Abschied nach 10 Jahren

Warum Pfarrerin Iris Kettinger ihre Kirchengemeinde verlässt und ins Klinikum wechselt

Mit einem letzten Gottesdienst verabschiedete sich am Sonntag Pfarrerin Iris Carina Kettinger von ihrer Kirchengemeinde. Die 61-Jährige wird Seelsorgerin am Klinikum Heidenheim.

Etwa 60 Mitglieder der Auferstehungskirchengemeinde fanden am Sonntagvormittag den Weg in die Johanneskirche auf dem Zanger Berg, um sich von ihrer Pfarrerin zu verabschieden. Iris Carina Kettinger leitete diese Gemeinde zehn Jahre lang, „ich wusste auch, dass ich die letzte Pfarrerin an dieser Gemeinde sein werde. Nach mir wird diese Stelle nicht mehr besetzt werden“, so Kettinger. Wenn sie nun an ihren Abschied denke, dann werde ihr „wehmütig ums Herz“, wie die Pfarrerin gestand.

„Ich bin dankbar für die zurückliegende Zeit, in der viele Weichen gestellt wurden und Entscheidungen getroffen werden mussten, damit die evangelische Kirche auch zukünftig in allen Stadtteilen Heidenheims sichtbar bleibt“, so Kettinger in ihrem Gottesdienst. Sie bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde, es seien viele gewesen, die ihre Arbeit mitgetragen und sie unterstützt hätten. Die Auferstehungskirchengemeinde ist die erste in Heidenheim, die fusioniert wurde, sie entstand 2007 aus der damals noch selbstständigen Johannesgemeinde und der Christuskirchengemeinde.

Iris Carina Kettinger wird als Klinikseelsorgerin an das Klinikum Heidenheim wechseln. Foto: René Rosin

Für sie sei es ein Trost, dass sie zwar in ein anderes Pfarramt wechsle, „aber nicht in eine andere Stadt“. Die 61-Jährige wird die Nachfolge von Pfarrer Thomas Völklein als Klinikseelsorgerin am Heidenheimer Klinikum antreten. Ein Amt, „auf das ich mich sehr freue“, sagt Kettinger, „weil ich gespürt habe, dass die Begleitung von Menschen in Krisen, Krankheit und Trauer meiner Begabung entspricht“. Über Erfahrungen diesbezüglich verfügt sie bereits seit vielen Jahren, denn sie hat eine Ausbildung in klinischer Seelsorge absolviert und war als Klinikseelsorgerin einer Rehaklinik tätig, „im letzten Jahr habe ich mich mit medizinethischen Fragen an der Universität Wien beschäftigt“.

Iris Carina Kettinger wurde 1963 in Dettingen geboren, „meine Schulzeit habe ich am Hellenstein-Gymnasium, altsprachlicher Zug, verbracht“, sagt sie. Kirche und Religion haben sie dabei bereits in ihrer Kindheit geprägt, „es gab eine sehr lebendige Jugendarbeit vom Jugendwerk, da bin ich so reingewachsen. Die spirituelle Atmosphäre in der Kirche hat mir immer gefallen, da habe ich mich immer beheimatet gefühlt“, erinnert sich Kettinger.

Der Tod des Vaters war prägend

Als sie acht Jahre alt war, kam Kettingers Vater ums Leben. Für sie wurde dieser Verlust zu einem Wendepunkt, weil bei ihr die Beschäftigung mit theologischen Fragen einsetzte, wie sie sagt. Sie wollte wissen, was einem Menschen Halt geben und wo man Hilfe finden kann. Der Tod ihres Vaters und eine schwere Erkrankung haben sie so sehr beschäftigt, dass die Auseinandersetzung mit diesen Erfahrungen prägend für ihren Berufswunsch werden sollte: Kettinger wollte Theologie studieren und Seelsorgerin werden.

Nach ihrem Theologiestudium in Tübingen und Marburg war sie zuerst als Studentenpfarrerin in Stuttgart tätig. Anschließend absolvierte sie ihr Vikariat im Kirchenbezirk Herrenberg. Ihre Ordination zur evangelischen Pfarrerin fand in der Stiftskirche Herrenberg statt. Anschließend wechselte sie zusammen mit ihrem Mann auf eine Pfarrstelle in Genkingen im Dekanat Reutlingen. Danach zogen sie und ihr Mann zurück in den Landkreis Heidenheim. Er bewarb sich auf die Schulpfarrstelle am Hellenstein-Gymnasium und sie wurde Leiterin des ökumenischen Projektes der Kirchen auf der Landesgartenschau 2006.

„Ein kurzer Moment der Unsicherheit“

Wie bei so vielen Menschen, die sich für die Seelsorge als Beruf entscheiden, gab es auch im Leben von Iris Carina Kettinger die Idee, vielleicht doch besser Ärztin zu werden. „Da gab es so einen kurzen Moment der Unsicherheit, ob ich lieber in einen medizinischen Beruf gehen oder den Pfarrberuf ergreifen soll“, erzählt sie. Die entsprechenden schulischen Voraussetzungen hätte sie gehabt. Dass sie nun – mutmaßlich bei ihrer letzten beruflichen Station – tatsächlich an einem Klinikum landen wird, fühlt sich deshalb für sie auch in gewisser Weise nach einer Fügung an.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar