Vier Stars des Ehrenamts erhalten den Heidenheimer Bürgerpreis 2023
Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist im Landkreis Heidenheim ausgeprägt. Deutlich wurde das am Donnerstagabend im Sparkassen-Business- Club der Voith-Arena vor mehr als 400 Gästen. Der große Zuspruch sei für die Preisstifter Anreiz gewesen, das ehrenamtliche Engagement zu würdigen – und das nunmehr zum zehnten Mal, sagte Dieter Steck, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse. Dass der Preis trotz des deutschlandweiten Endes 2019 im Landkreis weiter hochgehalten werde, das sei der Kreissparkasse Heidenheim und der Hanns-Voith-Stiftung zu verdanken, die den Preis weiterführten. Darauf wies Catrin Weykopf in ihrer Moderation hin, Mitglied der Redaktionsleitung der Heidenheim Zeitung und Bürgerpreis-Jurymitglied.
U21: Tobias Schied aus Heuchlingen
Tobias Schied aus Heuchlingen ist der Preisträger der Kategorie für 15 bis 21-Jährige. Laudator und CDU-Bundestagsabgeordneter Roderich Kiesewetter verriet dem Publikum, dass er den jungen Mann persönlich kenne. Zwischen Berliner Bahnhof und Reichstagsgebäude habe ihn der 20-Jährige angesprochen, woraufhin der Kontakt zwischen beiden entstand sei.
Kein Wunder, denn Tobias Schied ist politisch aktiv: der Grünen Jugend, bei der Bewegung Fridays for Future vor Ort und auch auf Bundesebene. Darüber hinaus organsiert er sonntags Kindergottesdienste und hat eine große Leidenschaft für Musik. Schied spielt und engagiert sich beim Musikverein Gerstetten, er hilft bei der Jugendarbeit des Vereins und beim Band-Lift-Festival. Er war Teilnehmer beim Wettbewerb Jugend musiziert und hilft beim Jugendorchester des Kreisblasmusikverbandes mit, ist bei der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg Orchestermanager für Blech. Er sei engagiert bei den Städtepartnerschaften seiner Heimatgemeinde Gerstetten mit Frankreich und Ungarn, unterstützt dabei auch das dreifach-nationale Trina-Orchester. „Ein Multitalent“, so Kiesewetters Lob.
Schied berichte von seinen Mentoren in Schule und im Verein, die ihn angetrieben hätten: „Mich hat die Musik durch die Welt getragen und mein Vater hat mich durch unser Dorf getragen.“ Er sei sehr gern überregional unterwegs, aber gerne auch in seiner Heimat.
Alltagshelden: Team Giengener Zusam-Lädle
Aus insgesamt 126 Vorschlägen wurde das Team des Giengener Zusam-Lädles als Preisträger ausgewählt. Passend dazu hielt die früher Giengener Pfarrerin und heutige Pfarrerin der Paulus-Wald-Kirchengemeinde Almuth Kummer die Laudatio. Das Zusam-Team habe im Jahr 2015 einen Laden geschaffen, der wie ein Tafelladen arbeite und eine Anlaufstelle und ein Ort der Begegnung für Bedürftige, Benachteiligte und für Geflüchtete sei.
