Die IG Metall lässt die Muskeln spielen: Weil die bisherigen Verhandlungen in der laufenden Tarifrunde der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie ohne Einigung blieben, rief die Gewerkschaft zu einer Warnstreikaktion in der Heidenheimer Innenstadt auf. Konkret angesprochen waren die Beschäftigten von Voith, TDK, Pfisterer, AMS Osram, Plastic Omnium, Christian Maier, Elring Klinger und Erhard.
Schätzungsweise 200 Personen beteiligten sich an einem Demonstrationszug, der sich am Mittwoch um 12.30 Uhr beim Konzerthaus in Bewegung setzte und kurz darauf die Georges-Levillain-Anlage erreichte. Dort schloss sich eine Kundgebung an, bei der Tobias Bucher, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim, die von Gewerkschaftsseite erhobenen Forderungen als keineswegs überzogen bezeichnete. Eine Entgelterhöhung um sieben Prozent und pauschal 170 Euro mehr für Auszubildende seien nötig, um die Teuerungsraten der vergangenen Jahre auszugleichen und den Lebensstandard zu halten.
Kaufkraft soll gestärkt werden
Ein „Schluck aus der Pulle“ müsse sein, um die Kaufkraft als Motor der Volkswirtschaft zu stärken und somit die Konjunktur wieder ins Laufen zu bringen. Bucher forderte angesichts der unerwartet geringen Teilnehmerzahl alle Beschäftigten auf, ihre „Bequemlichkeitszone“ zu verlassen und auf die Straße zu gehen, sollte es bei den bis zum 11. November anberaumten Warnstreiks keine Einigung geben: „Dann muss die Levillain-Anlage aus allen Nähten platzen.“
Auch Dalibor Vuksic, Betriebsratsmitglied der J. M. Voith SE & Co. KG, zeigte sich enttäuscht von der vergleichsweise geringen Resonanz: „Einige haben den Schuss noch nicht gehört.“ Er warnte allerdings davor, sich auseinanderdividieren zu lassen. Die Erfahrung zeige, dass es aus Sicht der Arbeitnehmer noch nie eine gute Zeit für Lohnverhandlungen gegeben habe. Bleibe die angepeilte Erhöhung aus, spüre das allerdings die gesamte Region. Als Mutmacher für die Anwesenden erinnerte er daran, dass ein Teil der Fertigung von Voith Hydro am Standort Heidenheim erhalten bleibe, und dass betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch seien: „Es lohnt sich immer, zu kämpfen.“
Lokale Investitionen gefordert
Thomas Schmid, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Osram, befand beim Blick auf die Zuhörer: „Auch ein kleiner Haufen macht Rabatz.“ Von Arbeitgeberseite höre er lediglich, die Forderungen seien zu hoch, die Laufzeit zu kurz, und es müsse gespart werden. Dabei werde vergessen, „dass wir Schwaben sehr gut sparen können“. Seiner Ansicht nach besteht der klügere Weg darin, im Landkreis in Facharbeiter und Auszubildende zu investieren, „denn das sind nicht unnütze Kosten, sondern Investitionen in die Zukunft“.
Einen viel beklatschten Kompromissvorschlag brachte Bucher ins Spiel: „Wie wäre es denn mit dem Einverständnis zu einem Inflationsausgleich und dafür einer Beschäftigungssicherung für die kommenden fünf Jahre?“