Denn Martin Szegedis Ventil geht auf, wenn er dichtet. Man könnte das jetzt sprachlich zum Widerspruch in sich ausspinnen oder sich in launigen Wortspielereien ergehen. Doch Martin Szegedi ist ja kein Abdichter, sondern Dichter. „Und ein Dichter“, sagt er, „muss reden und schreiben, worüber man gewöhnlich nicht schreibt oder redet.“
Dazu muss das Ventil aufgehen. Und in diesem Sinne betrachtet der Dichter Szegedi das Dichten. „Es ist ein wichtiges Mittel für mich selber, aber auch ein wichtiges Mittel, um das auszusprechen und damit loszuwerden, was das kollektive Unterbewusstsein ansonsten verdrängt. Es geht in diesen Gedichten nicht zuallerletzt um Tabus. Man muss in einer offenen Gesellschaft alles sagen können.“ Und fragen auch.
Mit offenem Visier
So treibt den Dichter erneut allerhand um und kommt Martin Szegedi, wie immer, thematisch weit herum und klopft dabei in durchaus vertrauter Manier und in seinem ureigenen Stil eigene oder auch vorgefundene Gedanken ab, um sie weiterzudenken, fortzudenken oder, falls er die Notwendigkeit sieht, auch umzudenken. Das geht ihm ebenso ernsthaft wie lustig von der Hand – niemals mit erhobenen Zeigefinger, immer mit offenem Visier. Und so schreibt er denn am Ende eines seiner Gedichte: „Für mich heißt es: steh‘ deinen Mann – wenn auch bloß mit Lyrik!“
„Ventil“, der nach „Ausgesetzt“, „Was auf der Hand liegt“, „Die Ehe mit unserer Zeit“ und „Privileg“ fünfte Gedichtband von Martin Szegedi, ist bei „Books on Demand“ erschienen und unter der ISBN 978-3-7583-0557-3 überall im Buchhandel erhältlich.
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