Lichtbildner stellen bis Jahresende im Pressehaus Heidenheim aus
Unscharf. Das ist so ein Wort, wenn es um Fotografie geht. Wer mit dem Handy knipst, kennt es möglicherweise gar nicht mehr. Denn so ein Handy heute ist, wenn man das so sagen darf, idiotensicher. In den alten Zeiten indes, als beim Fotografieren noch etwas schiefgehen konnte, stand unscharf nicht selten für ein Malheur. Andererseits war und ist Unschärfe selbstverständlich auch ein Stilmittel. Womit wir in der Abteilung Kunstfotografie gelandet wären. Und bei den Heidenheimer Lichtbildnern.
Diese präsentieren von Freitag bis zum Ende des Jahres eine Ausstellung in der Fotogalerie des Heidenheimer Pressehauses. „Unscharf“ lautet deren Motto. Wobei das nicht ganz richtig wiedergegeben ist. Tatsächlich trägt die Schau den Titel „unScharf“, aber so geschrieben gibt’s das Wort ja strenggenommen nicht. Und ein wenig streng mit der Sprache und der Rechtschreibung ist man bei der Zeitung schon noch, auch wenn das als wahnsinnig old fashioned bewertet werden könnte.
Wortsinn und Wortspiele
Heute freilich muss alles immer noch ein bisschen schneller gehen. Insofern gehen die Lichtbildner durchaus mit der Zeit, wenn sie mit ihrer plakativen Wortakrobatik gewissermaßen schlagartig die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass ihre Schau selbstverständlich mehr als nur eine Dimension des Themas ins Auge fasst. Was, bitteschön, niemand daran hindern sollte, sich die Zeit zu nehmen, beim Betrachten der Ausstellung deren Vielfalt selber zu erfassen. Denn Hinweise sind gut. Aber Erkenntnisse sind besser.
Jedenfalls interpretieren die neun ausstellenden Heidenheimer Lichtbildner in ihren rund dreißig Exponaten das selbstgewählte Motto in mannigfacher Ausprägung: als Wortspiel genauso wie buchstäblich beim Wort genommen, im übertragenen Sinn wie im Wortsinn, als technische Herausforderung, also als eine Frage der Brennweite oder der Bewegung, oder als leichthändig ausgeführtes Spiel mit gleichzeitig Schärfe und Unschärfe. Und wir sehen Menschen, Blumen, Sägen, Messer, Sport, Natur, Landschaft , Chilischoten, Pfefferkörner und noch einiges mehr.
In neun Jahren 100
Zehn Mitglieder halten die Fahne des altehrwürdigen Heidenheimer Fotoklubs hoch. Das mögen nicht viele sein. Dafür allerdings ist der Zusammenhalt enorm. Neunzig Prozent der Mitglieder haben sich an der jüngsten Ausstellung beteiligt. Und bei den vierzehntägigen Zusammenkünften donnerstags ab halb sieben im „Hirsch“ in Zang (Termine im Internet unter www.heidenheimer-lichtbildner.de) sind eigentlich nie weniger als achtzig Prozent der Mitglieder versammelt, wie Detlef Nerstheimer und Werner Martin Kohle in einer Mischung aus Selbstironie und berechtigtem Stolz anmerken. Sämtliche Mitglieder sind bereits in einem reiferen Alter. Was nicht bedeutet, dass man sich im Verein gegen Nachwuchs aus jüngeren Generationen sträuben würde. Ganz im Gegenteil. Und in acht Jahren will der Verein von 1931 mindestens so lebendig wie heute hundert Jahre alt werden.
Neun Lichtbildner von 9 bis 17 Uhr
Die Ausstellung „Unscharf“ des Vereins Heidenheimer Lichtbildner mit Fotografien von Werner Dietz, Gerd Keydell, Dirk Kohle, Hans-Kurt Kuhn, Rozina Kuhn-Dragomir, Martin Neuner, Detlef Nerstheimer, Werner Radenbach und Gerold Carl Scherer wird bis Freitag, 29. Dezember, von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr in der Fotogalerie des Heidenheimer Pressehauses zu sehen sein.