Geschäftszahlen

Heidenheimer Firma Voith steigert Umsatz und Ergebnis 2022/23

Bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag gab der Heidenheimer Voith-Konzern seine Geschäftszahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr 2022/23 bekannt. Alle wesentlichen Kennzahlen konnten im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden.

Heidenheimer Firma Voith steigert Umsatz und Ergebnis 2022/23

Bei Voith ist man mit dem am 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2022/23 zufrieden. Im Rahmen der Jahrespressekonferenz wurden am Dienstag die Geschäftszahlen bekanntgegeben. Unternehmenschef Dr. Toralf Haag begrüßte die Journalistinnen und Journalisten bei dem digitalen Meeting „aus der Bundesliga-Stadt Heidenheim.“ Er sprach von einem „profitablen Wachstumskurs in einem schwierigen Marktumfeld“: Der Konzern konnte seinen Umsatz um 13 Prozent auf 5,51 Milliarden Euro steigern. Auch das operative Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern, Ebit) wuchs von 200 Millionen (2021/22) auf 245 Millionen Euro. Das Konzernergebnis nach Steuern lag bei erfreulichen 73 Millionen Euro, nachdem es sich bereits im vergangenen Geschäftsjahr erholt hatte: 2021/22 blieben unterm Strich 30 Millionen Euro, nachdem es im Jahr zuvor nur eine Million Euro gewesen war.

„Voith hat im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut seine Resilienz unter Beweis gestellt“, so Konzerngeschäftsführer Dr. Toralf Haag. Trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen habe man weiter profitabel wachsen und den Cashflow steigern können. „Die klare Fokussierung auf nachhaltige Technologien zahlt sich aus“, urteilt Haag. Der Auftragseingang, der im Vorjahr schon auf Rekordhöhe lag, hat sich nochmals um 19 Prozent gesteigert auf 6,14 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand liegt damit nach Angaben des Unternehmens bei 7,22 Milliarden Euro.

Konzernbereich Hydro

Zu den positiven Kennzahlen trugen alle drei Konzernbereiche bei: Bei Voith Hydro gingen Aufträge in Höhe von 1,92 Milliarden Euro ein (Vorjahr: 1,1 Milliarden Euro). Der Umsatz stieg von 1,05 Milliarden Euro auf 1,19 Milliarden Euro. Zum operativen Ergebnis trug Hydro allerdings nur mit sechs Millionen Euro bei. Damit ist dieser Unternehmensbereich das Sorgenkind, was das Abwerfen von Gewinnen angeht: „Hydro ist in der Profitabilität noch unbefriedigend“, so Toralf Haag. Wichtig sei im Bereich Hydro das Wachstum im Servicebereich, wodurch man unabhängiger vom oft volatilen Projektgeschäft werde, erläuterte der Unternehmenschef. Zudem hob er hervor, dass man im Pumpspeichersegment mehrere Aufträge erhalten habe.

Konzernbereich Paper

Den höchsten Beitrag zu Umsatz und Ergebnis des Voithkonzerns leistete erneut Voith Paper. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei 145 Millionen Euro (Vorjahr: 131 Millionen Euro). Der Umsatz stieg von 2,2 Milliarden auf 2,24 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ist in diesem Konzernbereich allerdings leicht gesunken von 2,26 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro. Zwei Aufträge hob Haag hier besonders hervor: Einen Full-Line-Auftrag von Stora Enso in Finnland für Umbau der bestehenden Papiermaschine zur größten Kartonmaschine Europas sowie ein Auftrag von Shanying Suzhou Paper aus China zur Lieferung von zwei Papiermaschinen.

Konzernbereich Turbo

Das deutlichste Wachstum aller drei Konzernbereiche kann Voith Turbo für sich reklamieren, allerdings auch begünstigt durch zwei Akquisitionen, nämlich das Schweizer Hydraulik-Unternehmen Argo Hytos und die IGW Rail aus Tschechien, einen Hersteller von Radsatzgetrieben für Züge. „Wir sehen eine robuste Entwicklung bei Turbo“, erläuterte Stephanie Holdt, Finanzchefin des Unternehmens. Der Umsatz lag bei Voith Turbo bei 1,99 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,56 Milliarden Euro), der operative Gewinn bei 80 Millionen Euro (Vorjahr: 48 Millionen Euro). „Bei Turbo sind wir in einem Transformationsprozess hin zu elektrischen Antrieben“, erläuterte Toralf Haag.

Weltweit über 22.000 Mitarbeitende

Voith beschäftigte zum Stichtag 30. September weltweit 22.479 Mitarbeitende (umgerechnet auf Vollzeitstellen), ein Jahr zuvor waren es 21.491. Am Standort Heidenheim sind rund 4000 Menschen beschäftigt. Insgesamt sind 18 Prozent der Mitarbeitenden bei Hydro beschäftigt, 35 Prozent bei Paper und 36 Prozent bei Turbo. Die restlichen elf Prozent der Beschäftigten sind für den gesamten Konzern oder Serviceeinheiten tätig. Der Zuwachs um rund 1000 Mitarbeitende resultiere aus dem Zukauf der IGW Rail sowie einem Aufbau von Beschäftigten im Bereich Hydro für Projekte.
Wichtig für die Entwicklung des Unternehmens Voith sind auch technische Neuerungen: Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Im Geschäftsjahr 2022/23 waren es 232 Millionen Euro, was 4,2 Prozent des Konzernumsatzes entspricht.

Umsatzrückgang erwartet

Im laufenden Geschäftsjahr rechne er mit einer gedämpften weltwirtschaftlichen Lage, erläuterte Firmenchef Haag. Die Kriege im Nahen Osten und der Ukraine beträfen das Unternehmen zwar nicht direkt, aber mittelbar. Außerdem gehe er von hohen Zinsen und einer drohenden wirtschaftlichen Abschwächung aus, so Haag. Bei Voith erwarte man trotzdem eine stabile Entwicklung der zentralen Kennzahlen: ein Auftragseingang auf hohem Niveau, aber unter dem Vorjahr, ein leichter Rückgang des Umsatzes, aber eine verbesserte Profitabilität, die sich in einer leichten Steigerung beim operativen Ergebnis (EBIT) zeigen soll. Strategisch sehe sich Voith als nachhaltiger Technologiekonzern, dem die Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung neue Geschäftsfelder eröffnen.

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Von der Schlosserwerkstatt zum Weltkonzern

Der Voith Konzern ist aus der Entwicklung einer Schlosserwerkstatt zu einer Papiermaschinenfabrik entstanden. Aber auch Turbinen waren von Anfang an Bestandteil des Portfolios. Heute gibt es drei Konzernbereiche: Bei Voith Paper werden nach wie vor Papiermaschinen gebaut, aber auch bestehende Anlagen umgebaut und gewartet. Voith Hydro war ursprünglich ein Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens Engery, gehört aber seit 2021 komplett zu Voith. Hydro ist ein Komplettanbieter zur Ausstattung von Wasserkraftwerken, unter anderem mit Generatoren, Turbinen und Pumpen. Bei Voith Turbo werden Antriebs- und Bremssysteme hergestellt, beispielsweise Automatikgetriebe für Busse, Turbogetriebe für Züge, aber auch Schiffsantriebe wie der Voith-Schneider-Propeller.

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