2015 sein etwa 30 Menschen in den Laden gekommen, derzeit seien es 150 bis 180 Familien oder Einzelpersonen, die Hälfte davon seien ukrainische Geflüchtete. Die Mitarbeiter arbeiteten freiwillig und ohne Lohn und hätten ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen. „Sie tragen mit außerordentlichem Engagement zum Gelingen und zum Zusammenhalt im gesellschaftlichen Leben bei.“
Frieder Hartmann dankte stellvertretend für die Wertschätzung, die dem Team durch den Preis zuteilwurde. „Zusam heißt zusammen, und wir stehen zusammen.“ Er erzählte stellvertretend für das 26-köpfige Team von den Beweggründen und den Entwicklungen. Die Kundschaft habe sich mit den Jahren verändert, heute sei der Laden ein Treffpunkt für ukrainische Geflüchtete geworden, die auch mit anpackten, wenn ein Lkw mit Waren eintrifft. Geblieben sei die Zielsetzung, Menschen in Notsituationen zu helfen. „Giengen steht hinter uns, und das ist super.“
Engagierte Unternehmer: Petra und Paul Gnaier
Aus 21 Vorschlägen fiel die Wahl der Jury in der Kategorie engagierte Unternehmer auf das Schnaitheimer Bäckerei-Ehepaar Petra und Paul Gnaier, auf die Landrat Peter Polta die Laudatio hielt. Stark verwurzelt in der Heimat und mit 300 Mitarbeitenden im Betrieb, werde geholfen in Vereinen, Chören, Kindergärten. „Mal mit Brezeln, mal mit Gebäck, aber auch mit einem Scheck.“
Der ökologische Aspekt mit nachhaltigen Zutaten gehe mit dem sozialen einher, sagt der Landrat und verwies auf die Hilfe für die Vesperkirche, die Aktion Schneeflocke, das Sternenkässle, den Tafelladen, auf den Vortags-Laden in Giengen und den künftigen auf dem Zanger Berg. Das Ehepaar setze sich für Kinder ein, spende Backwaren. „Der Chef ist schon mal selbst unterwegs und verteilt Berliner.“ Für das Ehepaar sei die Hilfe selbstverständlich, sei es bei Katastropheneinsätzen oder bei der Flüchtlingshilfe.
„Dass ich hier oben stehe, das behagt mir nicht so“, sagte Paul Gnaier und zeigte auch im Rampenlicht die ihm eigene Bescheidenheit: „Helfen und Unterstützen gehört zum Leben dazu, da braucht es nicht viel, man muss es einfach tun.“
Kategorie Lebenswerk: Monika Danner
Die Giengenerin Monika Danner erhielt den Bürgerpreis für ihr Lebenswerk und wurde aus 42 Vorschlägen ausgewählt. Danner sei seit mehr als 45 Jahren ehrenamtlich engagiert, sagte Laudatorin Doris Boch, Vorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung Kreis Heidenheim. Als Integration noch kaum geläufig gewesen sei, habe sie sich 1979 in der Sprachhilfe für ausländische Kinder im Kindergarten Lederstraße eingesetzt.
Sie war Elternbeirätin und Elternbeiratsvorsitzende an der Bergschule und setzte sich ein für die Stelle eines Jugendreferenten. Sie war Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Giengener Schulen, engagierte sich in der Lokalen Agenda 21. Sie war Mitglied des Planungsteams Notinseln für einen sicheren Schulweg, Mitglied des Arbeitskreises Inklusion, im Vorbereitungsteam Lokales Bündnis Familie, war Familienpatin für eine Vietnamesische Familie. Sie war Giengens Vertreterin im Förderverein sicherer Landkreis. „Das Wohl der Kinder und Jugendlichen ist eine Herzensangelegenheit für unsere Preisträgerin“, sagte Boch. „In Giengen heißt es, dass die Schulen in Giengen ohne sie nicht da wären, wo sie heute stehen.“
Der Preisträgerin selbst ist das aber nicht genug, wie sie im Rahmen ihrer Dankesworte wissen ließ. In der Schulsozialarbeit müsste man nach ihrer Vorstellung weiter sein. „Jede Schule sollte zwei Schulsozialarbeiter haben.“ Denn die Problemlagen seien vielfältig, und die Lehrer könnten dies nicht mittragen.
Wer entscheidet, wer den Bürgerpreis erhält?
Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury, die sich zusammensetzt aus Roderich Kiesewetter (CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim), Andreas Stoch (Landtagsabgeordneter und Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg), Peter Polta (Landrat des Landkreises), Michael Salomo (Oberbürgermeister der Stadt Heidenheim), Catrin Weykopf (Mitglied der HZ-Redaktionsleitung), Doris Boch (Vorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung), Almuth Kummer (Pfarrerin der Paulus-Wald-Kirchengemeinde), Dieter Steck, (Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heidenheim), Meinrad Schad und Erwin Krajewski (bei der Preisträger-Auswahl im Vorstand der Hanns-Voith-Stiftung).