Im einheitlichen rechtlichen Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes werden Ziel und Rahmen von Kindertagesstätten mit den Begriffen Bildung, Betreuung, Erziehung beschrieben. Die Gebühren für die Umsetzung von Bildung, Betreuung, Erziehung steigen allerdings seit Jahren an. Es ist in vielen Kommunen nicht nur schwierig, für Eltern und Alleinerziehende trotz Rechtsanspruchs einen Platz zu ergattern, es ist auch schwierig diesen anschließend zu bezahlen. Den Stadträten Heidenheims ist daher zu danken, dass sie dies erkannt haben und thematisieren.
Mir ist es persönlich unbegreiflich, dass Länder wie Niedersachsen, Hamburg und Berlin den Besuch einer Kindertagesstätte gebührenfrei ermöglichen, ein wirtschaftsstarkes Bundesland wie Baden-Württemberg aber Gebühren verlangt. Wenn es die bundesrepublikanische Gesellschaft mit der Basis für eine erfolgreiche Entwicklung erst meint, dürfen in den ersten Jahren für die soziale und frühkindliche Bildung keine Gebühren anfallen. Der derzeitige Geburtenrückgang hat auch mit dem jeweiligen Familienbudget und der finanziellen Situation von Familien zu tun. Neben einer immer höher steigenden Miete z.B. für ein zusätzliches Kinderzimmer, müssen auch die Kosten für die Kita gestemmt werden, dies bei einer steigenden Inflation.
Wenn es der Gesellschaft wichtig ist, die Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen zu erhöhen, müssen fachlich gute und kostenfreie Kindertagesplätze vorhanden sein. Die Kostenfreiheit könnte auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein und gleichzeitig zur wirtschaftlichen Stabilität von Familien beitragen. Kostenfreie Kitaplätze fördern die Integration aller Kinder und können die Vernetzung von Familien mit unterschiedlicher Herkunft unterstützen. Langfristig ermöglichen kostenfreie Plätze eine bessere soziale Integration und führen zu höheren wirtschaftlichen Erträgen, da die Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung besser gewährleistet werden kann. Insgesamt können kostenfreie Kitaplätze also sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Vorteile mit sich bringen. Jegliche dahingehende Initiative ist daher nur zu begrüßen.
Werner Eitle, Dettingen