Zumindest bei der Hinreise war die Bahn pünktlich: Von München aus reiste Anton Hofreiter am Samstagnachmittag über Ulm nach Heidenheim und erreichte tatsächlich zur vorgesehenen Zeit den „Lieblingsplatz“ im Brenzpark, wo der Kreisverband der Grünen sein Sommerfest feierte.
Der bayerische Bundestagsabgeordnete wollte aber noch am Abend wieder in Berlin sein und durfte deshalb vorab schon Maultaschen und Bio-Schnitzel vom Büfett genießen. „Haltet mir die Daumen, dass mein Anschlusszug keine Verspätung hat, sonst muss ich in Nürnberg übernachten“, sagte der viel beschäftigte Politiker, den die Heidenheimer Grünen seit acht Jahren auf der Einladungsliste führen und den der scheidende Landtagsabgeordnete Martin Grath als seinen „Traumgast“ bezeichnete.
Der 54-jährige Hofreiter, von 2013 bis 2021 gemeinsam mit Katrin Göring-Eckardt Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, präsentierte sich vor dem Hintergrund sinkender Umfragewerte und schwindender Wählergunst seiner Partei erstaunlich optimistisch. Den rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörern rief er abschließend zu: „Lasst Euch nicht unterkriegen. Dazu gibt es keinen Grund. Vielleicht steht trotz allem die beste Zeit noch vor uns.“
Wie Anton Hofreiter die jüngsten Wahlen in Europa bewertet
Vor allem die jüngsten Wahlen auf europäischer Ebene würden Mut machen. Das EU-Führungstrio mit der wiedergewählten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dem portugiesischen Ratspräsidenten Antonio Costa und der Außenbeauftragten Kaja Kallas aus Estland bezeichnete Hofreiter als das beste, das die EU seit 15 bis 20 Jahren zu bieten habe: „Und das brauchen wir jetzt“.
Auch in Polen habe man wieder „verlässliche Partner“, seit dort eine pro-demokratische und pro-europäische Regierung die PiS-Partei verdrängt habe. In Großbritannien, wo es laut Hofreiter eindeutige Belege gebe, dass der Brexit auch durch russische Propaganda zustande gekommen sei, gebe es wieder eine Regierung, die enger mit Europa zusammenarbeiten wolle. Und selbst in Frankreich seien die Faschisten, die nach dem ersten Wahlgang sogar noch Richtung absoluter Mehrheit steuerten, am Ende auf Platz drei abgerutscht.
Anton Hofreiter verteidigt Waffenlieferung an Ukraine
Die Ukraine müsse man im Krieg gegen Russland weiter kontinuierlich unterstützen. Die wahren Kriegstreiber seien die, „die keine Waffen mehr schicken wollen“, sagte Hofreiter: „Wir müssen aufhören, Putin mit Schwäche zu provozieren“.
Innenpoltisch hätte man viele Maßnahmen des sogenannten „Green Deals“ in den vergangenen Jahren umsetzen können. Hofreiter sprach von einer Zunahme an Photovoltaikanlagen „wie noch nie“ und einem „absoluten Rekord“ an Genehmigungen von Windkraftanlagen. Seitens der Industrie werde ihm mit Blick auf die Investitionen in erneuerbare Energien immer wieder versichert: „Wir brauchen euch!“
Fragerunde beim Grünen-Sommerfest und Hofreiters Antworten
In der Fragerunde ging es unter anderem auch um Ängste im Blick auf die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland. Gegen „eine aggressive, imperialistische und expansive Machtpolitik“, wie sie Putin betreibe, gebe es nur die Möglichkeit, sich selbst stark und konfliktfähig aufzustellen, sagte Hofreiter. Putins Drohung mit Atomwaffen sei vor allem eine psychologische Strategie. Das mache ihm weniger Angst als beispielsweise die hybriden Bedrohungen durch den russischen Geheimdienst in Form von Ermordungen, Sabotagen oder Cyber-Attacken.
„Deine Rede macht Mut“, kommentierte Martin Grath abschließend. Musikalisch umrahmte das Duo „You’n'me“ mit Andreas Antoniuk und Ricarda Rickert das Sommerfest.