Acht VR-Brillen liegen in einem der hellen Seminarräume der Stadtbibliothek in Heidenheim bereit. Sie sind der Schlüssel zum Eintritt in die virtuelle Welt des digitalen Spiels „Beat Saber“. Bernhard Sapper, ein Coach der Computerschule Heidenheim (CSS) prüft die W-Lan-Verbindung, checkt die Server und Funktion der Brillen. Lukas Mannes vom Bundesfreiwilligendienst (BufDi) und Nico Ilg, der ein FSJ Digital macht, gehören ebenfalls zum Vorbereitungsteam.
In der jungen Generation ist Beat Saber weitgehend bekannt, es liegt ganz vorne bei den Virtual-Reality-Spielen. Bei diesem Videospiel taucht der Spieler in einen virtuellen Raum ein. Dort kommen ihm Blöcke im Takt zu ausgewählten Songs entgegengeflogen. Diese müssen im richtigen Rhythmus mithilfe zweier Controller zerschlagen werden, die durch die Brille wie eine Art Laserschwert erscheinen. Der Spieler sammelt so Punkte. Von außen mag es seltsam aussehen, wenn die Personen mit den Brillen im Raum stehen und in der Luft herumwedeln – doch diese tauchen beim Blick durch die VR-Brille in eine andere Welt ein.
Ein miteinander und auch gegeneinander
Die Idee des Turniers in der Stadtbibliothek war ursprünglich in vergangenem Jahr als Teil des Sommerprogramms geplant, allerdings waren die ersten Teilnehmer noch Anfänger, die keinerlei Berührung mit einer VR-Brille oder Beat Saber hatten. „Wir hatten schon alles ausgearbeitet, von einem Punktesystem, bis zu Ranglisten und Gewinnen“, erklärt Sapper. „Nun liegt der Fokus allerdings zuerst darauf, genügend Spieler vorzubereiten, die dann auch wirklich zu einem Wettkampf antreten können“. Der 35-Jährige fand selbst Gefallen an dem Videospiel, als er es bei einem Freund zu Hause ausprobierte und brachte seine Idee der Leitung der Computerspielschule vor.
Mehr als nur ein Spiel in der Stadtbibliothek Heidenheim
Bei dem Beat Saber Turnier geht es aber um mehr, als nur die höchste Punktzahl zu knacken. Es geht auch darum, alle Generationen und Bevölkerungsgruppen den Zugang in die digitale Spielewelt zu ermöglichen. Darin sind sich Margit Gerstmayr, 62, Diplom-Bibliothekarin der Stadtbibliothek und Jan Von der Osten, 52, Leiter der Computerspielschule, einig. Beide haben großen Gefallen an dem Spiel. Dass die CCS in den Räumen der Stadtbibliothek angesiedelt ist, kommt bei diesen Vorhaben sehr gelegen. „Das ermöglicht uns, Medienpädagogik, Gaming und alles drumherum in einem Ort zu vereinen und möglichst viele Altersgruppen erreichen zu können“, sagt der 52-Jährige. Gemeinsam mit einigen jungen pädagogischen Mitarbeitern bieten sie ein bunt gefächertes Programm mit verschieden Videospielen, Brettspielen und mehr an. Um Kinder und Jugendliche anzusprechen, sind es vor allem junge Coaches, darunter Schüler, Berufsschüler, aber auch Studenten, die ihnen die Videospiele nahebringen und sie überwachen.

Mit den Tablets, die auf dem Tisch neben den Brillen liegen, kann das Geschehen der Spieler per Streaming-Übertragung auch für außenstehende Gäste sichtbar gemacht werden. „Viele Eltern waren schon mit dabei, um zu sehen, was mit den Kindern und Jugendlichen überhaupt unter den Brillen passiert und waren beeindruckt.“ Die Eltern werden auch selbst angehalten, es einmal auszuprobieren. „Die meisten machen dann doch gern mit und haben Spaß“, sagt Bernhard Sapper. „So wird auch ein Verständnis und Bindung zwischen ihnen und den Kindern geschaffen, da sie dadurch besser verstehen können, was ihr Kind an den Spielen so fesselt und wie sie funktionieren.“
Verbindung von digitalem und analogem Spielen
„Uns ist es wichtig, das Digitale immer mit dem Analogen zu verbinden“, sagt Von der Osten. Durch die Bewegung und das Treffen des Takts zur Musik sollen Koordination und Fitness gefördert werden. Brettspiele passend zu den Videospielen, liegen oft daneben, um Abwechslung zu bieten. Bei dem Mario-Kart-Turnier, das die Computerspielschule bereits im Oktober beim Jungen Kulturfest in Heidenheim veranstaltete, wurde nicht nur am Bildschirm gespielt. Es wurden Karts aus Pappe gebaut, mit denen Kinder selbst durch einen Parkour laufen konnten.
Die Fürsorge für die Kinder ist den Leitern wichtig. Deshalb achten die Coaches auf die Einhaltung der Altersbeschränkung der Spiele mithilfe des Bibliotheksausweises. Zudem braucht es eine Berechtigung der Eltern. Die Spielzeiten der Kinder sind im normalen Regelbetrieb reguliert. Nicht nur bei Beat Saber, sondern auch bei anderen Spielen wird nach jeder Stunde einmal pausiert. „Den Kindern macht es aber meist so viel Spaß, sich selbst auszupowern, dass sie freiwillig Pausen einlegen“, sagt Sapper.
Das Ziel des Turniers und auch des Angebotes soll sein, VR-Brillen kennenzulernen, zusammenzukommen und auch eine Möglichkeit für diejenigen zu bieten, die es sich diese Spielewelt finanziell nicht leisten können. „Die Teilhabe ist das Wichtige“, sagt Von der Osten. Die Computerspielschule möchte allen Generationen das Spielen ermöglichen, von 12 bis 80 ist alles dabei. Es soll ein offenes, kostenloses Angebot sein, ohne Barrieren. Daher gibt es auch Veranstaltungen, bei denen die ältere Generation Videospiele testen und spielen können, in einem „geschützten Rahmen“ und ohne Angst vor dem Urteil der jüngeren Menschen, so das Anliegen der Leiter der Computerspielschule.
Noch weitere Turniere in Planung
Es sind bereits weitere Termine für Beat Saber Turniere und andere Videospiele im kommenden Jahr geplant, der Terminkalender ist noch nicht veröffentlicht worden. So wird am 24. Januar ein Minecraft Turnier stattfinden, bei dem Spieler überleben, Aufgaben erfüllen und Schätze suchen sollen.