Es war etwa 19 Uhr am Donnerstagabend, als bei der Heidenheimer Feuerwehr gleich zwei Alarme eingingen. Im Werkgymnasium hatte die Brandmeldeanlage ausgelöst und zeitgleich meldeten mehrere Anrufer aufsteigenden Rauch aus einem Gebäude an der Grabenstraße. Ein Teil der Einsatzkräfte zog in Richtung Innenstadt, ein anderer Teil zum WeG. Das Ergebnis dort: Fehlalarm. Also ab in die Grabenstraße, über der bereits eine starke Rauchentwicklung aus dem Dachgeschoss eines Wohn- und Geschäftshauses zu sehen war.
Mit Atemschutzmasken ausgestattet, machten sich die Einsatzkräfte sofort auf die Suche nach Menschen in der Wohnung. Sie fanden eine leblose Frau. „Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen“, so Michael Salwik, Pressesprecher der Feuerwehren Heidenheim. Wie die Polizei mitteilt, wohnte die 56-jährige Frau in der Wohnung im dritten Obergeschoss des Gebäudes, in dem das Feuer ausgebrochen war. Weitere Bewohner des Gebäudes kamen nicht zu Schaden. Sie konnten rechtzeitig ihre Wohnungen verlassen. Salwik: „Wir hatten die Wohnung zunächst weiter abgesucht, weil nicht ganz klar war, ob sich noch weitere Personen darin befinden.“
Brand an der Grabenstraße: Erschwerte Löscharbeiten
„Aufgrund der engen Bebauung war es nicht einfach“, beschreibt Salwik die Löscharbeiten, die von innen und von außen über Drehleitern stattfanden. Nach rund 20 Minuten sei der Brand unter Kontrolle gewesen, bis etwa 23.30 Uhr dauerten die Nachlöscharbeiten. In der Grabenstraße im Einsatz waren laut Salwik rund 60 Feuerwehrleute. In elf Fahrzeugen waren die Abteilungen aus Heidenheim, Schnaitheim und Mergelstetten sowie die Führungsgruppe aus Giengen und Herbrechtingen in die Innenstadt gekommen. Rettungskräfte und Polizei waren ebenfalls vor Ort und im Laufe des Abends kamen zudem Beamte der Kriminalpolizei an die Brandstelle, um mit der Ermittlung der Ursache für das Feuer zu beginnen.
Die ist bislang ungeklärt: „Aktuell ist noch nichts bekannt. Die Ermittlungen dauern an“, so eine Pressesprecherin der Polizei. Traurige Gewissheit über ihren Tod bekamen derweil die Angehörigen der 56-Jährigen im Laufe des Abends. Rolf Wachter, Leiter der Notfallseelsorge Heidenheim, erzählt: „Wir haben die Polizei begleitet, um die Todesnachricht persönlich zu überbringen.“ Zuvor war Wachter mit drei Kollegen etwa eine halbe Stunde nach Notrufeingang zur Einsatzstelle gerufen worden. Die Aufgabe: psychosoziale Notfallversorgung.
Notfallseelsorge für Einsatzkräfte an der Grabenstraße
„Es gab keinen unmittelbaren Bedarf bei den Bewohnern“, sagt der Notfallseelsorge-Leiter. Daraufhin boten die Seelsorger den Einsatzkräften psychische Begleitung an. Insbesondere mit den Einsatzkräften aus dem Trupp, der die tote Frau gefunden hatte, wurden Kurzgespräche geführt, doch „es war keine Unterstützung von unserem Team nötig“. Michael Salwik beschreibt: „Es ist Adrenalin dabei. Die Aufarbeitung kommt erst, wenn die Anspannung abgefallen ist.“ Wachter macht dennoch klar: „Es war ein Einsatz, der so zum Glück selten geschieht“, und lobt die Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Während die Dachspitz-Wohnung im dritten Stockwerk unbewohnbar ist, nahm in den Stockwerken darunter am Freitag alles wieder seinen geregelten Lauf. „Ich habe nichts gemerkt. Es war alles okay“, beschreibt Artur Neumann die Ankunft in seinem Laden am Freitagmorgen. Er betreibt im Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses einen Schlüsseldienst. Auch von Problemen oder Einschränkungen bei anderen Parteien des Hauses wisse er nichts. Das bestätigte eine Mitarbeiterin der Frauenarztpraxis Alp-Aktan im zweiten Stockwerk, die am Freitag ebenfalls normal geöffnet hatte. „Nur das Licht im Treppenhaus ist seit dem Brand kaputt“, sagt die Frau. Insgesamt schätzt die Polizei den vorläufigen Sachschaden auf 350.000 Euro.
