Es mehren sich die Mitteilungen von Firmen aus dem Landkreis Heidenheim, die einen Abbau von Arbeitsplätzen ankündigen oder in den vergangenen Jahren schon vollzogen haben. So gingen beispielsweise 61 Arbeitsplätze durch die Althammer-Insolvenz 2017 verloren, 80 Mitarbeitende der SHW in Königsbronn verloren 2019 ihren Arbeitsplatz. Voith vereinbarte 2020 den „Zukunftsvertrag Heidenheim 2026“, der zwar betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, aber den Abbau von rund 600 Stellen vorsieht.
2022 wurde die Fertigung der Talund GmbH nach Polen verlagert, mehr als 100 Arbeitsplätze in Königsbronn und Nersingen fielen weg. Hartmann verkündete Ende 2021 die Schließung der letzten Fertigung in Heidenheim, bis zum Sommer soll sie endgültig vollzogen sein. Dadurch gibt es 120 Arbeitsplätze weniger in der Stadt. Zuletzt kündigte TDK an, in Heidenheim 300 Stellen abbauen zu wollen und die Produktion nach Ungarn und China zu verlagern.
Ist es tatsächlich so, dass es immer weniger Jobs gibt? Ein Blick in die Statistik zeigt ein anderes Bild, zumindest bis zum Jahr 2023, aus dem die aktuellsten Zahlen vorliegen: Die Agentur für Arbeit verzeichnete im September 2023 insgesamt 54.040 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Menschen im Landkreis Heidenheim. Fünf Jahre zuvor, im September 2018, waren es noch 51.987.
Noch weiter zurück reichen die Zahlen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg. Hier werden im Jahr 1999 für den Landkreis Heidenheim 48.191 Beschäftigte gezählt. Die Gesamtbevölkerung ist seither sogar leicht zurückgegangen, von 136.890 Menschen im Jahr 1999 auf 135.661 (Mitte 2023).
Weniger Produktion, mehr Dienstleistung
Die Beschäftigungsverhältnisse haben also zugenommen, trotzdem hat sich die Arbeitswelt verändert: Aus den Zahlen des Statistischen Landesamtes geht eine deutliche Verschiebung bei der Art der Beschäftigung hervor. Während 1999 noch 59,6 Prozent der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig waren, waren es 2022 nur noch 45,2 Prozent. Gestiegen ist hingegen der Anteil der Beschäftigten im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr (von 13,7 auf 18 Prozent) und im Bereich sonstige Dienstleistungen (von 25,9 auf 36,4 Prozent).
Eine genauere Betrachtung der Branchen, in denen die Menschen im Landkreis arbeiten, zeigt die Statistik der Agentur für Arbeit, die allerdings keine absoluten Beschäftigtenzahlen ausweist, sondern nur die Zu- oder Abnahme von Beschäftigten je Branche. 2019 zeigte sich die stärkste Zunahme von Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes mit 1425 mehr Beschäftigten als im Jahr zuvor. Auch in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie gab es einen Zuwachs von 1213 Stellen. Ein Jahr später werden allerdings genau in diesem Bereich wieder 770 Stellen weniger gezählt, auch das verarbeitende Gewerbe verliert 763 Beschäftigte.
Im September 2021 gab es ein neues Hoch im Bereich Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeitsfirmen), hier wurden 344 Stellen mehr als im Vorjahr verzeichnet, wohingegen im verarbeitenden Gewerbe weitere 104 Stellen weggefallen waren.
Mehr Beschäftigte in der Logistik
Bei den aktuellen Zahlen aus dem September 2023 verzeichnet der Bereich Verkehr und Lagerei den größten Zuwachs mit 152 neuen Beschäftigen gegenüber dem Vorjahr, das verarbeitende Gewerbe hat hingegen 365 Arbeitnehmer verloren. Auch in der Zeitarbeit sind 244 Beschäftigte weggefallen, gewonnen haben hingegen das Gesundheitswesen (+68), die öffentliche Verwaltung (+63) und der Bereich Erziehung und Unterricht (+49).
Teilzeit ist überwiegend Frauensache
Der Anteil der Frauen an den Beschäftigten ist seit 1999 von 42,2 Prozent auf 45,4 Prozent angewachsen. Laut der Agentur für Arbeit ist in den vergangenen Jahren der Anteil der Teilzeitbeschäftigten leicht angestiegen: Im September 2019 arbeiteten noch 25,5 Prozent aller Beschäftigten weniger als 100 Prozent, im September 2023 waren es 26,8 Prozent. Eine weitere Zahlenreihe des Statistischen Landesamtes zeigt: Die Teilzeitbeschäftigten sind überwiegend Frauen, wenngleich sich auch hier eine Entwicklung zeigt: 2001 waren noch 87,9 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen, bei den Vollzeitkräften lag der Frauenanteil bei 42,5 Prozent. 2022 waren 45,4 Prozent der Menschen, die in Vollzeit arbeiten, weiblich. Bei den Teilzeitkräften hingegen sank der Frauenanteil auf 84,6 Prozent.
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