Eine nackte Fassade, bloßer Betonboden, Staub in der Luft und das Dröhnen der Presslufthämmer: So präsentiert sich zurzeit die alte Grundschule im Heidenheimer Ortsteil Großkuchen. Wird die Entkernung des Gebäudes einmal abgeschlossen sein, bleiben lediglich „Böden, Decken und Wände übrig“, erläutert Martin Mettmann, Architekt beim Hochbauamt der Stadt Heidenheim.
Nicht ausgetauscht werden müssen die Fenster, da das Schulgebäude bereits bei einer Sanierung vor einigen Jahren eine Doppelverglasung erhalten hat. Sämtliche Türen samt Rahmung hingegen – egal ob innen oder außen – werden neu installiert, „die alten waren in einem schlechten Zustand“, so Mettmann. Die Außenfassade erhält eine 16 Zentimeter dicke hinterlüftete Mineralfaserisolierung und wird mit einer finalen Schicht aus Faserzementplatten in verschiedenen Grüntönen verkleidet. Natürlich ohne Asbest, versichert er.
Der bisher offene überbaute Außenbereich im Erdgeschoss der Schule wird mit drei großen Glastüren zu einem abgeschlossenen unbeheizten Windfang umgestaltet. Beheizt wird das Gebäude in Zukunft mittels zweier Wärmepumpen. Das funktioniere ungeachtet der Tatsache, dass keine Fußbodenheizung verlegt wird, so Mettmann: „Wir dämmen jetzt besser und haben große Heizkörper.“
Wasserschaden als Auslöser
Notwendig geworden war die Sanierung, weil im Jahr 2022 ein Wasserschaden zum Bruch eines Binders geführt und die Statik des Gebäudes beeinträchtigt hatte. „Wir machen in sämtlichen Gebäuden einmal im Jahr eine Begehung. Und dabei ist festgestellt worden, dass die Leuchten im Gebäude einen Knick an einem Übergang gehabt haben“, erläutert der Architekt. „Und der durfte nicht sein. Wenn wir Glück haben, dann hat sich nur ein Brett gelöst, wenn wir Pech haben, ist es etwas Größeres“, erinnert sich Mettmann.
Man hatte leider Pech: Laub hatte den Regenwasserabfluss des Schmetterlingsdaches verstopft und so für einen Rückstau gesorgt, sodass Wasser ins Gebäude eindrang. Damit so etwas zukünftig nicht wieder passieren kann, wird aus dem Schmetterlingsdach nun ein Satteldach, Regen- und Schmelzwasser fließen dann in die Regenrinnen der jeweiligen Dachkanten. Zusätzlich erhält das Dach eine Photovoltaikanlage. Besonderheit: Die 70 Module werden nicht nach Süden, sondern in Richtung Ost und West ausgerichtet. Damit sei man zwar nicht komplett autark, sagt Martin Mettmann, aber dank des 30-kW-Stromspeichers, den die Schule auch erhalten wird, könne man einiges ausgleichen, „wenn zwischendurch mal ein Tag schlechtes Wetter ist“.
Die 46 Schülerinnen und Schüler der ersten bis vierten Klassenstufe aus Großkuchen und Umgebung werden seit Beginn der Sanierungsarbeiten in einer provisorischen Schule aus Containern unterrichtet. „Wir haben uns sehr gut eingewöhnt, wir haben schöne große und helle Zimmer. Das Unterrichten funktioniert genauso gut wie im bisherigen Schulhaus“, sagt Rektorin Evelin Städler-Schiszl, „die Kinder lieben ihre Klassenzimmer.“
„Das ist immer hoch spannend, wenn hier draußen etwas passiert.“
Evelin Städler-Schiszl, Rektorin
Am Anfang sei das Provisorium für die Kinder noch ein Abenteuer gewesen, erinnert sich die Rektorin. Große Aufregung herrschte im Herbst, als während des Unterrichts ein großer Kran die Containermodule über das jetzige Schulgebäude hinweg auf den Pausenhof absetzte. Die Kinder nehmen auch jetzt höchst interessiert Anteil daran, was sich auf der Baustelle gerade so tue. „Das ist immer hoch spannend, wenn hier draußen etwas passiert“, sagt Evelin Städler-Schiszl.
Allerdings hat der Umzug ins Provisorium auch Veränderungen mit sich gebracht. So steht jetzt weniger Stauraum zur Verfügung. „Wir mussten überlegen, welches Material wir immer benötigen und was lagern wir wo. Da hilft uns der Kindergarten, dort durften wir im Keller etwas zwischenlagern.“ Und auch das Malen mit Wasserfarben ist momentan etwas schwierig, da es keinen Wasseranschluss und auch keine Waschbecken gibt, „aber ansonsten machen wir alles andere genauso wie vorher auch“.
Und noch einen weiteren Unterschied zum bisherigen Schulgebäude gibt es: „Weil wir hier kein Wlan haben, können wir auch nicht mit Tablets arbeiten“, sagt Städler-Schiszl. Das könne man aber pädagogisch „durch andere Methoden und durch andere Unterrichtsmaterialien ausgleichen“, so die Rektorin, man werde „ein Stück kreativer, man hat andere Ideen“. Den Schülerinnen und Schülern fehle es an nichts, sagt sie.
Wenn nach den Sommerferien die Kinder wieder in ihre alte neue Schule zurückkehren werden, wird diese nicht nur schöner aussehen, sondern auch besser ausgestattet sein. So werden in allen Klassenzimmern digitale Tafeln eingebaut, das sind berührungsempfindliche Großbildschirme. Und wenn dann irgendwann einmal die Breitbanderschließung beendet sein wird, verfügt die Schule auch über einen Glasfaseranschluss.
13 Millionen für Heidenheims Schulen
2,4 Millionen kostet die Sanierung der Großkuchener Schule inklusive Photovoltaikanlage und Stromspeicher. 2024 investiert die Stadt Heidenheim insgesamt knapp 13 Millionen Euro in Schulen und Kindergärten im Stadtgebiet. Das Geld fließt beispielsweise in die Generalsanierung der Rauhbuchschule (inklusive Turnhalle), in die Hirscheckschule, in das Bildungshaus Mittelrain sowie in Sanierungs- und Fachraum-Umbauten am Hellenstein-Gymnasium und am Werkgymnasium.