Oftmals sagt man im Leben auch etwas, indem man nichts sagt. So ist es gerade beim Voith-Konzern: Nach einem Jahr mit vielen negativen Schlagzeilen, in denen es um Produktionsverlagerung, Arbeitsplatzabbau und den geplanten Verkauf eines Teilbereichs von Voith Turbo ging, verschweigt das Unternehmen am Ende das Konzernergebnis.
Natürlich muss Voith die Zahlen nicht nennen, das Unternehmen ist keine Aktiengesellschaft, es gibt also keine Verpflichtung, das Ergebnis zu veröffentlichen. Oder doch? Voith muss seine Zahlen im Bundesanzeiger publizieren, dort wird auch der Konzernabschluss 2023/24 zu sehen sein, allerdings mit zeitlicher Verzögerung. Frühestens im Herbst 2025 können sich die Mitarbeitenden der Firma – und das sind in Heidenheim knapp 4000 Menschen – dann ansehen, was unter dem Strich im Geschäftsjahr 2023/24 bei Voith übrigblieb.
Sind die Zahlen schwarz oder rot?
Bis dahin kann man davon ausgehen, dass wild spekuliert wird. Ein Ebit von 245 Millionen und ein Ergebnis nach Steuern von 73 Millionen Euro standen im vergangenen Jahr in den Büchern von Voith. Im jetzt abgeschlossenen Geschäftsjahr war es weniger. Das kann viel bedeuten: Lag man ein paar Millionen Euro darunter? War das Ergebnis so schlecht wie 2020/21, als inmitten der Corona-Pandemie nur eine Million Euro übrigblieb? Oder ist Voith sogar in die roten Zahlen gerutscht und hat Verlust gemacht?
Mit dieser Ungewissheit lässt der Konzern seinen Beschäftigten nun allein. Wenn man mündige Mitarbeitende haben möchte, die Eigeninitiative und Eigenverantwortung zeigen, muss man ihnen auch zumuten, dass sie darüber Bescheid wissen, wie es ihrem Unternehmen geht. Und wenn die schlechten Zahlen auf Risikovorsorge und Einmaleffekten beruhen, wird der Voithianer das womöglich auch verstehen. So bleiben ihm nur Rätselraten, Flurfunk und Gerüchteküche. Das könnte am Ende schädlicher sein als Transparenz.