Minuten wieder kam", so ein Student der DHBW.
Nachvollziehbar sei das nicht gewesen. Denn: Einer der beiden Automaten sei defekt gewesen und beim anderen habe nur die Möglichkeit bestanden, nur per Karte zu bezahlen. "Wer kein Münzgeld bei sich trug, konnte nicht bezahlen", so der Heidenheimer, der, wie andere auch, einen Vermerk im Auto hinterließ, dass die Automaten nicht funktionierten. Vor dem Knöllchen bewahrt hat ihn das jedoch nicht.
Das wiederum habe, so wird berichtet, auf Studierenden-Seite für mächtig Verstimmung gesorgt, das Wort "Abzocke" sei mehrfach gefallen.
Trifft das zu? Beim Schotterparkplatz handelt es sich um das Grundstück der Objektbau Brenzpark GmbH. Die wurde 2021 von den Stadtwerken Heidenheim und der Merz Objektbau Entwicklung GmbH gegründet - mit Sitz in der Meeboldstraße 1, wo auch die Stadtwerke Heidenheim ihr Domizil haben. Die Gesellschaft überwacht die Fläche jedoch nicht selbst.
Wie Stadtwerke-Sprecherin Viktoria Liske erklärt, erfolge die Überwachung des Parkplatzes mit seinen etwa 280 Plätzen per Kassenautomaten und einer Parkplatzbeschilderung über die Park & Control PAC GmbH (Park & Control). Die wiederum residiert unter der Adresse Am Luftfahrtzentrum in Stuttgart.
Die Kontaktaufnahme für Presseanfragen ist telefonisch nicht möglich, jedoch gibt es einen E-Mail Link, über den Fragen gestellt werden können. Wer so verfährt, erhält sehr schnell zwei Rückmeldungen: eine, mit der mitgeteilt wird, dass sich jemand kümmern wird. In der zweiten wird jedoch informiert, dass die Mail unzustellbar gewesen sei und nicht an die zuständige Stelle weiter geleitet werden konnte.
Die Fragen lauteten: "Können Sie ausschließen, das in den vergangenen Wochen beide Automaten zur Bezahlung komplett defekt beziehungsweise nur teilweise nutzbar waren?" und "Haben Sie direkt am Ort einen Dienst, der tagsüber permanent vor Ort ist?" Beide blieben unbeantwortet.
Stadtwerke-Sprecherin Liske erklärt, man habe, nachdem man vom defekten Automaten erfahren habe, Park & Control umgehend darüber informiert. "Auf der Fläche stehen insgesamt zwei Parkautomaten zur Verfügung. Laut Park & Control war nur einer dieser Automaten defekt, der zweite war funktionsfähig. Parkscheine hätten also weiterhin gelöst werden können", so Liske. Beschwerden so, wird versichert, würden ernst genommen, geprüft und schnellstmöglich nach geeigneten Lösungen gesucht. "Auch in diesem Fall ist umgehend eine Abstimmung mit Park & Control erfolgt", so die Stadtwerke-Pressesprecherin.
Nur begrenzte Parkmöglichkeiten für DH-Studierende vorhanden
Nicht nur der Frust über die Strafzettel sei ein Problem für Studierende an der DHBW: "Die Parkplatzsituation ist seit Jahren ein großes Thema unter den Studierenden", sagt Robin Sakowski. Er ist Studierendensprecher der DHBW Heidenheim. Die Parkmöglichkeiten für Studierende seien zu limitiert.
"Wir als Studierendenvertretung setzen uns seit Jahren für eine Besserung der Situation ein, wenn auch ohne großen Erfolg, da in vergangenen Jahren stetig auf das WCM-Gelände verwiesen wurde. Die Situation hat sich mit dem Beginn des Neubaus der DHBW und dem Verkauf des Grundstücks sowie der damit einhergehenden Einführung der Ticketautomaten weiter verschlechtert. Als Alternative bleibt der Parkplatz auf den Seewiesen für die Studierenden", sagt Sakowski.
Im Zuge der weiteren Verschlechterung der Parksituation und des damit verbundenen Unmutes der Studierenden, stehe die Studierendenvertretung mit der DHBW Heidenheim in Kontakt. "Wir versuchen im Moment, gemeinsam eine Besserung des Status Quo herbeizuführen", so der Studierenden-Vertreter.
"Eine Kommunikation bezüglich der Einführung der Ticketautomaten auf dem Schotterparkplatz vonseiten der Stadt, den Betreibern, oder anderen blieb aus. Wir als Vertretung wurden von den Studierenden, die DHBW wiederum von der Studierendenvertretung informiert. Auf Nachfrage hieß es, dass mit dem Verkauf auch das Recht des Betreibers auf die temporäre Einführung kostenpflichtiger Parkplätze eingeführt wurde, man also an der aktuellen Situation nichts mehr ändern könne. Dies mussten wir nun so akzeptieren, auch wenn wir uns eine frühzeitige Kommunikation gewünscht hätten", so Sakowski.
Die DHBW und die Studierendenvertretung versuchten, die akuten Probleme zu beheben, arbeiteten jedoch an langfristigen Lösungen wie der Förderung von alternativen Verkehrsmitteln wie Fahrrad und ÖPNV. Die Frage bleibe, wie sich die Park-Situation entwickle, Man gehe eher von einer Verschlechterung aus, wenn der Bau des sogenannten Pixels auf dem Gelände starte.
Was wird aus den Schlaglöchern?
Eine ebene Fläche zum Abstellen von Fahrzeugen ist das Gelände an der Kanalstraße sicher nicht. Daran wird sich wohl nichts ändern. Auf die Frage "Planen die Stadtwerke, auf dem mit zahlreichen Schlaglöchern versehenen Platz eine Besserung herbeizuführen und die Einnahmen aus der Überwachung in die Infrastruktur zu stecken?" gibt Stadtwerke-Sprecherin Viktoria Liske folgende Antwort: "Die Objektbau Brenzpark GmbH hat ihre Flächen bis zum Start des geplanten Neubaus des Pixel für die Parkraumbewirtschaftung Park & Control zur Verfügung gestellt. Die Fläche wird dabei nur interimsweise als Parkfläche genutzt. Eine zusätzliche Aufbereitung der Oberfläche des Geländes (diese müsste zunächst abgetragen und neu aufgeschottert werden) wäre mit hohen Kosten für eine ohnehin nur temporäre Dauer verbunden. Zusammen mit Pixel werden wir ein Parkhaus mit über 400 Parkplätzen errichten. Mit eingerechnet sind dabei extra für die DHBW reservierte Parkflächen."