Kinderkonzert

Wie sich das Heidenheimer Konzerthaus in eine Unterwasserwelt verwandelte

Juri Tetzlaff lieferte im Konzerthaus mit dem Ensemble Profive eine sehr kindgerechte Konzertversion der „kleinen Meerjungfrau“

In ein Meer verwandelte sich das Innere des Konzerthauses am Sonntagnachmittag beim Kinderkonzert – und die großen und kleinen Besucher brauchten weder Seepferdchen noch Freischwimmerabzeichen, um es zu genießen. Sie waren nämlich selbst das Meer: Juri Tetzlaff, bestens bekannt aus dem Fernsehen, gelang es spielend, dem Publikum gleich mehrere Rollen in der „kleinen Meerjungfrau“ zu verpassen.

Von Juri Tetzlaff so unwiderstehlich gebeten, lieferte das Publikum also Raketenstart und Meeresbrausen, Möwenkreischen und Panikschreie, ja sogar ein geblubbertes Geburtstagsständchen, und hatte einen Riesenspaß dabei. Und wenn es nicht gerade tanzend, schreiend, antwortend einbezogen war, dann genoss es die Darbietung Juri Tetzlaffs in seiner Interpretation des Märchens von Hans Christian Andersen in vollen Zügen. Zauber, Abenteuer, Spannung und ein Ende nach dem Motto „wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ ließen das Kinderkonzert zu einem sehr kurzweiligen und vergnüglichen Stündchen werden.

Juri Tetzlaff ist aber auch ein Tausendsassa: Wie er das Märchen erzählte, dabei in die verschiedenen Rollen von Meerjungfrau über Meerjungfrau-Schwestern bis zur Prinzenmutter schlüpfte und sie in gekonntem Spiel und mit verstellter Stimme darstellte und zwischendrin die Kinder immer wieder zur Interaktion aufrief, das zeigt bestens, dass er genau weiß, wie man Kinder nicht nur bei der Stange hält, sondern sie direkt zum Jauchzen bringt.

Instrumenteraten und böser Zauber

Natürlich spielte Tetzlaff auch die Hauptrollen, und dabei bekam er Unterstützung vom Bläserquintett Profive, allesamt Hochschulprofessoren, deren Instrumente „Schnecke, Zauberstab und Ich-fress-einen-Besen-wenn-ihr-das-Instrument-kennt“ Juri Tetzlaff zunächst nach Aussehen und Klang erraten ließ, was allein schon sehr entzückend war. Und schließlich hatten die Blasinstrumente die Aufgabe, die Protagonisten im Stück zu vertonen: Die Querflöte war natürlich der Meerjungfrau selbst vorbehalten, das Fagott stellte ihren Vater dar, das Englischhorn die Großmutter der Meerjungfrau, die Klarinette den Prinzen und das Horn die Hexe. Ja, auch die gab es in dieser Unterwasserkombination aus Musik, Märchen und Mitmachspiel auf dem Meeresgrund, und sie sorgte für reichlich Aufregung mit ihrem bösen Zauber, der das gute Ende letztlich aber nicht verhindern konnte.

Die Musik übrigens war ebenfalls dazu angetan, Zauber zu verbreiten: Genüsslich ließ sich mit ihr Hochzeit feiern, ein Feuerwerk bestaunen, eine Flossenverwandlung erleben, das quirlige Leben auf dem Meeresgrund und das auf dem Land unter Menschen nachempfinden, einen Dampfer beobachten und vieles mehr. Komponist Jochen Müller-Brincken, selbst Mitglied von „Profive“, hat eine treffende Untermalung für die spritzige Geschichte geschaffen, an der die kleinen und die großen Besucher ihre Freude haben – letztere wohl besonders an den vielen Zitaten, die in der Musik stecken.

Bühnenbild von „Kinder und Kunst“

Der Star des Konzerts für die kleinen Besucher war freilich Juri Tetzlaff: Vor dem von „Kinder und Kunst“ gestalteten Bühnenbild mit Wellen, Fisch, Quallen und natürlich einer schillernden Meerjungfrau sprang er unermüdlich von einem Ende zum anderen und lieferte einfach alles, vom schwimmenden Fisch über die arrogante Braut bis zur buckligen bösen Hexe. Und dabei verlor er das Publikum, die kleinen wie auch die großen Besucher, nie aus dem Blickfeld und bewies auch das Gespür für die richtige Dosis – dass dieses Kinderkonzert kindgerecht ist, bewiesen letztlich die Kinder selbst, die keine Langeweile verspürten und ohne zu zögern munter reagierten.

Auch die Kinder der Rudolf-Magenau-Schule Hermaringen hatten übrigens ihre eigene Version von Unterwasserwelt geliefert: In Konservengläsern hatten sie diese sehr kreativ gestaltet, wie im Konzerthaus zu bewundern war. Ach ja, eines lieferte Juri Tetzlaff nicht: Den versprochenen Besen fraß er nicht, obwohl das Instrument Englischhorn vom Publikum geraten wurde. Das kann er ja beim nächsten Mal nachholen. Denn hoffentlich kommt er bald mal wieder und hat ein solch erfrischendes Kinderkonzert im Gepäck.

Mit Schatztruhe und Fernglas

Seit Eröffnung des Kindersenders Kika im Jahr 1997 gehört Juri Tetzlaff zum festen Moderatorenstamm. Er arbeitet als Redakteur und Moderator für die Sendungen „Trickboxx„, „Mitmach-Mühle“ und „Baumhaus“. Gerade letztere war den kleinen Besuchern im Konzerthaus bestens bekannt, die wie aus der Pistole geschossen die gewünschten Antworten „Baumhaus, Fernglas, Stern und Schatztruhe“ herausriefen.

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