Weil sich an diesem Sommerabend noch zahlreiche Menschen in der Innenstadt befanden, sperrte die Polizei die Gegend um die Grabenstraße weiträumig ab, um Schaulustige fernzuhalten. Die Grabenstraße blieb für die Dauer des Einsatzes gesperrt. Auch Oberbürgermeister Michael Salomo eilte an die Einsatzstelle und nahm an den Lagebesprechungen teil. Diese Woche habe gezeigt, dass man sich auf die Heidenheimer Feuerwehr verlassen kann.
Einsatz in der Gluckstraße am Nachmittag
Dabei war der Feuerwehreinsatz in der Grabenstraße nicht der erste größere am Donnerstag. „Die Feuerwehr Heidenheim kommt nicht dazu, durchzuatmen“, bringt es Salwik auf den Punkt. Denn gegen 16 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Einsatz in die Weststadt gerufen. Dort stieg Rauch aus dem Dachstuhl eines Einfamilienhauses an der Gluckstraße auf. Doch wie Hartmut Pflanz vom Kreisfeuerwehrverband beschreibt, hatte „der erste Einsatztrupp den Brandherd ziemlich schnell gefunden und abgelöscht“.
Laut Polizei konnte die gehbehinderte Bewohnerin noch rechtzeitig von der Nachbarin gerettet werden, es gab keine Verletzten. Das Einfamilienhaus ist erstmal nicht bewohnbar. „Die ganze Wohnung war sehr stark verraucht“, sagt Pflanz. Er berichtet, dass bei dem rund zweistündigen Einsatz etwa 35 Feuerwehrleute mit sechs Fahrzeugen vor Ort waren.
Wie die Polizei mitteilte, sei in einem Kamin ein Feuer ausgebrochen. Durch die starke Hitzeentwicklung führte das offenbar zu einem Schwelbrand in einer Zwischendecke. Jetzt ermittelt die Polizei, ob es sich bei der Brandursache um einen Defekt an der Heizungsanlage gehandelt hat. Die Schadenshöhe wird auf 50.000 Euro geschätzt. Die Gluckstraße war aufgrund des Einsatzes gesperrt.
Salwik: „Heftige Woche für die Feuerwehr“
Der Großeinsatz in der Grabenstraße am Abend war für einige bereits der dritte dieser Woche. Am Dienstagabend waren es rund 50 Einsatzkräfte, die bei einem Küchenbrand an der Giengener Straße gefordert waren. Salwik: „Es ist eine heftige Woche für die Feuerwehr.“
Fehlalarm in der Heidenheimer Steinstraße
Am späteren Donnerstagabend ging bei der Feuerwehr Heidenheim ein weiterer Notruf ein. „Es ging um eine unklare Rauchentwicklung in der Steinstraße“, so Pressesprecher Michael Salwik. Weil sonst alle Einheiten in der Grabenstraße gefordert waren, hatte die Abteilung Großkuchen das Gerätehaus nachbesetzt. Gefordert war sie aber nicht mehr, der Notruf stellte sich als Fehlalarm heraus.
Zur Arbeit der Feuerwehr und der Verteilung der Einheiten erklärt Salwik: „Es ist immer ein Grundschutz gewährleistet, um die Stadt und die Teilorte zu schützen.“