Unter uns

Verantwortungslosigkeit der Telekom: Mehr als kritisch

Wir sind in Deutschland wahrlich nicht auf Platz eins, was die Digitalisierung angeht. Das liegt auch daran, dass Kommunikationsunternehmen Privatkunden und ganze Ortschaften einfach hängen lassen. Das ist nicht hinnehmbar, denn Internet ist heutzutage kein Nice-to-have, sondern kritische Infrastruktur, findet Catrin Weykopf aus der HZ-Redaktionsleitung.

Verantwortungslosigkeit der Telekom: Mehr als kritisch

„Die Telekom ist ein einziger Saftladen“, so sagte es neulich der Zöschinger Bürgermeister. Ich bin wahrlich kein Wutbürger. Im Gegenteil. Oft bin ich vielleicht sogar zu geduldig, zu kompromissbereit. Aber nachdem ich von der Farce gelesen hatte, die da in Zöschingen passiert ist, war ich wütend. Dort hat besagte Firma mit dem pinken „T“ einen ganzen Ort hängen lassen, obwohl die Baugrube fertig ist und Verträge geschlossen sind. Ich wurde wütend, weil da im Größeren passiert, was unzählige Kunden im Kleinen erleben, wenn sie einfach nur einen Hausanschluss wollen oder eine Störung haben. Und wütend, weil es meiner Auffassung nach einfach nicht sein kann, dass der Internetausbau in Deutschland auch wegen solcher Verantwortungslosigkeit statt mit Highspeed nur im Schneckentempo passiert.

Wir sind hierzulande wahrlich nicht auf Platz eins bei der Digitalisierung. Und das liegt auch daran, dass wir zu Hause und am Arbeitsplatz viel zu oft noch an viel zu langsamen Leitungen hängen, auch weil uns die Kommunikationsfirmen mit Vectoring abspeisen statt echtes Breitband zu legen.

Ja, Bund und Länder setzen jedes Jahr Fördertöpfe für den Glasfaserausbau auf. Und wer in seiner Gemeinde über findige und schnelle Verwaltungsmitarbeiter verfügt, dessen Kommune kommt auch an diese mehr oder weniger hohen Förderungen ran. Aber dann geht der Ärger wie im Falle Zöschingen oft erst los. Dann baut so eine Firma plötzlich nicht die versprochenen Leitungen, weil es sich doch irgendwie nicht lohnt. Oder, wie andernorts geschehen: Erst finden gigantische Werbekampagnen statt, bei denen Kunden per Vertrag erst fest eingesammelt werden, bevor das erste Kabel angefasst wird. All das wäre in Ordnung, wenn es hier um ein Nice-to-Have ginge, also um etwas, dass ganz nett ist, aber nicht so dringend notwendig. Schnelles Internet ist aber heute so wichtig wie Strom und Wasser. Für viele, wenn nicht alle Gewerbe ist es überlebenswichtig. Internet ist nicht ganz nett, sondern kritische Infrastruktur. Und die gehört meiner Meinung nach in die Obhut der öffentlichen Hand statt in den Zuständigkeitsbereich von börsennotierten, gewinnorientierten, internationalen Big Playern, wie es viele Kommunikationsunternehmen sind – egal, ob deren Logo pink oder rot oder grün ist.