Anfang 2026. Die in Heidenheim beschäftigten Polizistinnen und Polizisten sollten sich diese Zeitangabe schon mal rot im Kalender markieren. Dann nämlich zieht ihr Revier nach aktuellem Stand von der Schnaitheimer Straße ins Gebäude Karlstraße 20. Rückblickend werden die Sanierungsarbeiten dort anders verlaufen sein, als ursprünglich geplant. Langsamer als die Polizei erlaubt, gewissermaßen.
Seit 1936 befindet sich das Heidenheimer Polizeirevier an der Schnaitheimer Straße 14. Das langgestreckte, nicht unter Denkmalschutz stehende Haus ist seither in vielerlei Hinsicht in die Jahre gekommen und genügt längst nicht mehr den Standards der Neuzeit. Schon seit Langem ist deshalb eine räumliche Veränderung im Gespräch. Ein Neubau für die gesamte Polizei war schnell vom Tisch, weil sich in der Innenstadt kein geeignetes Grundstück anbot, stattdessen eröffnete eine umfassende Gebäuderochade neue Perspektiven. Teil des Gesamtpakets: der Wechsel des Reviers ins ehemalige Kripo-Gebäude an der Karlstraße. Der Umzug sollte nach einer gut einjährigen Umbauphase im Frühsommer 2023 erfolgen.
Planung wurde überarbeitet
Es kam anders. Weil sich das Land gesetzlich dazu verpflichtete, seine Verwaltung bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu gestalten, wurden alle noch nicht umgesetzten Bauvorhaben durchleuchtet. Ergebnis: Ab dem Sommer 2022 wurde die praktisch fertige Planung überarbeitet. Dieser Schritt galt vor allem der Wärmeversorgung, um dem Klima- und Umweltschutz anschließend in ausreichendem Maße Genüge zu tun.
Jetzt, nach mehr als einem Jahr, ist die neue Zielmarke gesetzt: „Der aktuelle Terminplan geht von einer Baufertigstellung von Ende 2025 aus, sodass ein Umzug Anfang 2026 erfolgen kann“, sagt Dr. Stefan Horrer, Leiter des Amts Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd, auf Anfrage.
Duschcontainer im Hof
Vergangene Woche begannen Abbrucharbeiten im Inneren des Gebäudes. Im Vorfeld waren im Hof zwei Baustellen-WCs und ein Duschcontainer aufgestellt worden. Dieser steht während der Bauphase Brandermittlern und jenen Beamten zur Verfügung, die Sport getrieben oder Schießübungen absolviert haben.
Am kommenden Mittwoch sollen die Rohbauarbeiten losgehen. Horrer zufolge wird zunächst rings um das Gebäude das Erdreich abgegraben und eine Dämmung angebracht. Der Gehweg entlang der Karlstraße wird neu hergestellt und so angehoben, dass das künftige Revier ebenerdig betreten werden kann. Die weiteren Gewerke starten dann nach und nach.
Im Sommer 2023 war noch offen, wie die benötigte Wärme künftig erzeugt werden soll. Eine Machbarkeitsstudie sollte die Antwort liefern, die Horrer so zusammenfasst: „Die Heizung erfolgt zukünftig mittels Luft-Wärme-Pumpen, die sowohl die Karlstraße 20 als auch die beiden Gebäude Kurt-Bittel-Straße 12 und 14 versorgen. Den Strom hierzu liefern Photovoltaikanlagen auf der Karlstraße 20, den Carports und den Garagen.“
Veränderungen haben sich nicht nur beim zeitlichen Ablauf, sondern auch beim finanziellen Rahmen ergeben. Anfänglich stand ein Betrag von 2,6 Millionen Euro im Raum. Allerdings habe es sich dabei um „eine frühe erste Schätzung im Rahmen der Überlegungen zur ursprünglichen Studie zur Unterbringung der Polizei in Heidenheim“ gehandelt, sagt Horrer. Und diese Schätzung sei nicht belastbar gewesen.
Kosten deutlich gestiegen
2022 war von knapp 4,5 Millionen Euro die Rede, ein Jahr später bereits von 6,5 Millionen. Das Vorhaben habe sich erheblich verteuert, räumt Horrer ein, da im Zuge der Umplanungen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung große Eingriffe erforderlich gewesen seien. Konkret nennt er die Dämmung der Fassade, den Einbau von Flächenheizungen, den Austausch sämtlicher Heizleitungen und die Installation der Wärmepumpen samt der zugehörigen Infrastruktur.
Eine große Rolle spielen zudem die deutlichen Steigerungen bei den Baupreisen: „Diese betragen für die vorliegende Maßnahme seit der Kostenberechnung im Jahr 2021 35,4 Prozent“, so Horrer. Bedeutet: Schlussendlich kostet die Renovierung des Gebäudes Karlstraße 20 rund 8,6 Millionen Euro. Dafür erhalte die Polizei ein neuwertiges, modernes, funktionales und repräsentatives Gebäude, sagt der Amtschef.
Altes Reviergebäude: Zukunft noch offen
Unverändert sind laut Dr. Stefan Horrer die Überlegungen, was mit dem Gebäude Schnaitheimer Straße 14 geschehen soll, nachdem das Polizeirevier ausgezogen ist. Somit gilt weiterhin: Will das Land die Räumlichkeiten anschließend für eigene Zwecke nutzen, bleibt es Eigentümer. Ist das nicht der Fall, so kann eine öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaft – beispielsweise die Stadt oder der Landkreis – die Immobilie zu ihrem aktuellen, gutachterlich ermittelten Wert erwerben. Geschieht auch das nicht, ist es Privaten möglich, gegen Höchstgebot zum Zug zu kommen.