Mode

Traditionsgeschäft Galster im Herzen von Schnaitheim schließt bald

Seit mehr als 50 Jahren gibt es in Schnaitheim das Modehaus, welches heute unter dem Namen Galster bekannt ist. Sobald Gabriele Galster in den Ruhestand geht, soll auch das Geschäft schließen.

Die Geschäftsräume des einzigen noch übrigen inhabergeführten Modegeschäfts in Schnaitheim, dem Modehaus Galster, sind einladend hell und lichtdurchflutet. Farbige Pullis schmücken die Auslage des Geschäftes. Die Kleiderständer im Innenraum sind prall gefüllt mit Winterware, die ordentlich sortiert den Raum schmücken. Es ist ein Irrglaube, dass das alteingesessene Geschäft nur Mode für die ältere Generation führt. „Meine Kundschaft ist zwischen 30 und 90 Jahre alt“, erzählt Gabriele Galster schmunzelnd.

Seit mehr als 50 Jahren gibt es dieses Modehaus bereits. Die vorherige Eigentümerin, die das Geschäft jahrelang in der Dorfmitte von Schnaitheim führte, ist mittlerweile verstorben. Im Jahr 2000 hatte Galster das Modegeschäft für Frauen von der Vorbesitzerin übernommen. Zu der Zeit war es noch am Jagdschlössle in der Nähe des Bahnhofes in Schnaitheim beheimatet. Galster arbeitete damals schon einige Jahre für die damalige Chefin als Dekorateurin des Fachgeschäftes. Es waren mit ihr noch vier weitere Mitarbeiterinnen beschäftigt, die sie bei der Übernahme des Ladens mit übernommen hat. „Wir waren damals schon ein gutes und eingespieltes Team, wir konnten uns alle aufeinander verlassen und das war auch jahrelang so“, sagt die 66-Jährige.

Umzug innerhalb Schnaitheims in größeren Laden

Nach sieben geschäftlich erfolgreichen Jahren beim Jagdschlössle bekam Galster die Möglichkeit, mit dem Modehaus in ein anderes, größeres Gebäude in der Kapellstraße in Schnaitheim umzuziehen. Dort gab es mehr Platz für die Ware und das Gebäude bot ein modernes und einladendes Ambiente, welches auf drei Etagen verteilt war. „Mein Kundenstamm ist quasi mit mir umgezogen“, so die Geschäftsinhaberin.

An die 400 Kundinnen sind bei Galster registriert. Ein großer Teil kommt aus Schnaitheim, aber auch aus dem Umland kommen Frauen, um gezielt im Fachgeschäft einzukaufen. „Viele ältere Frauen kommen zu uns, um etwas zu kaufen, aber auch um sich zu unterhalten“, sagt Galster. Das alteingesessene Bekleidungsgeschäft ist für viele ältere Damen in Schnaitheim ein Wohlfühlort, wo man sich Zeit für sie nimmt und wo man auch mal andere Gleichgesinnte trifft, um sich auszutauschen.

Von Modenschau bis Adventscafé

Deshalb war es Galster und ihrem Ehemann auch immer wichtig, gute Gastgeber zu sein. Zudem haben sie viele Jahre lang Veranstaltungen organisiert. Dank regelmäßiger Modenschauen im Frühjahr und Herbst und Aktionen wie Osterbrunch oder Adventscafé entwickelte sich das Geschäft zu einer festen Größe in der Region und erfreute sich über viele Jahre hinweg großer Beliebtheit bei seinen Kunden.

Es gab aber auch die weniger rosigen Zeiten, in denen auf die Rücklagen zurückgegriffen werden musste. Kündigungen waren deshalb unumgänglich und als im Jahr 2004 die Schloss-Arkaden in Heidenheim geöffnet wurden, waren deutliche Umsatzeinbußen spürbar. Auch andere große Kaufhäuser und der Versandhandel machten dem kleinen Einzelhandelsgeschäft das Überleben schwerer.

Lieferungen in Altenheime rund um Heidenheim

Die coronabedingte Schließung des Modehauses war für die Galsters ebenfalls nicht einfach, aber sie blieben optimistisch und die Geschäfte wurden an der Eingangstür durch „click and collect“ getätigt, als das wieder erlaubt war. „Ich habe den Leuten eine Auswahl der ausgesuchten Kleidung vor die Ladentür gestellt und sie haben sich dann diverse Sachen direkt ausgesucht oder mit nach Hause genommen und sie dann in Ruhe anprobiert“, so die 66-jährige. Zudem brachte die Geschäftsfrau einen vorab ausgesuchten Teil ihrer Ware über Jahre hinweg nach Bestellung in verschiedene Altenheime rund um Heidenheim. So konnten sich auch ältere Damen, die nicht mehr selbst in das Geschäft kommen konnten, etwas aussuchen.

In den vergangenen Jahren hat Galster all diese Zusatzleistungen nach und nach minimiert und nur noch besondere Aktionen mit vergünstigter Ware angeboten. Ihr Geschäft ist seit einiger Zeit nur noch von Donnerstag bis Samstag geöffnet, da sie mittlerweile nicht mehr so belastbar sei wie früher. Das tut der Kaufbereitschaft ihrer Kundschaft aber keinen Abbruch, an den Tagen, an denen das Geschäft noch geöffnet hat, ist jetzt einfach mehr los.

Ein unerfüllter Wunsch bleibt vor dem Ruhestand

Trotzdem: „Ich bin nun in einem Alter, in dem es einfach an der Zeit ist, ans Aufhören zu denken“, sagt Galster. Ihr Mann ist schon im Ruhestand und das Ehepaar freut sich auf die gemeinsame Freizeit. Viele ihrer älteren Kundschaft wissen bereits, dass das Modegeschäft in geraumer Zeit für immer schließen wird und sind darüber sehr traurig.

„Rückblickend bereue ich den Schritt in die Selbstständigkeit überhaupt nicht und würde den Weg genauso wieder gehen“, sagt die Ladeninhaberin lächelnd. „Die Begegnungen mit der Kundschaft in all den Jahren möchte ich nicht missen.“ Sie blickt mit einem lachenden und weinenden Auge auf all die Zeit zurück: „Ich war immer gern in meinem Laden, freue mich jetzt aber auf die Zeit danach.“ Einen Wunsch hat sich noch vor dem wohlverdienten Ruhestand: „Es wäre schön, eine Nachfolgerin zu finden, die das Modehaus mit frischem Elan und Leidenschaft weiterführt.“

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