Verdi, Verdi, Verdi

Warum kein anderer Komponist ihm bei den Heidenheimer Opernfestspielen das Wasser reichen kann

Giuseppe Verdi ist und bleibt der Hausgott der Opernfestspiele. Dieses Jahr taucht er sogar zweimal auf dem Spielplan auf, wo ihm in Heidenheim ohnehin kein anderer Komponist das Wasser reichen kann. Wie es dazu kam . . .

Warum kein anderer Komponist ihm bei den Heidenheimer Opernfestspielen das Wasser reichen kann

Verdi, Verdi, Verdi. Dieses Opernjahr in Heidenheim kennt vor allem einen Komponisten. Ungewöhnlich ist das nicht. Denn Giuseppe Verdi ist ja tatsächlich so etwas wie der Hausgott der Heidenheimer Opernfestspiele. Keiner kam hier öfter zu Gehör. Und an Verdi kommt hier keiner vorbei. Dass das auch so bleiben wird, dafür sorgt seit der Spielzeit 2016 die Reihe mit dessen frühen Opern, die Verdi seither in jeder Saison von vornherein mindestens einen Startplatz garantiert.

Aber auch schon in früheren Zeiten dominierte Giuseppe Verdi den Spielplan. Von den insgesamt 73 Opern, die in den verschiedenen Jahren – mal allein, mal zu zweien, einmal sogar zu dritt – auf dem Spielplan der Festspiele standen, waren 26 von Verdi. Nach dieser Saison werden es dann 28 von 75 sein. Von den 27 von Verdi komponierten Opern wurden bislang allerdings erst 14 verschiedene bei den Festspielen aufgeführt, nach „Giovanna D’Arco“ (Premiere am Donnerstag, 20.Juli) werden es 15 sein. Und wenn heuer am Ende der Saison zusammengezählt werden sollte, dann wird in 21 der dann 51 mit Opern garnierten 60 Spielzeiten des Festivals mindestens eine Verdi-Oper auf dem Programm gestanden haben.

Mozart auf Platz zwei

Die Nummer zwei in der Reihe der häufigsten Hausgäste im Rittersaal heißt Mozart. In 12 Spielzeiten stand 14 Mal eine Mozart-Oper auf dem Spielplan. Von Mozarts insgesamt 22 Opern waren bislang allerdings nur ganze sieben bei den hiesigen Festspielen zu erleben. Platz drei auf der Liste der meistgespielten Komponisten behauptet in Heidenheim nach wie vor interessanterweise der 1991 letztmals auf den Spielplan gelangte Gaetano Donizetti, von dem in fünf Spielzeiten fünf Opern aufgeführt wurden, und zwar drei verschiedene.

In gleich acht verschiedenen Spielzeiten wurde Giuseppe Verdis „Troubadour“ gereicht, der damit diese Kategorie dominiert und immer noch recht deutlich vor Mozarts „Entführung aus dem Serail“ und „Don Giovanni“, Webers „Freischütz“ sowie Verdis „Rigoletto“ rangiert, die gleichauf folgen und jeweils in vier Spielzeiten präsentiert wurde.

Nördlich der Alpen

Insgesamt kamen in all den Jahren, 2024 werden die Opernfestspiele ihren 60. Geburtstag feiern, bislang lediglich 18 verschiedene Komponisten zu Aufführungsehren, 44 verschiedene Werke werden sich am Ende dieser Spielzeit im Gesamtkatalog finden. Zahlen, die womöglich auch die Frage nahelegen könnten, wie viele Opern insgesamt denn wohl überhaupt seit der Geburtsstunde des Genres vor etwas mehr als 425 Jahren komponiert worden sein mögen. Über 50.000 lautet die Antwort, knapp die Hälfte davon allein im Barockzeitalter.

Heidenheims Verdiverbundenheit lässt sich freilich nicht nur an nackten Zahlen festmachen. Es gab sogar schon einmal einen Namen dafür. Als man nämlich im Jahre 1996 im Rittersaal eine einschneidende programmatische Wende hin zu Giuseppe Verdi und dessen Werken vollzog, proklamierte der damalige Festspielchef Marco-Maria Canonica Heidenheim zur „Verdi-Stadt nördlich der Alpen“, eine Marke, die für viele in der Stadt, wo man sich lieber kleinmachte, selbstverständlich viel zu groß klang.

Weltklasse oder Provinz?

Leider. Aber Provinz spielt sich ja nicht selten im Kopf ab. Dann, wenn von selbstdefinierter Warte außerhalb die vermeintliche Provinz der Provinzialität geziehen wird. Oder aber, fast noch schlimmer, dann, wenn aus selbstvermuteter Provinzialität heraus all das, was aus dem eigenen Umfeld kommt, ganz automatisch als kleiner und verschnarchter eingestuft wird. Eine Erscheinung, die man als den Masochismus selbstgewählter Provinzialität bezeichnen könnte.

Und so existierte, damals wenigstens, in Heidenheim die Meinung, Festspiele von hier könnten, eben weil von hier, gar keine nationale und erst recht keine internationale Spitzenklasse verkörpern und die Stadt nicht in einem Zug mit Verdi genannt werden. Seither ist viel Wasser die Brenz hinabgeflossen, und es hagelte nationale und internationale Anerkennung für die Festspiele. Sogar von „Weltklasse“ war schon die Rede. Schöne Provinz.

Doch noch einmal zurück zur Verdi-Stadt: Los ging das unter diesem Begriff 1996 mit „Un ballo in maschera“. Es folgten „Nabucco” (1997), „Otello“ (1998), nochmal „Nabucco“ (1999), „Aida“ (2000), „Don Carlos“ (2001) und sodann in den Jahren 2002 bis 2004 die sogenannte „trilogia popolare“ mit den Verdi-Opern „Rigoletto“, „Il trovatore“ und „La traviata“, wobei 2001 „Rigoletto“, 2002 „Il trovatore“ und „Rigoletto“ und 2004 „La traviata“ und „Il trovatore“ und „Rigoletto“ aufgeführt wurden, ein Unterfangen, das Verdi, obzwar der erst 1985 erstmals ins Programm gelangt war, als den inzwischen meistgespielten Komponisten der Heidenheimer Opernfestspielgeschichte weit in Front brachte.

Danach hatte Verdi dann erst mal Pause in Heidenheim. Bis er 2015 mit „Macbeth“ zurückkehrte. Ab 2016 wurden seine Frühwerke fester Bestandteil des Festspielprogramms und Heidenheim, wenn man so will, wieder zur Verdi-Stadt nördlich der Alpen.

Eintrittskarten und Informationen

Eintrittskarten für alle Opernvorstellungen und Konzerte der Heidenheimer Opernfestspiele sind im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses in Heidenheim erhältlich. Detaillierte Informationen zum Programm sind via Internet unter www.opernfestspiele.de erhältlich.