Wolfgang Heinecker 70 Jahre alt

Trotz eines Unfalls: warum Heidenheims früherer Rathaussprecher positiv in die Zukunft blickt

2020 verabschiedete sich Heidenheims ehemaliger Rathaussprecher Wolfgang Heinecker in den Ruhestand. Am 13. August feiert er seinen 70. Geburtstag. Weshalb er sich trotz eines Missgeschicks auf diesen Tag freut.

Für die meisten ist der Ruhestand gleichbedeutend mit dem endgültigen Abschied von der Arbeitsstelle. Bei Wolfgang Heinecker liegen die Dinge etwas anders: Tagt der Gemeinderat, dann sitzt verlässlich der Mann in den Zuschauerrängen, der bis zu seinem Ausscheiden 2020 Pressesprecher der Stadt Heidenheim war.

Er ist nicht immer noch da, weil er sich von der Selbsteinschätzung getrieben sähe, den Nachfolgern auf die Finger schauen zu müssen und aufgrund der eigenen Erfahrung unverzichtbar zu sein. Die Begründung ist völlig unverdächtig: „Ich habe meinen Beruf mit großer Begeisterung ausgeübt, weil ich mich sehr für Kommunalpolitik interessiere, und das ist eben noch immer so.“ Also arbeitet er die für jedermann zugänglichen Sitzungsunterlagen jedes Mal sorgfältig durch, ehe er sich auf den Weg in den Emil-Ortlieb-Saal macht. Daran hat sich bis zu seinem 70. Geburtstag nichts geändert, den er am 13. August feiert.

Rathauschefs auch mal zum Grübeln gebracht

In Heinecker den Lautsprecher des Rathauses zu sehen, aus dem lediglich die Botschaften der einstigen Oberbürgermeister Martin Hornung, Helmut Himmelsbach und Bernhard Ilg schallten, wäre zu kurz gesprungen. „Es handelt sich um eine Vertrauensposition“, sagt Heinecker, „in der man als Sparringspartner auch mal Standpunkte einnehmen muss, die den Chef zum Grübeln bringen.“

Möglich machten das nur ein über Jahre gewachsenes Vertrauen und ein langer Atem, den Heinecker in einen plakativen Vergleich kleidet: „Es ist wie bei einem Staubsaugervertreter: Du musst 100 Mal klingeln, um zehnmal eingelassen zu werden und am Ende einmal dein Produkt verkaufen zu können.“

Redakteur, Berufsberater, Pressesprecher

Dinge journalistisch zu verkaufen, lernte Heinecker während seines Volontariats bei der Allgäuer Zeitung. Anschließend bildete sich der gelernte Zeitungsredakteur mit einem Studium in Mannheim zum Arbeits- und Berufsberater weiter, ehe er 1982 ins Heidenheimer Arbeitsamt wechselte – die Verbindung zur Stadt an der Brenz war hergestellt. Der Wunsch, auch seine Kenntnisse in Public Relations anzuwenden, mündete in eine Bewerbung bei der Stadtverwaltung, und so wurde der Diplom-Verwaltungswirt dort 1993 Referent für Öffentlichkeitsarbeit.

Einer vollkommen analogen Zeit der Fernschreiber und Lochstreifen entstammend, sah sich Heinecker mehr und mehr mit modernen Technologien konfrontiert – und in seiner Bereitschaft bestätigt, sich mit diesen auseinanderzusetzen. Auch im Privaten – „denn wer hilft dir sonst im Alter bei der ständig wachsenden Digitalisierung?“

Sturzsensor alarmierte Rettungsleitstelle

Wie sinnvoll diese Einstellung sein kann, erfuhr Heinecker vor sechs Wochen am eigenen Leib: Nach einem Unfall mit dem Fahrrad war dank eines Sturzsensors in der Armbanduhr innerhalb kürzester Zeit Hilfe zur Stelle. Der Vorfreude auf den runden Geburtstag tat das schmerzhafte Missgeschick keinen Abbruch, denn „gute Laune und Gottvertrauen sind die beste Medizin, und ich bin ein glücklicher Mensch“.

Hinzu kommt das Bewusstsein, mit seiner Frau Birgit Interessen zu teilen, die auch im Ruhestand keinen Raum für Leerlauf lassen: ein großer Garten, die Chormusik, das Engagement im Lions-Club. Überlegungen, Heidenheim nach dem letzten Arbeitstag wieder zu verlassen, gab es nicht. „Die Heimatgefühle zu Heidenheim sind über unser soziales Netzwerk entstanden“, sagt Heinecker, „und im Allgäu sind wir ja in eineinhalb Stunden.“

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