Voith prüft den Verkauf der Division Commercial Vehicles innerhalb des Konzernbereichs Turbo. Die sogenannte Due-Diligence-Prüfung, bei der der Zustand eines Unternehmens analysiert wird, um seinen Verkaufswert abzuschätzen, läuft wohl schon seit mehreren Wochen. Am Donnerstag wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer internen Mitteilung darüber informiert, dass Voith prüfe, ob „die Zukunftsfähigkeit der Division Commercial Vehicles unter einem neuen Eigentümer gestärkt werden kann.“ Betroffen wären davon rund 1000 Mitarbeitende in Deutschland, davon rund 200 in Heidenheim, vor allem in den Bereichen Entwicklung und Vertrieb.
Erst im April war dieselbe Division in den Schlagzeilen, damals kündigte Voith einen geplanten Stellenabbau in diesem wirtschaftlich gebeutelten Bereich an. „Der Wandel von konventionellen zu alternativen Antriebsformen ist eine weltweite Entwicklung, die sich zukünftig noch weiter beschleunigen wird“, teilte Voith im Frühjahr in diesem Zusammenhang mit. Auch Nutzfahrzeuge seien von der zunehmenden Bedeutung emissionsfreier Antriebsstränge betroffen. Hauptprodukt im Bereich Commercial Vehicles ist das Diwa-Automatikgetriebe für Busse, bei dem eine sinkende Nachfrage zu verzeichnen ist. Voith stellt dieses seit 1953 her, seit 1963 hauptsächlich im Getriebewerk in Garching bei München.
Mehr als 200 Stellen werden abgebaut
Für den Stellenabbau in der Division Commercial Vehicles wurde ein Interessenausgleich mit dem Gesamtbetriebsrat erzielt, der für die Standorte Crailsheim, Heidenheim, Zschopau und Garching gelte, teilt die Pressestelle von Voith auf Anfrage mit. „Insgesamt werden in Deutschland 206,5 Stellen in der Division Commercial Vehicles wegfallen. Im Ausland werden zusätzlich rund 65 Stellen entfallen.“ Der Abbau erfolge schrittweise bis zum Jahr 2028/29, wobei der Schwerpunkt in den Geschäftsjahren 2024/2025 und 2025/2026 liegen werde.
Der Division Commercial Vehicles müsse es gelingen, so schnell wie möglich eine starke Marktposition als E-Mobility-Anbieter für Busse und schwere Nutzfahrzeuge zu erlangen, heißt es von Seiten des Unternehmens. Dies könne am besten gelingen, wenn die Division mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit agieren könne. Parallel zur Eigenständigkeit prüfe man den Verkauf der Division.
Betriebsrat: Verkauf als letzte Option
Laut dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Alexander Schlotz sorge diese Nachricht für sehr viel Unruhe in der Belegschaft. „Das ist eine Hiobsbotschaft“, so Schlotz. Er betont aber auch, dass damit noch kein Beschluss für einen Verkauf gefallen sei. Der vor sechs Wochen geschlossene Interessenausgleich über den geplanten Stellenabbau bleibe trotzdem gültig. „Dieser ist aufgrund der Marktsituation unerlässlich“, meint der Betriebsratsvorsitzende.
Ein Verkauf von Commercial Vehicles sei aus Sicht des Betriebsrats nur die letzte Option. „Wir finden es nicht gut, wenn wir unsere Produkte aus der Hand geben“, sagt Schlotz. Der Betriebsrat sei von der Wettbewerbsfähigkeit der Division überzeugt, weshalb man den Interessenausgleich über den Arbeitsplatzabbau auch für einen richtigen Schritt in eine profitable Zukunft des Bereichs halte.