Veranstaltungsreihe in der Michaelskirche: Wie fällt das Fazit aus?
Über 37 Stufen kommt man von der Hauptstraße hoch zur Michaelskirche. In den vergangenen sechs Wochen haben diesen Anstieg ungewöhnlich viele Menschen genommen. Diese Beobachtung stimmt den evangelischen Dekan Gerd Häußler nun sehr zuversichtlich, dass das alte Kirchengebäude am Schlossberg nicht nur als Ort der Andacht, sondern im Besonderen als Ort für Veranstaltungen eine Zukunft haben kann.
Auftakt in der Heidenheimer Michaelskirche mit Techno und “Whild Stage”
„Auf geht’s Michael“, mit diesem Slogan hatte die Kirchengemeinde sich selbst angestachelt, das in die Jahre und aus der regelmäßigen Nutzung gekommene Kirchengebäude nicht verloren zu geben. Eine Fülle von Akteuren und ehrenamtlichen Helfern fand sich zusammen, die ein Veranstaltungsprogramm für die Kirche erarbeiteten und ermöglichten, das es so in Heidenheim an einem Ort nur selten gegeben hat. Gleich der Auftakt am 16. Juni war fulminant. Das Kollektiv Whild Stage zelebrierte in dem denkmalgeschützten Gotteshaus eine Techno-Nacht. „Die Scheiben haben geklirrt“ – kann sich Dekan Häußler noch gut erinnern. Vergangenen Freitag nun wurde mit Sportakrobatik und Akkordeonklängen ein vorläufiger Schlusspunkt des Veranstaltungsreigens gesetzt. Und wieder fand Dekan Häußler zu seiner Freude „eine volle Kirche“ vor.
Seit September 2022 bereits hatten Gruppen und kirchliche Kreise sich Gedanken gemacht, wie man in die Michaelskirche, die auf den Fundamenten der spätromanischen Nikolauskapelle (1210 bis 1220) ruht, mehr Leben bringen kann. Als Ort für die regelmäßigen Gottesdienste hat ihr die Pauluskirche lange schon den Rang abgelaufen. Koordiniert und inspiriert wurde die Ideenfindung durch Gerald Klahr und Aaron Werbick vom Stuttgarter Architekturbüro Prinzmetal. Dieses wird nun auch in Folge die gemachten Erfahrungen auswerten, so dass ab Herbst ein Zukunftskonzept Gestalt annehmen könnte.
Wie soll es mit der Michaelskirche in Heidenheim weitergehen?
Auch mit sechs Wochen vollem Programm im Rücken, so Häußler, stehe man noch immer erst am Anfang einer Neubelebung der Michaelskirche. „Ich habe keine Idee, wie es weitergeht.“ Häußlers Dank ging am Freitag an die vielen Donatoren und die noch größere Schar von ehrenamtlichen Helfern, welche die Veranstaltungen – auch mit viel körperlichem Einsatz – erst ermöglicht hätten. „Alles, was in die Michaelskirche rein muss, muss ja erst hochgetragen werden.“
Im Rückblick auf die sechs Wochen zeigt sich für den Dekan, „das auch manches nicht so gut gelaufen ist, manches abgesagt wurde”. Aber weit mehr sei gelungen. „In diesen sechs Wochen hat es 36 Veranstaltungen in und um die Michaelskirche gegeben.“ Das Interesse der Öffentlichkeit habe spürbar Tag für Tag zugenommen und, „die Kirche ist ins Gespräch gekommen.“ Und sie hat Interesse geweckt. Nicht nur einmal, so Häußler, habe er von Besuchern den Satz gehört: „Hier war ich noch nie.“
Heidenheimer Michaelskirche in Zukunft mit Aufzug?
Und was es nicht alles gegeben hat im Gotteshaus: vor allem viel Musik unterschiedlichster Richtungen, aber auch Kunst, Theater, Sport, Seminare, Fecht-Training und Ukraine-Hilfe, die Aktion Zahngesundheit und ein Tattoo-Studio. Und nicht zuletzt hat man entdeckt, welch schönen Vorplatz die Kirche hat und wie gut er für kleine Konzerte und Auftritte genutzt werden kann. Nicht grundlos wird das Umfeld der Kirche ja als Malerwinkel bezeichnet. Verschweigen wollte Häußler aber nicht, dass es innerkirchlich auch Kritik an solch profaner Nutzung gibt.
Bürgermeisterin Simone Maiwald jedenfalls schaute am Freitag beim Schlussakkord nicht zum ersten Mal während dieser Veranstaltungswochen vorbei. Auch ihr ist sehr daran gelegen, dass diese Kirche eine gute Zukunft hat.
In Kreisen der Unterstützer sieht man, wenn diese auf den Kern des alten Heidenheim schauen, durchaus Chancen, dass es im Verbund mit der Aufwertung weiterer alter Bausubstanz im Umfeld einen Personenaufzug zur Michaelskirche geben könnte.