"Auf geht's Michael"

Vier Wochen Kultur, Musik und ein Rave in der Heidenheimer Michaelskirche

Dancefloor, Sportarena, Musikbühne, Literaturtreff: Zu all dem wird die Heidenheimer Michaelskirche ab dem 21. Juni. Den Auftakt macht das Künstlerkollektiv Whild Stage mit pulsierenden Beats im Gepäck.

Vier Wochen lang, vom 21. Juni bis zum 20. Juli, wird die evangelische Michaelskirche in der Heidenheimer Stadtmitte aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen und als vielfältig bespielte Bühne dienen. Unterhaltung, Mitmach-Aktionen, Besinnliches und vor allem Musik ist geboten von Country, Folk, Pop, Klassik bis zu Chorgesang. „Dieses Jahr liefen die Vorbereitungen nebenher und der Kalender füllte sich fast von allein, was dafür spricht, dass die Kirche als Veranstaltungsort bekannt ist“, sagt Dekan Gerd Häußler, bei dem die Fäden für „Auf geht’s, Michael“ zusammenlaufen. Viele Teilnehmer aus dem vorigen Jahr haben sich gemeldet und neue Akteure haben die Kirchenbühne für sich entdeckt.

Was Whild Stage für den Rave in Heidenheim plant

Den Auftakt in der Michaelskirche machen die Künstler von Whild Stage mit einem Sommer-Rave, der die Kirche und den Platz drum rum in einen pulsierenden Tanzfloor verwandelt. Start ist um 15.30 Uhr, das Ende ist für 0 Uhr angekündigt. „Wir wollen die Sommervibes feiern“, sagt Reika Novak von Whild Stage. Drinnen wird die Kirche in das typische Wild-Stage-Licht getaucht und House-, Disco- und Techno-Beats werden Lust auf Tanzen und Sommer machen.

Max Hoffmann und Alexander Pfendert waren voriges Jahr im Line-up der DJs. Foto: Reika Novak

Das Set ist weitgehend fertig: Robin Peichl steht mit Hagen Sablotny alias Anlagenhagen zu Beginn am Mischpult mit weicherem Melodic-Techno, danach werden Janas Fritz und Max Hoffmann in einem weiteren sogenannten „b2b“ auflegen. Als Headliner angekündigt ist die DJ-Künstlerin Loraw aus Heilbronn, die für ihre härteren Techno-Beats gefeiert wird.

Lichtkunst gepaart mit Orgelbeats

Was den Rave zudem besonders macht: Bezirkskantor Leonhard Hölldampf wird zu den Beats an der Orgel improvisieren. „Das war im vorigen Jahr schon ein super Erfolg und hat viel Spaß gemacht“, erzählt Novak.

Das Publikum, so glaubt Reika Novak, wird gemischt sein. „Durch das Lichtkunstfestival sind wir nicht nur klassischen Ravern, sondern einem breiten Publikum aufgefallen.“ Sie werden immer wieder nach dem Alter gefragt, ob jemand zu alt sei für die Veranstaltung. „Zu alt ist niemand, Zielgruppe sind alle, die unser Angebot cool finden.“

Heidenheimer Opernfestspiele zur Marktzeit

Ist der Rave vorbei, werden andere Klänge die Kirche füllen. Am Tag darauf lädt der Kulturverein „Halbe Treppe“ zur Open Stage ein, also zur offenen Bühne, ein Programmpunkt, der auch im vorigen Jahr gut ankam.

Besonders freut sich Dekan Häußler darüber, dass die Opernfestspiele wieder mit dabei sind, immer samstags zur Marktzeit geben sie einen Überraschungsauftritt. Zu den Neuen gehören die Musiker Michael Reidick (Gesang) und Ilonka Heilingloh (Klavier) mit einem französischen Liederabend „Petites Chansons“ am Freitag, 28. Juni, 19.30 Uhr. Ebenfalls neuer Akteur ist die Schnaitheimer Folk-Band Corkscrooh, die am Donnerstag, 11. Juli, 19 Uhr, Irish Folk, Balladen sowie Pub- und Trinklieder zum Mitsingen anstimmt.

