Auch wenn sie akustisch durchaus auf sich aufmerksam zu machen wussten: In optischer Hinsicht war das, was die Teilnehmer der Verdi-Kundgebung am Dienstag vor dem Heidenheimer Rathaus ablieferten, eher keine gewerkschaftliche Machtdemonstration. Auch die Redner bei der Kundgebung thematisierten die überschaubare Teilnehmerzahl und erhofften sich für künftige Veranstaltungen mehr Beteiligung.
Immerhin waren Beschäftigte der Stadt Heidenheim, des Landratsamts, der Kreissparkasse Heidenheim, der Stadt Giengen sowie des Klinikums zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Wie viele Beschäftigte aufgerufen wurden und wie viele sich tatsächlich beteiligt haben, lässt sich der Gewerkschaft zufolge nicht verifizieren. An der zentralen Kundgebung nahmen jedoch lediglich rund 250 Personen teil.
Fehlender Respekt der Arbeitgeber?
Nachdem auch in der zweiten Verhandlungsrunde mit den öffentlichen Arbeitgebern von dieser Seite kein Angebot auf den Tisch gelegt worden sei, und diese viel Zeit gehabt hätten, über die Verdi-Forderungen nachzudenken, habe sich „fehlender Respekt vor den berechtigten Interessen der Angestellten“ gezeigt, so Gewerkschaftssekretär Anton-Eugen Schmid. Zuvor hatte er zu einer Gedenkminute für die Opfer des Anschlags auf eine Verdi-Demo in München aufgerufen.
„Wir halten den öffentlichen Dienst am Laufen, bei uns wird sehr viel geleistet“, rief Schmid den Teilnehmern zu. Deshalb müsse von Seiten der Beschäftigten auch Stärke gezeigt werden, um die laufenden Tarifverhandlungen zu unterstützen. Er nannte es verwunderlich, dass immer geklagt werde, dass die öffentlichen Kassen leer seien, dann aber relativ schnell eine Billion Euro als Sondervermögen zur Verfügung gestellt werden solle.
Wir halten den öffentlichen Dienst am Laufen, bei uns wird sehr viel geleistet.
Anton Schmid, Gewerkschaftssekretär
DGB-Regionssekretär Christian Zeeb sprach von einem „immer gleichen Spiel, bei dem die Arbeitgeber auf Kosten der Beschäftigten sparen wollen. Dass es immer nur heißt, es ist kein Geld da und an anderer Stelle wird es ausgegeben, lassen wir uns nicht mehr gefallen.“ Die Verdi-Forderungen seien absolut gerechtfertigt. Im Hinblick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin müsse die SPD zeigen, dass sie auf der Seite der Beschäftigten stehe. Die öffentlichen Arbeitgeber dürften keinesfalls bei den wichtigsten Ressourcen sparen: „Wer in die Zukunft investieren will, muss in die Menschen investieren.“
Schichten ohne Pausen
Die für die Krankenhäuser zuständige stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Manijeh Peck beklagte das „sperrige“ Verhalten der Arbeitgeber. „Vielen Beschäftigten in den Krankenhäusern reicht schon Mitte des Monats das Geld nicht mehr, weil alles so viel teurer geworden ist.“ Viele arbeiteten ihre Schichten ohne Pausen ab, „diese beschissenen Arbeitsbedingungen können so nicht weitergehen.“ Deshalb forderte auch sie die Beschäftigten auf, sich am Arbeitskampf zu beteiligen, denn „es ist noch nichts vom Himmel gefallen“. Peck bemängelte auch, dass sehr viel Geld in die Rüstung investiert werde, „aber nicht in die Menschen, die alles am Laufen halten“.
Maria Winkler berichtete vom Fachkräftemangel, der auch im Öffentlichen Dienst herrsche. Diesem zu begegnen, könne auch über bessere Bezahlung funktionieren, so die Verdi-Bezirksgeschäftsführerin. „Wir alle halten den Öffentlichen Dienst am Laufen, auch wenn die Bürger das nicht mitkriegen, wenn alles funktioniert. Spürbar wird das erst, wenn wir einen Tag lang streiken.“ Es müsse weiter für Druck gesorgt werden, um in den Tarifverhandlungen Ergebnisse zu erzielen. „Ich habe das Jammern der Arbeitgeber satt, die immer nur klagen, dass kein Geld da ist. Wir machen unseren Job gerne, aber so können wir nicht weitermachen“, so Winkler. Die Beschäftigten bräuchten mehr Geld, mehr Anerkennung und Wertschätzung.
Gewerkschaft will mehr Geld
Im aktuellen Tarifstreif fordert die Gewerkschaft Verdi für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst unter anderem eine Erhöhung der Entgelte um acht Prozent, mindestens jedoch 350 Euro monatlich sowie für die Auszubildenden 200 Euro mehr. Zur Entlastung werden drei freie Tage, eine neue Regelung der Altersteilzeit sowie ein „Meine-Zeit-Konto“ gefordert, über das Beschäftigte flexibel verfügen können.