Geht’s noch schlimmer? Offenbar schon. Nachdem die von Donald Trump gewonnene Wahl und das Aus der Ampel-Koalition in der vorangegangenen Kolumne bei meiner Kollegin viele aus Frustration entstandene Fragen aufgeworfen hatte, geht es mir beim Blick auf die vergangenen Tage so, dass ich am liebsten in Winterschlaf verfallen würde. Der sollte dann bis mindestens 23. Februar andauern.
Schauen wir erst mal in das Land, in dem sich die unbegrenzten Möglichkeiten in negativer Form bei der Bildung eines Kabinetts wiederfinden. Wen Trump alles in seine Regierung holt, macht sprachlos. Skandalpolitiker und Erzkonservative sind vorgesehen, darunter ein Fernseh-Moderator, der Verteidigungsminister werden könnte. Politische Erfahrung: null. Taugt ein Impfgegner als Gesundheitsminister? Es fällt schwer, auch nur ein Fitzelchen an Positivem aus dem Geschehen herauszuziehen.
Vor der eigenen Haustür war es diese Woche nicht viel besser. Kaum war die Ampel gesprengt, ging das Geschacher und Gezeter los. Es entspann sich ein Kampf um Deutungshoheiten, vor allem aber ging es um den Termin, an dem der nächste Bundestag gewählt werden soll.
Innenhalten ist heutzutage wohl nicht möglich
Innehalten? Reflektieren? Gibt es heutzutage wohl nicht mehr. Nicht bei der Opposition und nicht bei den bisherigen Regierungsparteien. Zu sehen war das bei der Regierungserklärung Mitte der Woche im Bundestag. Interessant zu verfolgen, wie abschätzig die einstigen Partner übereinander herfielen und wie schnell sich neue Allianzen bildeten. Und wie schnell Funktionierendes zumindest gedanklich über den Haufen geworfen werden sollte – wie das Deutschlandticket.
Es ging mitunter polemisch und populistisch zu im Bundestag. Vor allem aber war am Mittwoch Wahlkampfauftakt. Mir schwant diesbezüglich Böses bis zum 23. Februar. Der einzige Lichtblick in den vergangenen Tagen ist die Festlegung auf dieses Datum als Wahltag. Der 19. Januar wäre nicht nur für alle Kommunen ein kaum zu bewältigender Kraftakt gewesen. Für die Bürgerinnen und Bürger hätte das wahrscheinlich Stimmenfang auf dem Weihnachtsmarkt und Partei-Broschüren mit der Weihnachtspost mit sich gebracht.
Die Adventszeit, die ohnehin schon viel zu hektisch geworden ist, ist eigentlich eine Zeit der Besinnung, der Einkehr und der Vorbereitung aufs Weihnachtsfest. Wahlversprechen können da zumindest mir gestohlen bleiben. Schönes Wochenende!