Ein Doppelkonzert ist für Freitag, 19. Juli, angekündigt. Ab 18 Uhr spielen die vier jungen Musikerinnen und Musiker der Pop-Band „Remember us“ der Musikschule Hits der vergangenen Jahrzehnte, ab 20 Uhr macht die Band „Lucy4NewCountry“ mit Country und Rock ’n’ Roll weiter.

Ein Wochenende im Zeichen der Ukraine

Das Wochenende 14. und 15. Juli wird ukrainisch: Der Verein „Heidenheim für Ukraine“ hat Kontakt zum ukrainischen Hardy-Orchestra hergestellt, das am Sonntag, 14. Juli, 18 Uhr, in der Michaelskirche mit Stücken von Händel, Mozart und Vivaldi sowie ukrainischen Volksliedern gastiert. Am Tag zuvor hat der ukrainische Chor Heidenheim seinen Auftritt.

Lesungen, Theater und mehr

Neuer Gast in der Michaelskirche ist der Bestsellerautor Gerhard Raff, der am Donnerstag, 4. Juli, ab 20 Uhr mit „Herr, schmeiß Hirn ra!“ auftreten und den Erlös der Veranstaltung der Kirche spenden wird. Den Platz unterhalb der Kirche haben im vorigen Jahr „Quasi Musici“ entdeckt. Wenn das Wetter mitspielt, wird die Plattform auf halber Höhe abermals zur Bühne, die Treppen darüber zur Tribüne für die fünf Herren um Li Schnitzer am Donnerstag, 18. Juli, 18.30 Uhr.

Die Mädchen und Jungen des Heidenheimer Sporttheaters bringen auch diesmal wieder Akrobatik in die Heidenheimer Michaelskirche. Foto: Markus Brandhuber

Wieder am Start sind das Sporttheater Heidenheim (6. und 7. Juli), die Gruppe „Omas gegen rechts“, Bezirkskantor Leonhard Hölldampf mit Orgelspiel und Vortrag, die Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit mit Aktionen für Kindergarten- und Schulkinder sowie das Naturtheater mit einer szenischen Lesung (alles am Mittwoch, 3. Juli). Auch argentinischer Tango wird in der Kirche wieder gefeiert und der Bezirkskantor gibt spezielle Kinderführungen an der Orgel. Der Heidenheimer Künstler Horst Widmayer lässt am 30. Juni ein Kunstevent steigen.

Auch Nachdenkliches findet seinen Platz: Einen Abend lang dreht sich alles um den Frieden aus verschiedenen Perspektiven. An einem anderen Abend leitet Coach und Mediator Jürgen Brandt dazu an, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen lernen und innere Stabilität finden.

Das komplette Programm ist nachzulesen unter https://www.aufgehtsmichael.de/kalender.

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Eine Kirche als Kulturzentrum

Entstanden ist die Idee für „Auf geht’s, Michael“ aus den Überlegungen der evangelischen Kirchengemeinde, wie es mit dem meist ungenutzten Kirchengebäude weitergehen soll. Im ersten Jahr wurde „Auf geht’s, Michael“ begleitet vom Architekturbüro Prinzmetall. Die Aktionswochen 2023 sollten zum Ausprobieren dienen: Was funktioniert in der Michaelskirche und was nicht? Am Ende stellten die Architekten die Vision eines Kulturzentrums Michael in den Raum.

„Die Aktion im vorigen Jahr hat einiges im Gang gesetzt“, sagt Dekan Häußler. „Es ist zwar nicht klar, in welche Richtung es gehen wird, aber es tun sich immer wieder neue Ideen auf“, sagt Dekan Häußler. Ein kleiner Beirat sei gegründet worden, bestehend aus interessierten Leuten aus der Kirche. Eine intensive Nutzung als Kulturort sei kaum möglich, sagt Häußler und zählt die fehlende Zufahrt und Barrierefreiheit auf sowie den Brandschutz. Für kleinere Veranstaltungen sei die Kirche jedoch gut geeignet. Im Raum stehe auch die Idee einer teilweisen Nutzung als Jugendkirche mit Erlebnischarakter.