Nach ausführlicher Diskussion stimmte der Heidenheimer Gemeinderat mit zwei Gegenstimmen der AfD für einen geplanten Solarpark bei Oggenhausen. Der Ortschaftsrat Oggenhausen hatte dem Vorhaben bereits vor zwei Wochen zugestimmt. Die Rheinenergie AG möchte auf einer zehn Hektar großen Fläche an der Gemeindegrenze zu Syrgenstein einen Solarpark errichten. Die Fläche ist in Privatbesitz und wurde vom Investor bereits gepachtet. Sie grenzt an die Oggenhauser Umgehungsstraße K 3006 und ist auf den anderen Seiten von Wald umschlossen. Diese Fragen und Antworten gab es zum geplanten Solarpark:
Wieso will ein Kölner Unternehmen in Oggenhausen bauen?
Diese Frage stellte Stadtrat Thomas Potzner (Freie Wähler). „Wir sind der fünftgrößte Energieversorger in Deutschland“, so Thomas Jenetzky, der die Rheinenergie AG im Gemeinderat vertrat. Der Bedarf bezüglich erneuerbarer Energien könne nicht im Großraum Köln gedeckt werden, deshalb sei man deutschlandweit auf der Suche nach Flächen. Dabei käme insbesondere Grünland mit schlechter Bodenqualität infrage, was auf die Fläche in Oggenhausen zutreffe.
Wer kümmert sich um die Entsorgung, wenn die Laufzeit endet?
Stadtrat Wolfgang Reich (AfD) bekundete seinen Unmut über das Projekt, bei dem es sich aus seiner Sicht „nur um Naturzerstörung“ handle. Er stellte die Frage nach dem Abbau der Solaranlagen. Nach 25 Jahren würden die Anlagen entweder rückstandsfrei abgebaut oder weiterbetrieben, erläuterte Jenetzky. Fundamente würden nur für die Trafostation und einen Batteriespeicher gegossen, beides habe in etwa die Größe einer Garage. Zudem müssten acht bis zehn Kilometer Kabel im Pflugverfahren verlegt werden.
Wird der Solarpark zu vermehrten Wildunfällen führen?
Die Fläche ist an drei Seiten von Wald umgeben und grenzt mit der vierten Seite an die Umgehungsstraße. Diese Lage ist laut Stadtrat Dr. Andreas Brosinger (CDU) problematisch: Der eingezäunte Solarpark werde den Wildwechsel unterbrechen, der momentan über die Wiesenfläche führe. Brosinger befürchtet, dass die Tiere künftig über die Straße laufen und dort mit Fahrzeugen kollidieren könnten. Thomas Jenetzky von der Rheinenergie AG wies auf die anstehende Umweltverträglichkeitsprüfung hin, bei der auch dieses Thema berücksichtigt werde. „Natürlich wollen wir keine Wildunfälle provozieren“, so Jenetzky.
Was hat die Stadt davon, wenn der Solarpark gebaut wird?
Die Rheinenergie AG will die Stadt Heidenheim mit 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde am Solarpark beteiligen. Dies ist laut Paragraph 6 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes möglich. Auf einem Hektar Fläche kann laut Rheinenergie AG durchschnittlich ein Megawatt Anlagenleistung installiert und somit pro Jahr rund eine Million Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Da in Oggenhausen aufgrund des Waldabstands von 30 Metern nur acht Hektar für die Solaranlagen nutzbar sein werden, könnte die Stadt mit Einnahmen von rund 8000 Euro pro Jahr rechnen.
Warum wird in Oggenhausen keine Agri-PV-Anlage gebaut?
Als Agri-PV-Anlagen bezeichnet man solche Solaranlagen, bei denen eine gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung der Fläche möglich ist. Die Frage, warum dies in Oggenhausen nicht möglich sei, kam von Stadtrat Andreas Antoniuk (Grüne). Laut Thomas Jenetzky wird für Agri-PV dreimal so viel Fläche benötigt wie für konventionelle Photovoltaik. „Dafür ist die Fläche in Oggenhausen zu klein“, so Jenetzky.
Wie geht es jetzt mit der geplanten Anlage weiter?
Nachdem der Gemeinderat der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zugestimmt hat, wird jetzt von der Rheinenergie AG ein Planungsbüro beauftragt. Auch die notwendigen Gutachten müssen erstellt werden. Die Bürgerinnen und Bürger sollen mit einer Informationsveranstaltung auf dem Laufenden gehalten werden. Mit der Inbetriebnahme der Anlage wird im Lauf des Jahres 2026 gerechnet.
Wem gehört die Rheinenergie AG?
Die Rheinenergie AG gehört zu 75,8 Prozent der Stadt Köln (über den Umweg einer Holding AG und die Stadtwerke Köln GmbH). Die restlichen 24,2 Prozent sind im Besitz der Westenergie AG, die wiederum eine Tochter der EO.N SE ist. Die Rheinenergie AG beschäftigt rund 2700 Mitarbeitende und versorgt rund 2,5 Millionen Kunden mit Strom, Wasser und Wärme. Das Unternehmen, das 2023 einen Gewinn von 120 Millionen Euro erwirtschaftete, will laut Geschäftsbericht sein Portfolio an erneuerbarer Energie systematisch und strukturiert ausbauen.