Kinetik, Kunst und Kurioses

Vernissage: Das hat das Lichtkunstfestival Heidenheim der Whild Stage alles zu bieten

Säbelballett, flüssige Hörner und lebendige Schlossmauern: Am Samstag ist das erste Lichtkunstfestival auf Schloss Hellenstein gestartet. Eine Woche lang bespielt der Heidenheimer Verein Whild Stage die historischen Gemäuer. Das ist alles geboten:

Das Schloss ist erobert, die Burgmauern überwunden. Raubritter auf Schloss Hellenstein? Mitnichten. Hier wird weder geraubt noch gerittert. Und doch: Im Eingangsbereich von Schloss Hellenstein schickt eine rüstungsartige Installation direkt ihre besten Grüße. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten entpuppt sich diese als rotierende Schaufensterpuppe im Discokugel-Gewand. Ein perfekter Vorreiter für das, was der Heidenheimer Verein Whild Stage am Samstag dort von der Leine gelassen hat – das allererste Lichtkunstfestival der Stadt.

Es geht um Licht und Reflexion, um Bewegung und Interaktion. Nahezu jeden Winkel des Schlosses hat die Whild Stage dafür in Beschlag genommen, ein langgehegter Traum des Kollektivs. Einer, den der Verein mit zahlreichen anderen Künstlerinnen und Künstlern teilt. Rund 30 Stück – regionale, überregionale und internationale – bespielen noch bis Samstag, 4. Mai, die historische Stätte.

In der Natur der Sache liegt, dass das Festival seine vollkommene Pracht erst nach Anbruch der Dunkelheit entfalten kann. Wer so lange nicht warten kann, darf sich in den Räumlichkeiten sattsehen. Etwa in der Kapelle, in der die französische Gruppe Collectif Scale ihre Zelte aufgeschlagen hat. Die Installation „Flux“ darf ohne Frage als pièce de rèsistance angesehen werden darf. Dutzende, im Kreis angeordnete Lichtröhren leuchten und bewegen sich synchron zur Musik. Ein frenetisches Säbelballett, das permanent mutiert und beinahe schon organisch wirkt.

Viel leuchtende Kunst gab es beim ersten Lichtkunstfestival auf dem Schloss Hellenstein zu bestaunen | Fotos: Markus Brandhuber

Ähnlich lebendig mutet der „Lumihedron“ der Österreicher von Arche Goah an. Das Konstrukt selbst setzt sich aus Schnörkeln und Hexagonen zusammen, mittels 360-Grad-Mapping transformieren drei Beamer die „Lumihedron“-Oberfläche zusätzlich in eine chamäleonartige Haut, die auf Gegenstände reagiert, die ins Innere der Installation gelegt werden. Generative Kunst, kombiniert mit einer unkonventionellen Leinwand.

Selbstverständlich demonstrieren auch Whild-Stage-Eigengewächse ihre Herangehensweise an die Thematik. Florian Görlitz zeigt kinetische Kunstwerke, darunter geschwungene Hörner auf einer motorisierten Platte. Durch die Bewegung wird diese Rotation gar nicht mehr als solche wahrgenommen, die Hörner wechseln dadurch augenscheinlich in einen flüssigen Aggregatzustand und wachsen regelrecht in die Höhe.

Musiknacht Heidenheim fand parallel statt

Eine Synergie aus Licht und Klang hatten sich am Samstagabend Laurenz Theinert und Günther Reger auf die Fahnen geschrieben. Die Außenmauer des Kutschenmuseums, sonst mutet sie unaufgeregt schlicht an, erstrahlte im Wechsellicht. Passend zu den Tönen von Saxophon und Blassynthesizer formierten sich die Farben stetig neu – der wohl faszinierendste Bildschirmschoner, den man zu Gesicht bekommen kann.

Was gibt es noch zu sehen? Viel, so viel sei verraten. So manche der knapp 500 Vernissage-Besucher schienen „nur mal kurz vorbeigucken“ zu wollen, blieben am Ende jedoch bedeutend länger als geplant. Und das trotz des gewichtigen Alternativangebots Musiknacht. Sattsehen kann man sich schließlich genug. Im Marstall verblüfft monochromatisches Licht, der Rittersaal – normalerweise die Domäne der Opernfestspiele – wartet mit reflektierenden Skulpturen und Kreiseln auf und im Schlossmuseum lässt sich spielerisch eine Verbindung zwischen blinkenden Lichtern und Quantenphysik herstellen.

Viel leuchtende Kunst gab es beim ersten Lichtkunstfestival auf dem Schloss Hellenstein zu bestaunen | Fotos: Markus Brandhuber

Am Samstag, 4. Mai: Der Abschluss-Rave

Am Samstag, 4. Mai, findet der Abschlussrave des Festivals ab 19 Uhr draußen im Rittersaal des Schlosses statt. Dieser wird um Mitternacht in zwei Indoor-Locations verlegt. Oliver Huntemann ist der Headliner des Abends. Auf dem Programm steht vor allem Hardtechno. Ende der Veranstaltung ist 5 Uhr.  Eintritt ab 18 Jahren.

So geht es beim Lichtkunstfestival Heidenheim weiter

Eine ganze Woche hält das Lichtkunstfestival auf Schloss Hellenstein Einzug. Unter der Woche ist der Eintritt zur Ausstellung auf Spendenbasis, es empfiehlt sich ein Besuch nach Einbruch der Dunkelheit.

Beim Familientag am Mittwoch, 1. Mai, finden neben Führungen auch Kinderschminken sowie Heißluftballon-Glühen statt. Den Abschluss bildet ein Rave am Samstag, 4. Mai, ab 19 Uhr im Rittersaal und später in den Innenräumen. Tickets für die Abschlussparty gibt es an der Abendkasse.