Über die Abhängigkeit von der Technik
Technik ist in unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Abhängigkeit davon enorm und nicht mehr wirklich durchschaubar und die Entwicklung nach wie vor rasant. Ein Thema also mit dem sich die sechs Positionen der Künstler und Künstlerinnen der Ausstellung Kunst elektrisiert intensiv auseinandersetzen und unterschiedliche Kommentare dazu finden. An dieser Stelle geben wir einen Einblick in die Ansätze von Darsha Hewitt, Tina Tonagel und Björn Schülke, die neben drei weiteren Künstlern derzeit im Rahmen der Kunstpreisverleihung Kunst und Technik im Voith Training Center ausstellen.
Vieles überholt und nutzlos
Manch einer wird sich mit Nostalgie an solche Maschinen erinnern, längst vergessene Objekte, für viele einfach Müll. Die einst praktischen technischen Arbeitshilfen sind heute längst überholt, nutzlos, Überbleibsel. Letzteres ist genau das, was die interdisziplinäre Klangkünstlerin Darsha Hewitt mit ihrer Kunst in den Fokus nimmt. Die Medienarchäologin, wie sie sich selbst nennt, haucht diesen Artefakten wie Babyfone, alte Rasenmäher eine neue Identität ein und somit wandern sie nicht auf den Müll, sondern in die Ausstellung. Darsha Hewitt erkennt in ihren Fundstücken einen eigenen innewohnenden ästhetischen Wert, den sie verdeutlicht, indem sie sie neu präsentiert. So zum Beispiel die alten Rasenmäherhauben, die aufgesockelt in einer Vitrine ihren neuen Platz finden oder technische Detailfotografien einer alten Drum Maschine „Shimmer Generator“ die nicht zuletzt wegen der ureigenen technischen Ästhetik einen künstlerischen Wert bekommen.
Im Bereich Kinetik, Klangkunst und Visuals experimentiert die Kölner Künstlerin und Gastprofessorin an der Kunsthochschule für Medien in Köln, Tina Tonagel.
Selbstspielendes Klangobjekt
Sie präsentiert in dieser Ausstellung unter anderem ein selbstspielendes Klangobjekt mit dem Titel „Reverb Consort“. Die sieben Klangstelen, erzeugen mittels motorgetriebenen Hämmerchen, die auf unterschiedlich gespannte Federn in verschiedenen Rhythmen klopfen, jeweils einen eigenen Ton und somit ergibt sich in der Interaktion der Objektteile ein harmonisch, meditativer raumfüllender Klangteppich. Nicht nur hier, sondern auch bei ihren weiteren Ausstellungsexponaten ist es der Künstlerin wichtig, die elektromechanischen Konstruktionen nachvollziehen zu können, die Technik also nicht zu verstecken, sondern sie als ästhetisches Element miteinzubeziehen.
Schlüsselthema absurde Maschine
Während in unserem realen Leben, die Maschine eine Funktion erfüllen muss, geht es dem Kölner Künstler Björn Schülke genau um das Gegenteil. Die absurde Maschine ist das Schlüsselthema seiner Arbeit, das heißt, die Maschinen sollen explizit nichts können, sollen keinen Sinn und Zweck erfüllen. Aber wegen ihrer technischen Raffinessen und wegen ihrer imposanten Konstruktionen, bei denen filigrane Strukturen auf komplexe Technologie stoßen, ziehen sie unmittelbar Aufmerksamkeit auf sich. Auch weil sie sich bewegen, klingen und visuelle Bilder erzeugen. Man muss einfach stehenbleiben, hingucken, verweilen und schauen, was die absurde Maschine das so tut. Manchmal, wie beispielsweise bei der Drohne, die im Foyer des Trainingscenter hängt, wird eine Bedeutung ganz ungewollt aufgeladen, so z.B. durch den Krieg in der Ukraine, wo Drohnen als automatisierte Kriegswaffen eingesetzt werden. Schülke aber hat seine Drohne noch vor dieser Zeit gebaut, funktionsfrei. So schnell ändern sich die Zeiten und die Bedeutung.
Nur noch kurz geöffnet
Die Ausstellung kann zum letzten Mal am Mittwoch 13. Dezember um 16 Uhr mit Führung besucht werden. Finissage ist am 17. Dezember im Türmle mit Künstlergespräch.